Tetenal Parvofin Tabs
Entwickler für Schwarzweißfilme. Dunkelkammer. Fotolabor. Analoge FotografieReview 2021 © Thomas Gade
Tetenal Parvofin Tabs
2021 brachte Tetenal einen Entwickler für Schwarzweißfilme in einer ungewöhnlichen Konfektionierung auf den Markt. Anstelle eines verdünnbaren Konzentrats oder Tüten mit Pulver, wird 'Parvofin Tabs' vom Benutzer aus zwei Tabletten mit Wasser angesetzt. Eine große und eine kleine Tablette sind jeweils separat in Plastiktüten verpackt, die widerum paarweise zusammenhängen, um Verwechslungen zu vermeiden.Passend zum Konzept gibt es auch einen Fixierer als Tabletten zum Auflösen in Wasser, nämlich Tetenal Superfix Tabs.
Plastikdose mit Ziplock Beuteln
Ansatzvorschriften
Die Parvofin Tabletten (Tabs) sind in warmen Wasser (ca. 50° C) aufzulösen. Mit destilliertem Wasser kann man Einflüsse durch Kalk und andere gelöste Stoffe vermeiden. Inwieweit das wirklich bedeutsam ist, hängt von der lokalen Wasserqualität ab. Ich nehme Leitungswasser, das zuvor durch einen Britta-Wasserfilter geflossen ist.Normalverdünnung | 1 Tablettenduo | zu lösen in 150 ml Wasser |
Sparverdünnung | 1 Tablettenduo | zu lösen in 300 ml Wasser |
Aus dem Datenblatt von Tetenal: "Der Ansatz erfolgt durch das Auflösen von PARVOFIN TABS in heißem Wasser. Ideal ist ca. 50-60 °C heißes Wasser – höhere Temperaturen sind möglich, hingegen verhindern niedrigere Temperaturen das schnelle Auflösen der Tabletten. Die Portionierung „je 1 Tablette A und B für 150 ml“ als Normalverdünnung ermöglicht ein besonders einfaches und gleichzeitig auch ein sehr variables Handling: Je nach Füllmenge der verwendeten Entwicklungsdose wird die erforderliche Anzahl Tabletten in Wasser aufgelöst, z.B. 2 x A und 2 x B für 300 ml oder 3 x A und 3 x B für 450 ml, usw. Optional kann mit einer Sparverdünnung gearbeitet werden. Dann ist die Portionierung „je 1 Tablette A und B für 300 ml“. Gleichermaßen kann auch hier in Schritten von jeweils 300 ml ein Mehrfaches von 300 ml angesetzt werden: z.B. je 2 x A und 2 x B für 600 ml, 3 x A und 3 x B für 900 ml, usw. Ob die Normalverdünnung oder die Sparverdünnung angewendet wird, ist eine individuelle Entscheidung des Anwenders – beide Optionen ermöglichen eine gleich hohe Qualität der Entwicklung. Die Sparverdünnung erfordert längere Entwicklungszeiten, sie steht aber auch für niedrigere Kosten. ... " |
Normal- oder Sparverdünnung?
Im weit verbreiteten Entwicklertank JOBO 1520 für zwei Filmspiralen für Kleinbilfilm (35mm) oder eine Spirale für Rollfilm, reichen 150 ml nicht aus, um eine einzelne Spirale für Kleinbildfilm völlig unterzutauchen. Dafür braucht man ca. 250 ml, bzw. in der Praxis die 300 ml aus der Sparverdünnung beim Verrühren eines Tablettenpaars. Aus Kostengründen ist die Sparverdünnung eigentich immer vorzuziehen.Laut der Tabelle für Entwicklungszeiten (für 20° C und Beta 0,65) dauert die Entwicklung eines Ilford FP4 Plus mit Normalverdünnung 5:30 Minuten und mit Sparverdünnung 7:30 Minuten. Pi mal Daumen verlängert sie sich mit der Sparverdünnung bei verschiedenen Filmen um rund 40 - 50 % gegenüber der Normalverdünnung. Es geht stets nur um wenige Minuten. Kein Grund, dafür doppelt so viele Tabletten aufzulösen. Beim Preis von 29,20 € (Oktober 2021) für 10 Tablettenpaare, also 2,92 € für ein Paar, wäre die kurze Zeitersparnis teuer erkauft.
Sicherlich kann man noch stärker verdünnen, um die 485 ml für die volle Füllung eines JOBO 1520 Tanks zu erhalten. Im Gegenzug wird eben länger eintwickelt, um die geringere Konzentration auszugleichen. Dafür gibt es aber keine Angabe für Entwicklungszeiten. Oder man entwickelt im Rotationsverfahren, das nur die halbe Tankfüllung erfordert.
Verpackung für lange Haltbarkeit verbessern
Die Tetenal Tabs sind einzeln in kleine Plastiktüten mit Druckverschluss verpackt. Diese Verpackung empfinde ich als unzureichend. Tabletten, die in Wasser aufgelöst werden, müssen bis zur Verwendung sicher vor Feuchtigkeit bewahrt werden. Man beachte die Verpackungen von Tabletten aus der Apotheke. Sie sind so eingeschweißt, dass sie hermetisch und steril vor ihrer Umgebung geschützt sind. Kaufen wir feuchtigkeitsempfindliche Produkte in wieder verschließbaren Beuteln mit Druckverschlüssen, dann sind die Kanten darüber bis zum Anbruch zusätzlich verschweißt. Niemand verlässt sich alleine auf den Druckverschluss, der auf seiner gesamten Länge sorgfältig zusammengedrückt werden muss und auch an jeder Stelle dicht zu halten hat.
Aus meiner Erfahrung sind solche Verschlüsse nicht immer vollständig und dauerhaft luftdicht, noch verhindern sie in jedem Fall eine Atmung oder erweisen sich stets als verlässlicher dauerhafter Schutz von in Wasser löslichen Stoffen vor Feuchtigkeit. Solche Tüten sind praktisch in der Küche oder zum Mitnehmen von Lebensmitteln, aber selten für längere Zeit so dicht verschlossen, dass enthaltene Luft bei moderatem Druck auf die verschlossene Tüte nicht entweicht oder ein luftiges Gebäck, das man in einer solchen Tüte vor dem Einfrieren zusammendrückt, nicht doch etwas Luft zurücksaugt, um seine ursprüngliche Form anzunehmen.
Tetenal Parvofin Tabs. Einige großen Tabletten aus einer Dose sind zerbrochen oder lösen sich auf.
Beim Prüfen der Tabletten in einer Tetenal Parvofin Tabs Dose zwei Monate nach Anbruch, entdeckte ich drei Tüten mit den größeren Tabletten, die dabei waren sich aufzulösen. Die Dose ist nie heruntergefallen und wurde auch nicht durchgeschüttelt. Mechanische Belastungen über ein Maß hinaus, das man jeder Aspirin-Verpackung schadensfrei zumutet, schließe ich als Ursache aus.
Tetenal sollte hier unbedingt nachbessern, um die Erwartung einer mehrjährigen Haltbarkeit nicht zu enttäuschen.
Bewertung
Bei meinen Tests lieferte der Entwickler ordentliche Ergebnisse. Die Negative gerieten einwandfrei, so weit so gut.An sich ist es eine gute Idee, Fotochemie jedes Mal frisch vor Gebrauch aus Tabletten in der benötigten Menge anzusetzen, weil auf diese Weise bei relativ seltenem Verbrauch keine Konzentrate oder Gebrauchslösungen durch lange Standzeiten ihre Eigenschaften verändern oder ihre Wirksamkeit komplett verlieren.
Die Umsetzung ist Tetenal leider nicht so gut gelungen. Das Ansetzen in warmem Wasser bedingt eine Abkühlung bevor der Filmentwickler verwendet werden kann.
Es stört mich, dass einige der großen Tabletten in ihren Tüten zerbrechen oder zerbröseln. Mir bestätigt das meine Vermutung, dass die Ziplock-Tüten nicht wirklich als Verpackung geeignet sind. Ob die Pulvermischung und ihr Pressen zur Tablette insgesamt nicht ausgereift ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich gehe jedoch davon aus, dass die Chemiker bei Tetenal die nötige Kompetenz haben.
Zu teuer
Inzwischen (März 2022) wurde der Preis von 29,95 € auf etwas über 35 € angehoben. Das ist ein stolzer Preis für einen Filmentwickler, dem deutlich preiswertere Alternativen mit etwa gleicher Ergebnisqualität Konkurrenz machen. Der hohe Preis passt nicht zu der (aus meiner Sicht) zweifelhaften Verpackung der einzelnen Tabletten und zur etwaigen Bruchware.
Mir ist nicht klar, welche Zielgruppe angesprochen werden soll. Diejenigen, die heute noch einen höheren Durchsatz an Filmen haben, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit wesentlich kostengünstigere Entwickler einsetzen. Für jüngere Einsteiger in die analoge Fotografie mit schmalem Budget sind die Entwickler-Tabletten durch ihren hohen Preis vermutlich höchstens einmal attraktiv. Wird die analoge Fotografie zu einer nachhaltigen Beschäftigung mit besseren Kenntnissen über Produkte und Preise, dürfte dies einen Wechsel des Filmentwicklers nach sich ziehen.
Vielleicht ist es ökonomisch nicht machbar, aber wenn Tetenal mit den Tabs dauerhaft punkten möchte, sollte es Sparangebote geben, beispielsweise je eine Dose mit Parvofin und Superfix Tabs im Paket für maximal 40 €. Natürlich bei gleicher Inhaltsmenge wie jetzt. Legt man einige preiswerte Schwarzweißfilme von Foma oder Agfaphoto dazu, wäre das bereits ein gutes Geburtstags-oder Weihnachtsgeschenk für den analogen Nachwuchs.
© Thomas Gade
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