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Excire Foto / Search

Bildanalyse und Bildersuche mit künstlicher Intelligenz ( KI )

Review 2024 © Thomas Gade


Excire 2024

Excire ist eine moderne Software von der Pattern Recognition Company GmbH aus Lübeck. Es gibt Excire Foto als Standalone Version und Excire Search zum Andocken an Adobe Lightroom. Leider ist die Version nicht mit Adobes kostenlosem Dateimanager Bridge kompatibel. Außerdem gibt es kostenlos noch Excire Foto Light.


Excire ist keine klassische Bildverwaltungssoftware. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Nutzung künstlicher Intelligenz zur Bildanalyse und Bildersuche. Die Macher scheinen überzeugt zu sein, dass das reicht. IPTC Einträge werden stiefmütterlich behandelt. Bildbearbeitung? Man kann Fotos lediglich nach links oder rechts drehen.

Ausgangslage für meinen Test

Um 1995 begann ich Fotos zu scannen. Anfangs setzte ich Flachbettscanner von Agfa ein. Noch vor der Jahrtausendwende folgten die Scanner für Kleinbildfilm. Neben dem Aufbau und der Pflege eines eigenen Archivs aus eigenen und fremden Fotos, habe ich 18 Jahre lang Projekte betreut, die Museen und Archive beim Digitalisieren ihrer Bilder unterstützten.

Das Einbetten von individuellen Bildbeschreibungen, Titeln, Stichwörtern und weiteren Angaben in jede einzelne Bilddatei gehörte von Anfang an dazu. Dazu braucht man IPTC-Editoren. Die Standards zum Schreiben der Metadaten haben sich im Laufe der Jahre geändert. In manchen Fällen gelang es, alte Zeichensätze mit FotoStation zu konvertieren und den XMP Bereich zu nutzen. Aber viele Fotos wurden seit ihrer Digitalisierung nicht mehr angefasst. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass moderne Software alle Arten von IPTC korrekt interpretiert und am besten auch veraltete Formen der Einbettung in neue konvertiert. Die Programme müssen im Team spielen. Einzelgänger sind für die nachhaltige Pflege von Archiven nicht brauchbar, weil im Laufe etliche Jahre verschiedene Software zur Digitalisierung, Bildbearbeitung und IPTC-Beschriftung beiträgt.

Die Bildbeschreibungen sind niemals vollständig und berücksichtigen auch nicht alle denkbaren Suchparameter. Außerdem kommt es zu Fehlern beim Bestimmen von Motiven oder Rechtschreibfehlern. Weiterhin erfolgen die Einträge in einer bestimmten Sprache und deshalb ist die Bildersuche in anderen Sprachen mit Programmen nicht möglich, die Hobby-Fotografen bis hin zu kleinen Archiven zur Verfügung stehen.

Als Ergänzung zu klassischen Mitteln der Bildverwaltung wünscht man sich von der künstlichen Intelligenz eine Analyse der Bilder mit Erkennung der Motive und eine erfolgreiche Bildersuche, die nicht nur auf IPTC-Einträge angewiesen ist. Die Korrektur und Ergänzung der IPTC-Infos durch künstliche Intelligenz wäre gut. Idealerweise kann sie die IPTC-Einträge für neue Fotos selber vornehmen. Ferner wäre die Beseitigung von Sprachbarrieren erstrebenswert. Die Nutzer der Datenbank des Programms zu Bildverwaltung können mit ihren eigenen Muttersprachen erfolgreich nach Bildern suchen.

Inzwischen gibt es einige Apps, die ziemlich gut Pflanzen und Tiere bestimmen können. Die großen Suchmaschinen im Internet (Google, Yandex, Bing …) erkennen Sehenswürdigkeiten, Brücken und auffällige Bauwerke etc. auf Fotos, die man zur Analyse hochlädt.

Welche Software kann diese Wünsche auf lokalen PCs erfüllen? Lokal bedeutet, dass die Bilder nicht ins Internet hochgeladen werden oder in einer Cloud gespeichert werden müssen. Die KI-Assistenz erfolgt offline.

DSGVO-Konformität

Um die DSGVO-Konformität zu gewährleisten, ist Excire für die lokale Verwendung konzipiert und benötigt keine Internetverbindung.  Das ist zu begrüßen, weil auch ohne Datenschutzgesetze viele Eigentümer von Dateien das Speichern und die Verarbeitung im eigenen Hause vornehmen möchten und nicht durch Dienste im Internet, bei denen keine Kontrolle über die Verwendung der Dateien besteht.

Kein Verzeichnisbaum

In der linken Spalte von Excire sehen wir keinen kompletten Verzeichnisbaum, sondern nur die Laufwerke, auf denen sich Ordner befinden, die durch den Prozess ‚Ordner hinzufügen‘ in die Datenbank aufgenommen werden. Ob man das eine oder andere lieber mag, ist eine persönliche Präferenz.

KI-Bildanalyse

Excire analysiert Fotos in bestimmten Ordnern inklusive der Unterordner. Dabei werden KI-Stichwörter erzeugt und Infos in eine Datenbank eingetragen. Mit der Funktion "Metadaten speichern" können Stichwörter und Kategorien aus der Datenbank in den Metabereich der individuellen Bilddateien kopiert werden. Das funktioniert mit JPG, PNG und TIF Dateien. Für RAW-Dateien werden gleichnamige Sidecar-Dateien mit XMP als Dateiendung erstellt, sofern diese nicht bereits von einem RAW-Konverter erstellt wurden.

Wenn bereits vorhandene Stichwörter beim Import berücksichtigt werden sollen, muss dies in den Programmeinstellungen entsprechend gewählt werden. Pfad: Datei/Einstellungen/Metadaten/Stichwörter aus Fotos laden.

Excire Foto listet zunächst die mit der eigenen KI generierten Stichwörter und fügt darunter die bereits im Bild eingebetteten Stichwörter hinzu.

Schwacher IPTC Editor

IPTC Daten sind wichtig. Der Metadaten-Editor für Exif und IPTC von Excire weist jedoch viele Lücken auf. Beispielsweise gibt es darin kein Feld, das die eingebetteten Stichwörter anzeigt und manuelle Korrekturen oder neue Einträge ermöglicht. Excire 2024 berücksichtigt eingebettete IPTC-Informationen zur Bildersuche. Dass sie auch zur Bestimmung der Motive genutzt werden, konnte ich in der Praxis nicht nachvollziehen. Eine Konvertierung alter IPTC-Einträge wird von Excire nicht angeboten.

Foto drucken?

Im Kontextmenü zu Fotos finde ich keinen Druckbefehl. Versucht man es mit STRG + P, wie in vielen anderen Programmen, öffnet sich ein Einstellungsmenü.

Daten

Hersteller Pattern Recognition Company GmbH
Bezeichnung Excire / Excire Search
Preis 189 € (im August 2024)
Betriebssystem Windows 10, 11 (64 Bit)
MacOS ab 10.15

Diverse Programme im Mix

Zum Aufbau und Pflege eines Archivs tragen im Laufe der Zeit mehrere Programme bei. Das Umbenennen von Dateien kann in vielen erfolgen. Schon mit RAW-Konvertern und Scanprogrammen lassen sich IPTC-Infos einbetten. Dabei beschränkt man sich auf pauschale Infos, die später mit anderer Software individuell korrigiert oder ausgebaut werden. Außerdem verändern Programme sich allmählich durch Updates. Es ist gut, wenn Software Änderungen durch andere Programme erkennt und seine eigenen Datenbankeinträge entsprechend korrigiert. Zum Beispiel, wenn man im Explorer Bilder löscht, die daraufhin auch von anderen Programmen nicht mehr angezeigt werden sollten. Die Bereinigung verwaister Datenbankeinträge und Thumbnails sollte automatisch erfolgen. Viele Programme zur Bildverwaltung können das nicht, bieten aber eine Datenpflegeoption an, die Fotobestände mit der Datenbank vergleicht und fehlerhafte Einträge löscht.

Erstellt man mit Photoshop eine bearbeitete Kopie von einem Bild und speichert sie im gleichen Verzeichnis wie die Ursprungsdatei, wird sie zunächst von Excire ignoriert. Die Anpassung muss manuell initiiert werden. Das passiert nicht durch den Befehl ‚Status aktualisieren‘, sondern durch ‚Synchronisieren‘ im Kontextmenü für angeklickte (rechte Maustaste) Ordner.  In der Praxis ist das umständlich und wird sicherlich häufig vergessen.

Finden durch Texteingabe



Excire enthält eine Suche nach freien Texten (Promts) wie bei ChatGPT oder in Internet-Suchmaschinen. Die Abfrage kann deutsch oder englisch erfolgen.



Die Suche nach 'Libelle am Schilfhalm' ergab 21 Fotos. Darunter waren drei richtige Treffer. Sie wurden in der oberen Reihe angezeigt. Offenbar sind die Bilder nach Relevanz sortiert.



Prompt-Suche (Finden durch Texteingabe): Ausflugsdampfer auf der Havel. In den IPTC-Stichwörtern steht bei vielen Bildern als Ort der Tegeler See und nicht die Havel. Excire-Foto 2024 ignoriert solche Hinweise. Das Ähnlichkeitslimit war auf 20 eingestellt. Sogar bei der Einstellung 1 wurden Ausflugsdampfer auf anderen Gewässern als Treffer angezeigt.

Eine weitere Suche nach "Ausflugsdampfer in Argentinien" mit Ähnlichkeitslimit auf Stufe 1 ergab über 200 Bilder mit Schiffen in Deutschland.



In den Einstellungen wird festgelegt, welche Infos zur Bildersuche berücksichtigt werden. Aktivert man 'Stichwörter aus Fotos laden', ist die Annahme falsch, dass sie zur Bildanalye beitragen. Hier verschenkt Excire noch wichtige Hinweise.

KI generierte Stichwörter

Excire wirbt auf seiner Website mit diesem Slogan: "Nie mehr Schlagworte manuell eingeben." Wir vergleichen die KI-Stichwörter von Excire 2024 mit denen von ACDSee Photo Studio Ultimate 2024.



Excire 2024: Architektur, Gebäude, Gemüse, Karotte, Lebensmittel, Markt, Person, Stadt

ACDSee Photo Studio Ultimate 2024: Lebensmittel, Gemüse und Karotten

Der Schnee wird von beiden Programmen nicht erkannt und somit auch nicht die Jahreszeit Winter. In den eingebetteten IPTC-Infos steht u.a.: Berlin. Obst- und Gemüse Markt im Winter. Schnee. Wurzeln. Diese Infos werden von der KI in beiden Programmen ignoriert.



Excire 2024: Frucht, Gemüse, Lebensmittel, Wassermelone

ACDSee Photo Studio Ultimate 2024: Lebensmittel, Obst, Wassermelone

Botanisch gesehen, sind  Wassermolen kein Obst, sondern Gemüse. Im normalen Alltagsverständnis zählt man sie aber zum Obst. Welchen Begriff zieht man vor? 




Excire 2024: Farblos, Kamera, Technologie

ACDSee Photo Studio Ultimate 2024: Fotografie, Fotografie-Ausrüstung, Kamera, Objektiv

Die schriftlichen Angaben auf dem Foto werden ignoriert. Beide Programme nutzen keine Texterkennung.




Excire 2024:  Raubtier, Reptil, Schlange, Tier

ACDSee Photo Studio Ultimate 2024: Kleidung, Schaltfläche

Das Wort Schaltfläche in ACDSee könnte ein Übersetzungsfehler für ,button‘ sein. Dieses Bild enthält die IPTC-Stichwörter: Hemdknopf, Kleidung, Knopf. Dass diese Hinweise von der künstlichen Intelligenz ignoriert werden, beweist die völlig falsche Interpretation von Excire 2024.



Excire 2024: Excire|Tier, Tier|Vogel, Ungesättigt, Vogel|Pinguin

ACDSee Photo Studio Ultimate 2024: Natur, Blume, Höhle, Tier, Vogel, Pinguin

KI-Stichwörter noch unzuverlässig

Die Bestimmung der Bildinhalte ist teilweise zutreffend, aber oft ungenau oder falsch. Braucht man Stichwörter wie Ungesättigt, Farbenfroh oder Farblos oder eine per KI vorgenommene Beurteilung der Ästhetik?

Bei weiteren Vergleichen fiel die schlechte Erkennung technischer Geräte auf. Sogar Smartphones werden sehr oft nicht identifiziert. Excire schreibt manchmal Handy, aber häufiger Selektive Farbe, Farblos oder Ungesättigt oder weist keine Stichwörter zu. Teleskope oder Mikroskope konnte die KI beider Programme nicht identifizieren. Abgesehen davon hatte ACDSee beim Test eine etwas höhere Trefferquote und vergab weniger unsinnige Stichwörter.

Experimentelle Phase

Die KI-Analyse ist noch nicht ausgereift und deshalb keine effektive Unterstützung Assistenz zur Bildverwaltung. Weder nutzt sie die bereits vorhandenen IPTC Einträge noch OCR zur Texterkennung.

Gesichtserkennung



Die Suche nach Bildern mit Gesichtern kann differenziert eingestellt werden.


Ergebnis: Suchen nach einem Gesicht, Porträt, Senior



Ergebnis: Suche nach Gesichtern



Ergebnis: Suche nach zwei Gesichtern

Analyse

Analyse ist ein Statistiktool, das u.a. zählt, mit welcher Kamera und welchem Objektiv fotografiert wurde. Es kann auch Lieblingsmotive erkennen.



Das Balkendiagramm zeigt an, mit welchen Objektiven die indizierten Fotos aufgenommen wurden. Es können nur solche berücksichtigt werden, die Exif-Daten liefern. Alte Objektive aus der Zeit vor Exif oder Mikroskope, Spektive und Teleskope, die zum Fotografieren genutzt werden, können nicht (korrekt) erkannt werden.

YouTube Rezensionen

Auf YouTube gibt es einige positive Rezensionen. Es scheint, als ob die Tester selber keine IPTC Infos eintragen und deshalb mit den Suchergebnissen und Stichwörtern von Excire zufrieden sind. Eine kritische Betrachtung ist aber in den Kommentaren unter den Filmen zu erkennen.

Bewertung

Excire ist ein interessantes Programm. Wenn es ernsthaft in der Bildverwaltung mitmischen möchte, muss es jedoch seinen Funktionsumfang erweitern und die KI-Trefferquote stark verbessern. Aus meiner Sicht kann Excire auf dem aktuellen Stand nur diejenigen begeistern, die sich sonst kaum Mühe machen, ihre Bilder ordentlich zu archivieren. 'Besser als gar nichts', könnte man sagen. Aber für mittlere bis hohen Ansprüche in der Bildverwaltung ist Excire derzeit eher ein spannendes Spielzeug als ein ernstzunehmendes Werkzeug.

Im Vergleich mit ACDSee Photo Studio Ultimate 2024 mit umfangreichen Funktionen, die flott durch KI erweitert werden, bietet Excire noch nicht genug und ist teurer.



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