Pentax MX Spiegelreflexkamera
analoge Fotografie / 135 Kleinbildfilm2018 © Thomas Gade
Die Asahi Pentax MX erschien 1976 nur ein Jahr nach der größeren Pentax KX, die zur ersten Serie mit dem neu eingeführten K-Bajonett gehörte und der ebenfalls 1975 eingeführten Pentax K1000, die zu den meistverkauften Spiegelreflexkameras gehört. Alle drei sind vollmechanische Kameras, die lediglich für die Belichtungsmessung kleine Batterien benötigen.
Der japanische Hersteller, damals Asahi Optical K.K., brachte ab Mitte der 1970er Jahre diverse Modelle heraus, die später jeweils einen nahezu legendären Status erlangten. Bereits die früheren Spotmatic und ES Modelle waren schon hoch entwickelt, hatten aber noch den M42 Anschluss, der 1975 vom K-Bajonett abgelöst wurde.
Eigene Erfahrungen
Früher habe ich gerne mit Spiegelreflexkameras und Pentax fotografiert. Zur Zeit des Falls der Berliner Mauer (1989 / 1990) nutze ich oft die Pentax ME super und Pentax MX, weil die Gehäuse klein waren und mit einem Weitwinkel- und Normalobjektiv in kleine Fototaschen passten. Damals war ich meistens mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Fahrrad unterwegs und wollte deswegen keine schwere Ausrüstung dabeihaben. Deshalb kenne ich diese Kameras ganz gut und nutze Pentax SLRs aus den 1970er auch heute noch gelegentlich.An der Pentax MX fand ich bestechend, dass sie ohne Batterien funktionierte, wenn man auf die Belichtungsmessung verzichtete. Da ich früher hauptsächlich Schwarzweißfilmen belichtete und selber entwickelte, kannte ich aus der Praxis die für mich relevanten Kombinationen aus Blende und Belichtungszeit für nahezu alle Situation auswendig. Mit der komfortableren Pentax ME super habe ich häufiger fotografiert, aber es war immer beruhigend, eine Pentax MX als Backup dabei zu haben. Im Prinzip war die Vorstellung irrational, mal ohne Strom auskommen zu müssen, weil die kleinen Knopfzellen - die auch die ME super mit Strom versorgten - lange hielten, und außerdem klein und billig waren. Die totale Abhängigkeit der Pentax ME super vom Strom weckte aber den Wunsch, eine Kamera zu haben, die das eben nicht wahr.
Wollte ich die kleinstmögliche Spiegelreflexkamera verwenden, nahm ich die Pentax MX mit dem smc Pentax-M 1:2.8 40mm Pancake Objektiv mit. Meines Wissens gibt es bis heute keine kleinere für 24x36mm auf Kleinbildfilm. Nur einmal ließ sie mich im Stich. Als Student erhielt ich den Auftrag Models mit Kleidern für einen Händler zu fotografieren. Das Wetter war trübe, wir standen auf der Wiese vor dem Schloss Bellevue, das unscharf im Hintergrund zu sehen sein sollte. Ich musste ein Blitzgerät einsetzen, um mehr Licht von vorne auf die Models fallen zu lassen. Ich nutze meine Pentax ME super neben der Pentax MX.
An beiden hatte ich als Belichtungszeit 1/125s eingestellt. Da die kürzeste Blitzsynchronisationszeit an der Pentax MX aber nur 1/60s betrug, hatte der Blitz nur in einer Bildhälfte gewirkt. Das war mein Fehler, mir war diese Schwäche entgangen, die ich an einer Kamera, die vom Hersteller als professionell eingestuft wurde, nicht erwartet hatte. Da der Fehler auf vielen Bildern kaum zu sehen war und auf anderen, die mit der Pentax ME super aufgenommen waren, gar nicht vorkamen, verkaufte ich dem skeptischen Auftraggeber den manchmal sichtbaren Effekt als künstlerisch. Am Ende war das kein Problem für das Produkt, aber als Fehler dennoch peinlich.
Technische Daten
Bezeichnung | Pentax MX |
Produktion | 1976 - 1985 |
Preis | |
Format | 35mm Kleinbildfilm |
Zeiten | B, 1 - 1/1000 Sekunde |
Verschluss | Tuchverschluss |
Objektiv Anschluss | Pentax K |
Gewicht (nur Gehäuse) | 496 g (ohne Batterie) |
Pentax MX mit Pentax-M 1:2.8 40mm Pancake Objektiv
Die Pentax MX zeichnet sich durch verschiedene Besonderheiten aus. Außer zur Belichtungsmessung benötigt das Gehäuse keinen Strom. Es ist extrem klein und relativ leicht. Dennoch ist die Pentax MX umgeben von zahlreichen modularen Komponenten, die eine vielseitige Konfiguration ermöglichen.
Die Pentax MX kann mit einem Winder oder einen Motor-Drive ausgestattet werden. Der angebotene Motor Drive MX schafft bis zu 5 Bilder pro Sekunde. Die Bildfrequenz ist stufenlos wählbar im Bereich von 0,5 bis 5 Bilder pro Sekunde. Der Winder der Pentax MX ermöglicht Einzelbildaufnahmen und Serienbild-Aufnahmen mit zwei Bildern pro Sekunde. Sowohl der Winder als auch der Motor Drive sind kompakt gebaut.
Anstelle der Standard-Rückwand können folgende Rückwände verwendet werden: Watch-Data-MX (mit Uhrzeit bzw. Memo-Feld), Dial-Data-MX zur Einbelichtung von Daten sowie eine Langfilmmagazin für 10 m Film für bis zu 250 Aufnahmen. Für die Pentax MX gibt es 8 (!) verschiedene Mattscheiben.
Die Pentax MX wurde 1976 als professionelle, komplett manuelle SLR-Kamera vorgestellt. Damals war sie die kleinste SLR für den Kleinbildfilm mit dem Aufnahmeformat 24 × 36 mm. Gab es überhaupt je eine noch kleinere SLR für die Aufnahmegröße? Mir ist keine bekannt. Die Pentax ME oder Olympus Om1 / 2 Spiegelreflexkameras waren auch klein, aber etwas größer als die Pentax MX.
Trotzdem hatte die MX ein großes Sucherbild, das die präzise Fokussierung unterstützt.
Es gab eine Filmrückwand für 250 Bilder, einen Motordrive mit 5 Bildern pro Sekunde, einen Winder mit 2 Bildern pro Sekunde und zahlreiche andere Zubehörteile. Die eingestellte Verschlusszeit und Blende sind im Sucher sichtbar, letztere über ein Fenster, das den Blendenwert vom Blendenring in den Sucher projiziert. Die Belichtung wird eingestellt, indem man die Verschlusszeit oder die Blende so lange anpasst, bis eine grüne LED im Sucher aufleuchtet. Mit dem neuen Verfahren wurde die bewegliche Nadel aus der Belichtungsmessung früherer Kameras wie die Pentax Spotmatic oder KM ersetzt. Für den Belichtungsmesser sind kleine Knopfzellen zur Stromversorgung nötig. Aber der Rest der Kamera funktioniert ohne Strom. Falls man auf die Belichtungsmessung durch die Kamera verzichten kann, braucht man keine Batterien. Für passende Objektive, wird die eingestellte Blende in den Sucher eingespiegelt
Der Tuchverschluss ist ziemlich laut, reagiert aber zackig auf den Auslösebefehl. Während der Aufnahme gibt es nur minimale Erschütterungen durch den Spiegel und Verschluss.
Die Blitzsynchronisation funktioniert mit modernen elektronischen Blitzen, jedoch wird die TTL-Messung nicht unterstützt. Pentax bot einen speziellen Adapter vom M42 Gewinde auf das Pentax K-Bajonett an, damit die alten Objektive und der Spotmatics weiterhin verwendet werden konnten. Die Adaptierung ist so präzise, dass beim Fernanschlag der M42 Objektive tatsächlich korrekt auf unendlich scharf gestellt wird.
Deshalb können die guten Super-Takumar Objektive auch an der Pentax MX genutzt werden. Sie sind wegen ihrer guten optischen Qualität und Drehringe aus Metall ohne Gummibeschichtung immer noch beliebt.
Die Mechanik der Kamera braucht Bewegung. Benutzt man sie häufiger, laufen die Vorgänge reibungsloser ab. Liegt sie einige Jahre im Schrank und soll reaktiviert werden, war hoffentlich nicht der Verschluss die ganze Zeit über gespannt. Auf jeden Fall muss man sie dann mehrfach spannen und auslösen, bis sie eine eventuell vorhandene Trägheit überwindet.
Über Ihre Einordnung als professionelle Kamera kann man streiten, ich würde sie nicht als solche betrachten. Die Kompromisse für ihren Bau als ultra-kompakte Kamera entsprachen auch damals nicht professionellen Standards, wohingegen eine Pentax K2 DMD, die nötige Robustheit hatte. Letztere hatte bereits einen Lamellenverschluss, während in der MX noch der alte Tuchverschluss verbaut war. Bei ihr fehlte auch die Spiegelvorauslösung für Langzeit-Belichtungen. Nichtsdestotrotz konnte die Pentax MX im Rahmen professioneller Arbeit durchaus Sinn machen, wenn es auf geringe Größe und Unabhängigkeit von der Stromversorgung ankam.
Das elektronische Messsystem wird eingeschaltet, indem man den Spannhebel um ca. 20° aus seiner Ruheposition schwenkt, also ein Stückchen vom Gehäuse weg, und den Auslöser halb herunterdrückt. Drehen Sie den Blendenring, um eine korrekte LED-Belichtungsanzeige im Sucher zu erhalten. Auf der rechten Seite des Suchers ist die eingestellte Belichtungszeit erkennbar sowie zwei benachbarte Geschwindigkeiten (z. B. „60“ und „250“ im Fall von „125“) auf einer transparenten Scheibe, die leicht in das Bild hineinragt. Rechts neben den Verschlusszeiten befinden sich 5 LED-Punkte, die nur bei eingeschaltetem Belichtungsmesser sichtbar sind. Wenn eine korrekte Kombination aus Belichtungszeit und Blende eingestellt ist, leuchtet der zentrale grüne Punkt. Wenn die Belichtung 1/2 EV (Blende) zu hoch ist, leuchtet der orange Punkt neben der kürzeren Belichtungszeit oder darunter für eine 1/2 EV Unterbelichtung. Weicht die eingestellte Belichtungszeit 1 EV oder mehr darüber oder darunter ab, leuchtet der entsprechende rote Punkt als Warnung auf und man muss entweder die Blende oder die Verschlusszeit anpassen, um in den grünen Bereich zu kommen, es sei denn, man möchte absichtlich über- oder unter belichten.
Unterseite der Pentax MX
Bodenplatte mit Stativgewinde, Entriegelungsknopf zum Rückspulen des Films, Runde Scheiben vor dem Winderanschluss und dem Batteriefach. Drei elektronische Kontakte verbinden das Kameragehäuse mit dem Motordrive oder Winder.
Nachdem das letzte Bild auf der Rolle belichtet ist, lässt sich der Schnellspulhebel nicht mehr drehen, was bedeutet, dass der Film zurückgespult werden muss. Dazu hebt man die Rückspulkurbel an und drückt auf der Bodenseite den Filmrückspulstift. Danach lässt sich die Kurbel im Uhrzeigersinn drehen, um den Film in die Patrone zurückzuspulen. Wenn die Spannung an der Kurbel nachlässt, wurde das Anfangsende des Films von der Aufwickelspule freigegeben. Möchte man, dass ein Stückchen des Films aus der Filmpatrone herausragt, um ihn vor dem Entwickeln leichter herausziehen zu können, kurbelt man nicht weiter, sondern holt den Film aus der Kamera. Möchte man den Film aber zu Entwicklung abgeben, wird er ganz in die Filmpatrone gespult.
Um die Rückseite zu öffnen, wird der Filmrückspulknopf ein Stückchen nach oben gezogen. Die Klappe springt automatisch auf. Man kann den Film entnehmen und eine neue Filmpatrone einsetzen. Machen Sie das nicht in der direkten Sonne, sondern im Schatten, um starken Lichteinfall zu vermeiden.
Blick von der Vorderseite durch das offene Bajonett in das Innere. An der oberen horizontalen Kante der Sucherscheibe befindet sich ein Streifen Schaumstoff, der den Schlag des Schwingspiegels auffängt. Das Material kann nach einigen Jahrzehnten klebrig werden. Beim Entfernen mit einem Skalpell muss peinlich darauf abgegeben werden, dass keine Krümel auf der Sucherscheibe landen, die sie sonst dauerhaft verschmutzt. Ein dünner selbstklebender Streifen Moosgummi kann dort als neuer Dämpfer angebracht werden.
Die Pentax MX hat FP- und X-Buchsen rechts neben dem Bajonett an der Vorderseite des Gehäuses und einen separaten X-Kontakt am Blitzschuh. Elektronische Blitzgeräte werden nur mit X-Kontakten ausgelöst. Die FP-Buchse ist schon lange überflüssig. 1/60 Sekunde ist die kürzeste Verschlusszeit für die Benutzung von Blitzgeräten. Auf dem Rad zum Einstellen der Belichtungszeiten befindet sich die X-Einstellung neben der Zahl 60.
Wird ein Blitz mit Blitzkontakt auf den Blitzschuh gesteckt, muss man kein Blitzkabel in die X-Buchse stecken. Macht man das trotzdem, wird der Mittenkontakt vom Blitzschuh deaktiviert, um die Gefahr eines Stromschlags auszuschließen.
1/60s als kürzeste Blitzsynchronzeit ist eine relativ lange Belichtungszeit, die auch damals nicht den Erwartungen an eine professionelle Kamera entsprach. Die Zeit ist viel zu lang, um bei Sonnenschein einen Vordergrund im Schatten mithilfe eines Blitzes stärker zu beleuchten. Bei Filmen mit ISO 100 und Blende 8 betrüge die korrekte Belichtungszeit ca. 1/125 oder 1/250s. Stellt man solche Belichtungszeiten ein und blitzt, kommt dies nur einem Bereich des Bildes zugute, aber nicht der ganzen Fläche.
Der schwarze Lack an den Rändern der Rückwand ist bei starkgenutzten Gehäusen oft abgerieben.
Die Pentax MX hat einen silberbeschichteten Pentaprismen-Sucher, für den es acht verschiedene Mattscheiben gibt. Die Standardscheibe hat in der Mitte ein Feld aus Mikroprismen, das eine präzise Fokussierung ermöglicht. Im Sucher sind 95 % der realen Aufnahme sichtbar und er hat eine 0,97-fache Vergrößerung mit einem 50mm-Objektiv bei Unendlicheinstellung.
Außerdem sieht man die eingestellte Blende und Verschlusszeit und eine dreifarbige LED-Anzeige für die Belichtungseinstellung. Das Okular ist auf -0,5 Dioptrien eingestellt. Zusätzlich kann man andere Korrekturlinsen anstecken oder eine Lupe.
Pentax MX mit smc Pentax-M 1:2.8 40mm Objektiv. Es ist sehr flach und wird deshalb pancake lens genannt.
Das Verschlusszeitrad kann im oder gegen den Uhrzeigersinn auf die gewünschte Belichtungszeit eingestellt werden. Das ist sowohl vor als auch nach dem Betätigen des Schnellspannhebels möglich.
Nach dem Spannen des Verschlusses, wird die „gespannt“-Anzeige rot und nach dem Auslösen wieder schwarz.
Wird das Verschlusszeitrad auf B (Bulb) gestellt, bleibt der Verschluss so lange geöffnet, wie man den Auslöser drückt. Nimmt man den Finger vom Auslöser oder vom Druckknopf eines Drahtauslösers, schließt sich der Verschluss.
Wenn Sie bei Verwendung der B-Einstellung lange belichten möchte, wird der Hebel für die Auslösesperre nach links bewegt (ein „l“ wird sichtbar), während der Auslöser gedrückt ist. Dadurch wird er in dieser Stellung arretiert. Um die Belichtung zu beenden, wird der Hebel in die andere Richtung gedrückt und gibt den Auslöser wieder frei. Besser gelingt das allerdings mit einem Drahtauslöser mit einer Sperrvorrichtung für Langzeitbelichtungen.
Bewertung
Es wird zunehmend schwerer, eine sehr gut erhaltene Pentax MX zu finden. Häufige Probleme: Ihr Verschluss kann träge geworden sein, doch gibt sich das häufig nach etwas Gymnastik, also durch Benutzung (auch ohne Film), um die Bewegungsabläufe wieder flott zu machen. Beim Kauf einer gebrauchten Kamera sollte man prüfen, ob im Batteriefach eine Batterie ausgelaufen ist und falls ja, ob es sich reinigen lässt. Nicht selten ist der Bildzähler defekt, er dreht sich nicht mehr mit. Auch fehlt am Drehring um den Auslöser manchmal ein kleines schwarzes, geriffeltes Plastikstück, das für die Funktion der Kamera aber unbedeutend ist. Es lässt sich leicht durch etwas anderes ersetzen.Der Gebrauchspreis für die Pentax MX bewegt sich bei gutem Zustand zwischen 50-200 €. Einige Anbieter testen aus, wie weit er sich nach oben treiben lässt. Für ein wirklich gut erhaltenes Exemplar mit nur geringen Gebrauchsspuren und einwandfreien Funktionen werden inzwischen (2018) Preise ab 150 € aufgerufen. Man kann natürlich auch Glück haben und ein Schnäppchen machen, doch die Kenner greifen dann schnell zu.
Der hohe Preis ist erstaunlich, weil alternativ die technologisch bessere Pentax ME super billiger zu haben ist. Wenn es nicht so wichtig ist, dass die Kamera ganz klein ist oder kein Winderanschluss gebraucht wird, wäre die Pentax K 1000 ev. die bessere Wahl.
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