Bresser MikroCam Pro HDMI
Mikroskopkamera - Teleskopkamera
2016 © Thomas GadeBresser MikoCam PRO HDMI mit 0,5x Projektiv am C-Mount
Die Bresser MikroCam PRO HDMI ist eine spezielle Kamera für Mikroskope und Teleskope. In ihr ist ein Aufnahmesensor von Sony verbaut mit einer Diagonale von 6,4 mm. Die genauen Maße für Länge und Breite konnten wir im Internet nicht sicher recherchieren, doch entspricht das Bild der üblichen Full HD Ansicht mit einem Seitenverhältnis von rund 1,8 : 1. Somit dürfte der Sensor eine Fläche von rund 5,6 x 3,2 mm haben. Beim Blick in die Kamera wirkt er größer. Auf jeden Fall ist ein mächtiges und robustes Gehäuse drumherum gebaut. Die Kamera hat einen C-Mount Anschluß sowie anschraubbare Steckhülsen mit 23,2 mm, 30 mm und 30,5 mm Durchmesser für Mikroskope und Teleskope.
Fernöstliche Herkunft
Im Internet findet man diverse ähnlich aussehende Kameras mit dem gleichen Sensor und demselben Blau-/Cyan Farbton, was vermuten lässt, dass dieses Modell aus einer fernöstlichen Quelle stammt, die es in verschiedenen Varianten und Ausstattungen anbietet und mit den Marken ihrer Abnehmer versieht. Gräbt man tiefer, stößt man in China auf die Kamera SCMMS SC-1080A aus Zhejiang, eine chinesische Provinz bei Shanghai. Die SCMMS SC-1080A scheint wohl das Urmodell zu sein, das unter verschiedenen Marken bei uns im Handel ist. Hier gibt es eine genauere Angabe zur Sensorgröße: 1/2.8"(5.5x3.4 mm)Die baugleiche Kamera haben wir unter mehreren Namen gefunden, beispielsweise: OcularCINEMA HD von Optronics, LW Scientific BioVID HD 1080+ Microscope Camera und XCYM Family XCAM1080PHA von OCS.tec.
Anbieter | Bresser |
Bezeichnung | Bresser MikroCam Pro HDMI |
Anschluss | USB 2.0 / HDMI |
Auflösung | 1920 x 1080 Pixel (Full HD) |
Sensor | Sony IMX236 CMOS, Pixelgröße 2.8 µm, Diagonale 6,4 mm (1/2.8) |
Anschluss | C-Mount Gewinde, anschraubbare Steckhülsen mit 23,2 mm, 30 mm und 30,5 mm |
Lieferumfang | MikroCam Pro HDMI, Netzteil, Maus, HDMI Kabel, USB Kabel |
Preis | ca. 850 € (April / 2016) |
Bresser MikroCam Pro HDMI am Euromex F. Das Bild wird direkt auf den Laptop übertragen.
Anpassung des Sensors an das Bild des Mikroskops
Wird die Kamera direkt an das Mikroskop angeschlossen, entspricht ihr Bild nicht dem Ausschnitt im Okular. Der Sensor hat eine Diagonale von 6,4 mm, während Zwischenbilder am Mikroskop nutzbare Bildkreise zwischen 20-28 mm haben. Üblicherweise erfolgt eines Anpassung des Lichtbündels durch eine Relaisoptik, weil ohne diese Zwischenoptik nur ein kleiner Ausschnitt aus der Bildmitte zu sehen ist.Mit einer 0,5x Relaisoptik (Projektiv) verkleinert man das Bild passend zum Sensor und kann einen größeren Ausschnitt aufnehmen. Passend für diese Kamera wäre eine 0,3x Optik.
Bedienung
Die Mikroskopkamera hat einen Slot für eine SD-Karte. Über den per USB angeschlossenen Computer kann man die Aufnahme von Fotos und Filmen auf der SC-Karte veranlassen.
Interessant ist die Steuerung über ein Display mit HDMI Anschluss. Mit der beigelegten speziellen Maus kann man auf dem angeschlossenen Bildschirm navigieren und die Kamera einstellen und bedienen. Dazu wird eine Toolbar eingeblendet. HDMI und USB können parallel genutzt werden. Im Paket ist die Software ToupView. Sie kann u.a. zur Auswertung der Bilder eingesetzt werden. Die Software enthält eine integrierte Zähl- und Meßfunktion.
Bresser MikroCam PRO HDMI Mikroskopkamera am Trinokular des Euromex F
Bresser MikroCam PRO HDMI. C-Mount als Anschluss. Blick auf den Sensor
Wo wird diese Kamera eingesetzt?
Der hohe Preis dieser Kamera macht sie nicht gerade zu einem Schnäppchen für Hobby-Mikroskopierer. In der Industrie, Forschung oder in der Arztpraxis und auch im Lehrbetrieb mit festem Aufbau der Technik fällt dieses Kameramodul preislich jedoch nicht aus dem Rahmen. Es wirkt durch seine solide Bauweise wie ein langlebiges Produkt, das im Alltag zuverlässig und nachhaltig eingesetzt werden kann. Ob die Rückseite mit ihren Anschlüssen dieser Erwartung gerecht wird, kann erst die Praxis zeigen, doch alles Übrige ist aus dickem Metall gefertigt, in dem sich die elektronischen Bauteile befinden.
Am Teleskop könnte dieses Kameramodul durch seinen kleinen Sensor mit Full HD Auflösung gut zur Aufnahme von kleinen Objekten, wie Planeten, eingesetzt werden. In solchen Fällen benötigt man nicht die großen Aufnahmeflächen der APS-C Sensoren und profitiert in Verbindung mit Image Stackern zum Herausrechnen des Flimmerns der Luft von Serienaufnahmen (Film) mit genügend Einzelbildern. Lichtstarke Apo-Refraktoren mit moderaten Brennweiten und somit handlich und transportabel können in Kombination mit der Bresser MikroCam Pro HDMI gut für die Astrofotografie eingesetzt werden. Falls der Sensor dafür nicht zu klein ist, kann man das Bild der Sonne mit Sonnenflecken auf einem Display beobachten und vermeidet so mögliche Gefahren für das Auge, falls kein korrekter Sonnenfilter verwendet wird oder eine kräftige Windbö die Filterfolie abreißt. Das ist auch für gemeinsame Beobachtungen äußerst attraktiv.
Am Teleskop wäre eine drahtlose Verbindung zur Kamera interessant. Wir haben dieses Modell auch mit WiFi gefunden, jedoch (noch) nicht bei Bresser. Auf dem Wege könnte man die Steuerung über ein Smartphone oder Tablet übernehmen und somit Erschütterungen des Teleskops durch Berührungen oder Zug an Kabeln vermeiden.
Fazit
In der Hobby-Mikroskopie spricht vermutlich der hohe Preis gegen eine breite Käufergruppe. 850 € sind kein Pappenstiel. Im professionellen Einsatz fällt der Preis weniger ins Gewicht. Hier verbessert eine solide, separate und nachhaltig zu nutzende Aufnahmetechnik am Mikroskop die Effizienz und macht ihre Anwendung attraktiv.
Leider konnten wir die Kamera nicht am Teleskop testen, doch spricht einiges dafür, dass sie daran im Hobbybereich spannender ist als in der Mikroskopie.
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