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Rollei PDF-S 330 Pro

Thomas Gade © August 2012

Der Rollei PDF-S 330 Pro ist ein Multiformatscanner für Kleinbildnegative, gerahmte Dias, Mittelformatfilme in den Formaten 4,5x6 und 6x6 sowie Aufsichtsvorlagen bis 10x15cm. Die unverbindliche Kaufpreisempfehlung lautet 299,- €. Der Straßenpreis lag beim Schreiben dieses Artikels bei knapp 200 €. Der Hersteller ist das in Taiwan beheimatete Unternehmen 'Pacific Image Electronics Co., Ltd.' (PIE).

Lieferumfang

- Scanner
- 1 Halter für 35mm Filme (Kleinbild) mit bis zu 6 Bildern
- 1 Halter für 4 gerahmte Kleinbild-Dias
- 1 Halter für Mittelformat 4,5 x 6
- 1 Halter für Mittelformat 6 x 6
- USB-Kabel
- Gedruckte Kurzanleitung
- Netzteil



Handbuch für 16 Sprachen

Technische Daten

Auflösung 9 Megapixel
Auflösung laut Hersteller maximal 2400 dpi; 3600 dpi (interpoliert) *
Sensor CMOS Sensor
Farbtiefe 10 Bits pro Farbkanal
Speichermedium SD-Karte
Gewicht (ohne Filmhalter und Kabel) 2,2 kg
Strom 5 Volt über USB-Anschluss
Maße (ohne Filmhalter und Kabel) 252 x 234 x 183 mm

* Der Hersteller Pacific Images Electronics schreibt:
"9 mega pixels CMOS sensor equals to 2,400 dpi for 35mm film/slides. 560 dpi for 120 films, 4x 6"/ 10x 15cm Photo prints."

Handhabung

Die Handhabung ist einfach. Entweder öffnet man die Klappe und legt sein Bild auf das Glas oder man legt einen Negativstreifen in den Filmhalter oder gerahmte Dias in den Diahalter, wählt im Menue des Scanners den passenden Vorlagentyp und schiebt den Vorlagenhalter in den dafür vorgesehenen Schlitz des Scanners. Auf dem Display erscheint das Bild. Der Scanner filmt den Vorgang des Hin- und Herschiebens, so dass die genaue Positionierung ein Kinderspiel ist. Es gibt nur wenige Einstelloptionen, die mit den Tasten rund um die OK-Taste zugänglich sind.

Stimmt der Bildausschnitt, wird die Scan-Taste gedrückt. Der Aufnahme- und Speichervorgang ist innerhalb weniger Sekunden abgeschlossen. Beim Scannen von farbigen 35mm Filmen ist eine automatische Schmutz- und Kratzererkennung aktivierbar. Sie ist nicht für Mittelformatfilme und Schwarzweissfilme verfügbar. Der Erkennung und Retusche von Defekten verlängert die Bearbeitungszeit pro Bild auf 45 Sekunden.



Unterhalb des Bedienfeldes gibt es einen Umschalter mit zwei Einstellungen für 'Photo/120 Film' und für '135mm' (Kleinbild - 24x36mm Dias und Negative). Durch das Umschalten werden im Scanner zwei Objektive mit unterschiedlichen Aufnahmewinkeln gewechselt.


Zwei Objektive für unterschiedliche Formatgrößen

Ergebnisse


Aufsichtsvorlagen

Ein 10x15 Abzug (Postkartengröße) wurde mit dem Rollei PDF-S 330 und vergleichsweise mit einem Epson Flachbettscanner gescannt. In beiden Fällen wird ein Ergebnis erzielt, das einen ähnlich aussehenden Druck in der gleichen Größe ermöglicht. Die Vergrößerung eines Ausschnitts zeigt, dass der Flachbettscanner eine höhere Auflösung hat. Experten erkennen unschwer, dass die Schwächen des Rollei Scanners vor allem der Dateibearbeitung (Schärfen / Kompromieren) geschuldet sind.


Rollei PDF-S 330 Pro


Rollei PDF-S 330 Pro - Ausschnitt aus dem Bild (100% / 600 Pixel Breite)


Epson Flachbettscanner - 400dpi


Epson Flachbettscanner - 400dpi - Ausschnitt aus dem Bild (100% / 600 Pixel Breite)


Für den folgenden Test wurde ein echtes pflanzliches Blatt gescannt.


Rollei PDF-S 330 Pro


Rollei PDF-S 330 Pro - Ausschnitt aus dem Bild (100% / 600 Pixel Breite)


Epson Flachbettscanner


Epson Flachbettscanner - Ausschnitt aus dem Bild (100% / 600 Pixel Breite)

35mm Film




Der Filmstreifenhalter für Negative ist solide gebaut.

Farbnegativ


Farbnegative sind für viele Scanner eine besondere Herausforderung, da sie höchst komplizierte Systeme aus dünnen Schichten für die 'Farbkanäle' und einer zusätzlichen orangefarbenen bis rostroten Maskierung sind, die für traditionelle chemische Fotolaborverfahren optimiert wurden. Im Laufe der Jahre finden Veränderungen statt, welche Einfluss auf die Farbbalance haben und durch einen fähigen Weissabgleich kompensiert werden müssen.


Rollei PDF-S 330 Pro - Der Weissabgleich des Scanners trifft nicht immer.


Rollei PDF-S 330 Pro - Mit Hilfe einer externen digitalen Bildbearbeitung ist die Datei farblich korrigierbar.


Rollei PDF-S 330 Pro - Ausschnitt aus dem Bild. Die automatische Schmutzkorrektur hat den Fussel links oben nicht völlig beseitigt.

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Scan mit einem Epson Flachbettscanner


Epson Flachbettscanner - Ausschnitt aus dem Bild


35mm - Schwarzweiss



Rollei PDF-S 330 Pro - Kleinbild 24x36 vom Schwarzweissnegativ


Rollei PDF-S 330 Pro - Ausschnitt aus dem Bild
Gute Tonwerte, aber Detailverluste durch scannerinterne Schärfung und Bearbeitung


Vergleich: Scan des gleichen Bildes mit einem Epson Flachbettscanner. - Ausschnitt aus dem Bild

Farbdias



Gerahmtes Diamit Rollei PDF-S 330 Pro (Pacific Image Electronics imageboxMF) gescannt.
Der Weissabgleich des Rollei Scanner ist nicht optimal, doch ist der Gelbstich mit jedem Bildbearbeitungsprogramm korrigierbar.


Gerahmtes Dia mit Epson Flachbettscanner gescannt. Die Tonwerte stimmen bereits bei der Datei direkt aus dem Scanner.

6x6 Dia








Für Mittelformatfilme gibt es dünne Halter, in die der lose Film einzuspannen ist. Dafür sind unbedingt saubere Baumwollhandschuhe nötig, da der Film in den Halter gefummelt werden muss. Dabei sind Oberflächenberührungen unvermeidbar. Für gerahmte 6x6 Dias wird mit Klebestreifen ein behelfsmäßiger Rahmen auf das Auflagenglas geklebt, um das Positionieren beim Wechsel zu vereinfachen.



Rollei PDF-S 330 - Scan - gerahmtes 6x6 Dia


Rollei PDF-S 330 - Ausschnitt aus dem Scan



Epson Flachbettscanner - 1600 dpi - 6x6 Dia


Epson Flachbettscanner - Ausschnitt aus dem Bild, ungeschärft

Der Ausschnitt aus dem Rollei-Scan zeigt, wie stark die Datei von dem Gerät geschärft wird. Im Inneren des Rollei PDF-S 330 Pro sind zwei Objektive, die beim Umschalten zwischen 35mm Film und den größeren Vorlagen gewechselt werden. Es sind keine Scharfstell- und Zoomvorgänge erkennbar. Offenbar sind die Objektiv starr auf ihren Träger montiert. Für eine Aufnahmefläche von 10x15cm (150cm²) sind 9 Millionen Pixel verfügbar. Der Ausschnitt eines gerahmten Dias misst 5,5 x 5,5cm (30cm²), also ein Fünftel der gesamten Aufnahmefläche. Daher stehen für das Mittelformat gerade mal 1,8 Millionen Pixel zur Verfügung. Die Datei aus dem Rollei misst jedoch 2800x2800 Pixel, also 7,8 Millionen Pixel.

Das Dia wurde nochmals mit dem Epson Flachbettscanner mit 245dpi gescannt, um auf 1,8 Millionen Pixel zu kommen. Das Bild wurde auf 2800x2800 Pixel interpoliert und in zwei Stufen drastisch geschärft.

1. Unscharf Maskieren - Stärke 15 und Radius 15

2. Unscharf Maskieren - Stärke 200 und Radius 4

Das sind ungewöhnlich hohe und bildverschlechternde Werte, um die Datei mit einem ähnlichen Schärfeeindruck zu versehen wie die Rollei-Datei. Dennoch schneidet der Rollei in dieser Disziplin schlecht ab. Der Scanner müßte ein Zoomobjektiv haben, um auf die unterschiedlichen Vorlagengrößen eingestellt werden zu können und einen Autofokus. Das sind bereits bei billigen Kompaktkameras Standards, die diesem Gerät gut täten.


Epson, 245dpi, interpoliert, stark geschärft

Rollei - volle Auflösung


Fazit


Der Rollei PDF-S 330 Pro ist ein schneller Scanner für Auflagen bis Postkartengröße, 35mm Film und Mittelformat bis 6x6. Im Inneren des Rollei PDF-S 330 Pro steckt die Technik einer kompakten Digitalkamera mit 9 Millionen Pixeln. Er arbeitet unabhängig von einem Computer und speichert die Bilder auf einer SD-Karte. Für eine höhere Mobilität wäre ein zusätzlicher Akkubetrieb sinnvoll.

35mm Filme sind mit ordentlichen Ergebnissen zu scannen. Die Halter für 35mm Filmstreifen und gerahmten Kleinbilddias sind solide gebaut. Für eine höhere Qualität müßte ein herkömmlicher Filmscanner eingesetzt werden, der viel länger zum Digitalisieren eines Bildes benötigt. Beim Verzicht auf die Erkennung und Retusche von Staub und Kratzern verläuft das Digitalisieren der Kleinbilddias und -negative sehr flott. Trotz der oben genannten Detailschwächen sind Farbdrucke bis Din A4 in befriedigender Qualität möglich. Für Präsentationen mit dem Beamer sind die Dateien allemale gut.

Aufsichtvorlagen wie Abzüge bis zum Format 10x15cm (Postkarte) werden schnell gescannt. Im Büro ist der Rollei PDF-S 330 zum Digitalisieren von Notizzetteln, Kartei- und Visitenkarten nützlich.

Mittelformate...
Rolleis zweiäugige Spiegelreflexkameras für Rollfilme waren legendär. Auf der Verpackung des Scanners steht 'Rollei since 1920' und erinnert an die Geschichte einer Marke, die stark mit dem Mittelformat verbunden ist. Umso mehr überrascht der Rollei PDF-S 330 Pro beim Digitalisieren dieses Materials. Bereits die dünnen Filmhalter für Rollfilme sind nicht praxisgerecht. Auf dem Display ist erkennbar, dass der Scanner den Mittelformatfilm nur als kleinen Ausschnitt der 10x15cm Fläche betrachtet.


Der Scanner 'sieht' den gesamten hellen Bereich. Darin ist das 6x6 Dia nur ein kleiner Ausschnitt. Von den 9 Millionen Pixeln werden gerade mal 1,8 Millionen Pixel für ein 6x6 Foto genutzt. Die Ergebnisse werden der Auflösung der Vorlagen keinesfalls gerecht. Sogar gerahmte und nicht besonders scharfe Dias überfordern diesen Scanner bei weitem, wie ein Vergleich mit einem 1600 dpi Scan aus einem Epson Flachbettscanner zeigt. Für den Ruf des Scanners wäre ein Verzicht auf die Mittelformatoption gut gewesen.

Die hohe Erfassungsgeschwindigkeit geht mit Abstrichen in der Bildqualität einher, die zum großen Teil der Software zuzuschreiben sind. Sie ist in wesentlichen Aspekten gar nicht konfigurierbar und setzt die Schwarz- und Weisspunkte so, dass in den Lichtern und Schatten Tonwertverluste zustande kommen. Die Schärfung und Bearbeitung der Bilder erfolgt mit extremen Werten und geht zu Lasten von Details. Ein Blick in die Menues von mittelpreisigen Kompaktkameras zeigt, dass ein derart spartanisches Angebot an Einstellmöglichkeiten weit entfernt ist von den gängigen Optionen. Die Kunden und Händler sollten ein Firmware-update mit besseren Parametern einfordern.

Die Idee eines kompakten Multiformatscanners auf Basis einer Digitialkamera ist zu begrüßen und die Beschreibung dieses Scanners seitens des Herstellers ist vielversprechend: "superb quality". Dagegen sprechen die Ausführung ohne Zoom und Autofokus, die fragwürdige Software und letztlich die Ergebnisse.

über die Gründe dieser Schwächen kann man spekulieren. Es ist verständlich, dass der Hersteller PIE, der diverse konventionelle langsame Zeilenscanner für hohe Auflösungen im Angebot hat, (noch) nicht willens ist, deren Marktposition durch schnelle, preisgünstige hochleistungsfähige Kombigerät zu gefährden. Es wäre kein Problem, einen Multiformat Scanner auf Digitalkamerabasis mit guter Optik, Zoom, Autofokus, guter Software, größerem Sensor und höherer Auflösung zu bauen. Die Komponenten sind längst verfügbar.

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