reflecta RPS 10M
Filmscanner für 35mm Filmstreifen vom Kleinbildfilm2020 © Thomas Gade
Spezialist für lange Filmstreifen
Der reflecta RPS 10M Film Scanner ist hauptsächlich für Filmstreifen mit mehreren Bildern (24x36mm) konzipiert. Zwischen 3-40 Aufnahmen pro Film können nacheinander automatisch gescannt werden. Dazu hat er einen motorisierten Filmtransport. Damit ist der reflecta RPS 10M ideal für Fotografen, die ihre Filme noch selbst entwickeln und gleich nach dem Trocknen scannen, bevor sie in kürzere Streifen für Filmhüllen zerschnitten werden. Darüber hinaus hat der Scanner auch einen Einschub für einzelne gerahmte Dias.Geschichte und Gegenwart
2001 erschien der Kodak RFS 3600 Filmscanner für Kleinbildfilm. Kodak reagierte damit auf den rapide stattfindenden Wechsel von der herkömmlichen zur digitalen Fotografie. Parallel brachte Kodak die Filmtypen Supra 100 und 400 heraus, die einfach zu scannen sein sollten. Später stand nicht mehr Kodak auf dem Gerät, sondern reflecta RPS 3600. Es war bis 2009 auf den Markt und wurde vom reflecta RPS 7200 abgelöst. Wurde das ursprüngliche Gerät tatsächlich von Kodak gebaut oder gleich von Pacific Images Electronics (PIE) in Taiwan und mit dem Labeln des gelben Riesen versehen? Auf der Website des verlässlichen Herstellers ist der Scanner erstmals 2005 mit der Bezeichnung PF3610AFL aufgeführt.
Der Kodak RFS 3600 sieht fast genau so aus wie der jüngere, im Jahre 2014 erstmals vorgestellte reflecta RPS 10M. Beim taiwanesischen Hersteller heißt er PrimeFilm XA. Die ursprüngliche Farbgebung wurde aufgegeben. Das jüngere Modell ist schwarz. Darüber hinaus hat es eine Nennauflösung von 10000 dpi, während das Urmodell 3600 dpi hatte.
Offenbar hat sich dieser Scannertyp bewährt, der innerlich einige Male verbessert wurde, aber äußerlich bis auf die Farben und die Bezeichnung gleich blieb. PIE zeigt im Internet den Nachfolger PrimeFilm XAs mit gleicher maximaler dpi Einstellung, jedoch 30 % schneller und angeblich noch besser auflösend.
Technische Daten
Hersteller | Pacific Image Electronics (Taiwan) |
Anbieter in Europa | reflecta GmbH |
Bezeichnung | reflecta RPS 10M (oder PrimeFilm XA von Pacific Images Electronics) |
Typ | Scanner für 35mm Filmstreifen |
Maximale Auflösung | 10000 dpi laut Hersteller |
Anschluss | USB 2.0 |
Produktion | seit 2014 |
Preis (Feb. 2020) | 720 € oder 770 € mit SilverFast SE und 1000 € mit SilverFast Ai Studio 8 |
Abmessungen | 274 x 183 x 94 mm |
Gewicht | 2,22 kg |
Lieferumfang | Scanner, Netzteil, Stromkabel, Firewirekabel, USB-Kabel, Adobe Photoshop Elements, Treibersoftware Cyber View X, ein Diarahmen und eine Anleitung |
Das Gerät kostet ohne SilverFast etwas über 700 € und mit SilverFast Ai Studio 8 ca. 1000 €. Persönlich ziehe ich die Software VueScan Pro (60 bis 90 €) vor, weil sie keine Wünsche offen lässt, wenig kostet und mit sehr vielen weiteren Scannern ohne zusätzliche Lizenzgebühren kompatibel ist und sogar RAW Dateien konvertieren kann.
Wer die neueste Version dieses Typs haben will, kann den PrimeFilm XAs bei ausländischen Händlern bestellen. In den USA kostete er bei B&H (New York) umgerechnet 407 € (449 US$). Das ist erheblich preiswerter als bei uns, jedoch kommen Versandkosten und eventuell auch Einfuhrgebühren dazu. Reisende aus USA haben derzeit eine Freigrenze bei 430 € (Angabe ohne Gewähr). New-York Reisende sollten die Gelegenheit nutzen.
Scanzeiten
8 bis 40 Sekunden Scannen für die VorschauMit VueScan kann man einstellen, ob der Autofokus beim Erstellen der Vorschau oder dem Scannen in hoher Auflösung oder auch in beiden Fällen vorgenommen wird. Für die Vorschau nach einem durch den Scanner durchgeführten Filmtransport von einem Bild zum nächsten benötigte er 8 Sekunden. Das Scannen für die Vorschau inklusive Autofokus dauert für ein Dia ca. 20 Sekunden. Ganze 40 Sekunden benötigte dieser Vorgang für ein Farbnegativ mit Autofokus. Der Scanner führte währenddessen auch eine Kalibrierung durch.
Es ist nicht immer klar, warum das Scannen für die Vorschau kürzer oder länger dauert. Meistens liegt die Zeit bei etwa 30 Sekunden, was relativ lang ist.
Das ist kein echter Mangel, wenn längere Filmstreifen durchgezogen werden und nur für das erste Bild eine Vorschau zur Kontrolle und für Einstellungen erstellt wird, um anschließend den Befehl zu geben, alle Bilder dieses Films nach den Vorgaben zu scannen. Wenn man einzelne Dias scannt, ist es ev. ebenfalls sinnvoll, nur vom ersten Dia aus einem Stapel mit denselben Rahmen eine Vorschau zu erstellen und die folgenden Dias mit den gleichen Einstellungen wie für das erste zu scannen. Muss man jedoch immer wieder Vorschauen erstellen, wird die lange Wartezeit lästig.
Empfehlenswert ist es, den Autofokus für die Vorschau zu deaktivieren, wenn nur eine Auswahl der Bilder wirklich gescannt wird. Man spart Zeit, wenn das exakte Scharfstellen nur dafür vorgenommen wird.
Aufgabe | gescannt mit | VueScan 9.7.23 | ||
ohne ICE / AF | ohne ICE, mit AF | mit ICE | mit ICE, AF | |
Farbnegativ 5000 dpi | 2:00 | 2:55 | ||
Farbnegativ 10000 dpi | 4:30 | 7:00 | ||
Diapositiv, 5000 dpi | 2.44 | 2.22 | ||
Diapositiv, 10000 dpi | 3:25 | 4:35 | 7:36 | |
SW-Negativ, 5000 dpi | 2:30 | - | - | - |
SW-Negativ, 10000 dpi | 3:15 | - | - | - |
Exemplarisch wurden einige Scanzeiten gemessen. Die Zahlen sind keine festen Werte. Gleichartige Scanaufträge können unterschiedlich lange dauern. Beispielsweise dauert das Scannen eines sehr dichten (dunklen) Schwarzweißnegativs erheblich länger, als ein helleres.
Der reflecta RPS 10M ist kein schneller Scanner und deshalb vor allem zum automatischen Digitalisieren der Bilder auf möglichst unzerschnittenen Filmrollen geeignet. Diese Aufgabe erledigt er einwandfrei und mit sehr guten Bildergebnissen. Man startet den Vorgang und überlässt das Gerät anschließend sich selbst. Anders als beim Scanner für Dias in Magazinen mit automatischer Wechseleinrichtung, verhaken die Filmen im reflecta RPS 10M nicht, sodass er bei der Arbeit nicht ständig beaufsichtigt werden muss. Er kann also im Nebenzimmer werkeln, wenn seine Geräuschkulisse stört.
Lautstärke
Der reflecta RPS 10M entfaltet die typische Geräuschkulisse eines Filmscanners mit Autofokus, automatischem Filmtransport, Kalibrierung und beweglicher Sanzeile. Er surrt und rattert in verschiedenen Tonlagen. Jedoch ist er im Vergleich zu den Nikon Coolscan IV / 4000 / V / 5000 Modellen relativ ruhig. Man kann den reflecta RPS 10M auch in Ruhezeiten benutzen ohne dass der Nachbar sich beschwert. Hat man sich an die Geräusche gewöhnt, sind sie gute Indikatoren für den Betriebsstatus. Man hört, ob alles richtig läuft oder ein Fehler auftritt.Automatischer Filmtransport
Der reflecta RPS 10M enthält ein Transportsystem für Kleinbildfilm. Ein vollständiger unzerschnittener Film mit bis zu 40 Aufnahmen im 24 x 36 mm Format kann deshalb automatisch Bild für Bild gescannt werden. Bei meinem Test klappte das sehr gut mit frisch entwickelten Filmen, die gleich nach dem Trocknen gescannt wurden.Aber auch alte Filme, die mehrere Jahrzehnte lang aufgerollt in Filmdosen lagerten und sich wie Federn wieder zusammen rollten, wenn man sie auseinander zog, wurden vom Transportmechanismus problemlos bewegt. Die Positionierung des ersten Fotos kann durch ein Fenster auf der Oberseite des Scanners geprüft werden. Muss es etwas nach links oder rechts bewegt werden, um die Lage des Films zu korrigieren, gibt es dafür zwei Drucktasten.
Infrarotgestütze Retusche von Staub und Kratzern
Die infrarotbasierte Defekterkennung funktioniert mit Farbnegativen und Farbdias, jedoch nicht mit konventionellen Schwarzweissfilmen. VueScan identifiziert mit den Daten des reflecta RPS 10M auch die Defekte von Kodachrome-Dias einwandfrei, um sie zu retuschieren.Auflösung - USAF 1951 Resolution Test Dia
Die nachfolgenden Bilder sind Ausschnitte aus einem gescannten USAF Chart Testdia. Sie zeigen den mittigen Bereich mit den feinsten Linien der Gruppen 4 bis 7. Das obere Bild wurde mit 5000 dpi und das darunter mit 10000 dpi gescannt. Um die gleiche Größe zu erhalten, wurde der 5000 dpi Scan auf 10.000 dpi interpoliert.Das Testdia sieht schmutzig aus, jedoch stammen die dunklen Stippen von zahlreichen Bläschen im Schichtträger. Je nach Beleuchtungssytem des Scanners oder beim Abfotografieren sind diese Bläschen kaum sichtbar oder als dunkle Stellen zu sehen.
5000 dpi. Die horizontalen Linien in der dritten (4096) Zeile und die vertikalen in der vierten (4598 dpi) der Gruppe 6 sind noch zu trennen. Durchschnittlich entspricht das 4347 dpi.
10000 dpi. Die horizontalen Linien in der vierten (4598 dpi) Zeile und die vertikalen in der fünften (5161 dpi) der Gruppe 6 sind gut zu trennen. Durchschnittlich entspricht das 4880 dpi.
Das Trennungsvermögen ist beeindruckend. Es übertrifft den Nikon Coolscan 4000 und 5000, denen maximal etwa 3900 dpi zugesprochen werden.
Werden beim Scannen 5000 dpi eingestellt, liefert der reflecta RPS 10M eine Auflösung, die einer bestmöglichen Nutzung von 4347 dpi entsprechen. Das liegt nahe am eingestellten Wert und löst die meisten Vorlagen erschöpfend auf, sodass eine weitere Steigerung keine zusätzlichen Bildinformationen mehr herausarbeiten kann. Das Scannen mit 10.000 dpi dauert lange und bringt nur etwas bei extrem scharfen Vorlagen mit vielen feinen Details.
Fazit
Schließt man die Vorgänger ein, ist dieser Scannertyp seit ca. 20 Jahren auf dem Markt. In der Zeit fand eine Modellpflege statt. Der reflecta RPS 10M (PrimeFilm XA) war bis zum Erscheinen des PrimeFilm XAs im Jahre 2018 die fortschrittlichste Variante. Bislang hat er im Portfolio von reflecta noch nicht den Vorgänger abgelöst.Dieser erfolgreiche Filmscanner ist durch seine hohe Auflösung, dem integrierten Autofokus und der Scanautomatik für Filmstreifen sehr gut geeignet, Bild für Bild nacheinander auf einem Kleinbildfilm zu digitalisieren. Das klappt bestens für das populäre Format 24 × 36 mm. Die Automatik funktioniert aber nicht mit exotischen Abweichungen, wie Halbformat (18 x 24mm). Der Scanner eignet sich sehr gut zum Digitalisieren möglichst langer Filmstreifen mit bis zu 40 Bildern. Wer heute noch Kleinbildfilm belichtet und entwickelt, findet keine bequemere und qualitativ bessere Lösung, um sie möglichst noch vor dem Zerschneiden in kleinere Streifen zu scannen.
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