photoinfos.com

Reflecta ProScan 4000

© Thomas Gade / November 2003 / Februar 2015


Reflecta ProScan 4000 am Laptop beim Scannen eines langen 35mm Filmstreifens.


Hersteller Pacific Image Electronics (Taiwan)

Bezeichnung

Reflecta ProScan 4000
Typ Scanner für 35mm Filmstreifen
Maximale Auflösung 3600 dpi laut Hersteller
Anschluss USB oder Firewire
Verkaufszeitraum 2003 bis 2009
Preis 450,-€ / mit SilverFast 600,- € (im Jahr 2009)
Lieferumfang Scanner, Netzteil, Stromkabel, Firewirekabel, USB-Kabel, Adobe Photoshop Elements, Treibersoftware Cyber View X, ein Diarahmen und eine Anleitung

Dieser Filmscanner wurde 2003 eingeführt und bis 2009 verkauft. Er wurde speziell zum Scannen von langen Filmstreifen konstruiert und kann unzerschnittene Kleinbildfilme mit bis zu 40 Bildern im Format 24x36 automatisch scannen. Wir haben ihn bereits im Jahre 2003 auf dem damaligen Stand der Software und Computertechnik rezensiert. Bei Interesse kann man den ursprünglichen Artikel immer noch lesen.

Die älteren Filme haben durch ihre jahrelange Aufbewahrung im aufgerollten Zustand einen Drall entwickelt und lassen sich kaum noch glatt auslegen. Daher ist es nicht so einfach, sie abzufotografieren. In solchen Fällen ist ein Scanner interessant, der die Bilder auf einem langen Filmstreifen der Reihe nach abgearbeitet. Für alles andere ist der Reflecta ProScan 4000 zu laut und langsam.

Der Reflecta ProScan 4000 wird über ein Netzteil mit Strom versorgt. Seine Geräuschkulisse ist deutlich vernehmbar und vielseitig. Man kann einen Pappkarton darüber stülpen, um die Geräuschemission zu reduzieren.

2003 schrieben wir: Der Scanner verlangt einiges vom Computer (2600+ mit 1 GB RAM und Win XP). Wenn er scannt, geht parallel fast nichts mehr. Dazu im Jahre 2015 (i7 3,4Ghz, 8 GB Ram, Win 7, SSD): Der Betrieb des Scanners hat keinen spürbaren Einfluss auf die Leistung des Computers bei parallel laufenden anderen Arbeiten.

Installation (im Jahre 2015 auf Windows 7)

Das Scanprogramm heißt Cyberview X und wird von der Website von Reflecta heruntergeladen. Der Link führt direkt zur Treiberseite. Falls Reflecta etwas ändert, gibt man reflecta.de ein und sucht nach dem Treiber. Auf der Website des Herstellers Pacific Image Electronics (www.scanace.com) gibt es ebenfalls Software für diesen Scanner, der dort im Treibermenue 'PrimeFilm 3650 Pro3' heißt. Da dieser Scanner von Reflecta angeboten wird, ziehe ich das Programm von Anbieterwebsite vor, weil nicht auszuschließen ist, dass es leichte Unterschiede in der Firmware, also dem im Scanner gespeicherten Betriebssystem, gibt.

Alternativ kann man mit SilverFast oder VueScan scannen. Für VueScan muss Cyberview installiert sein. Für SilverFast nicht. SilverFast Ai 6.6 kostet für diesen Scanner 218,- € und die 'kleinere' Variante SilverFast SE Plus 104,- €. Die Software funktioniert nur mit diesem Scanner und ist nicht mehr mit Windows 8 kompatibel. Auf dem Mac läuft sie mit Mac OSX 10.3 bis 10.6.
VueScan läuft auf allen Windows, Linux und Mac OS X Versionen und kostet als Professional Edition 89,95 US$. VueScan kann sehr viele Scanner ansteuern und ist somit eine empfehlenswerte Option.



Oben zieht er die Film rein und unten kommen er heraus.

Der Scanner hat eine Beschränkung auf 40 Bilder pro Filmstreifen. Deswegen kann man ganz lange Filme wie auf dem Bild nur in mehreren Vorgängen digitalisieren.


Cyberview X

Die Bedienung der Scansoftware Cyberview X erschliesst sich schnell. Im Internet gibt es diverse Anleitungen von Benutzern. Die Standardauflösung dieses Scanners wird auf 3600 dpi eingestellt und die Ausgabe auf 16 Bit. Cyberview bietet die üblichen Optionen: Drehen, Spiegeln, Einstellung der Auflösung, Bearbeitung der Tonwertkurve, Helligkeit und Kontrast. Beim Vorscan und dem eigentlichen Scan kann man ein Einzelbild, einen ganzen Filmstreifen oder ausgewählte Bilder aus der Bildleiste wählen. Zudem gibt es die Funktionen ICE zur Schmutz- und Kratzererkennung, GEM zur Kornreduzierung und ROC zur Rekonstruktion von veränderten Farben bei alten Filmen.


Einstellungen

Es kann eingestellt werden, ob Dias, Farbnegative und Schwarzweißnegative gescannt werden. Unter 'Scan - Voreinstellungen - ..' gelangt man zum Eingabedialog für Vorgaben, wie Speicherort, Anwendung von ICE, Dateinamen etc.





Vorscan

Cyberview X erstellt von den Bildern auf den Filmstreifen Vorscans, aus denen man diejenigen auswählt, die in hoher Auflösung gescannt werden sollen. Bei langen Filmen dauert der Vorscan sehr lange, weil alle Bilder vorgescannt werden. Es gibt keine Statusmeldung über den Stand der Dinge.


Nach dem Vorscan werden alle Bilder als Miniaturen angezeigt.


Ein Register erlaubt Veränderungen an der Gradationskurve und das Verschieben der Weiß- und Schwarzpunkte.

Beim Scannen mit Cyberview lässt sich der Filmtyp einstellen. Alle Bilder werden als RBG-Daten ausgegeben, auch Schwarzweißfotos. Eine 3600dpi/RBG/16Bit Datei ist ca. 95 MB groß. Jedes anständige Bildverwaltungsprogramm kann einen Stapel Schwarzweißfotos rasch in 16Bit Graustufenbilder mit einem Drittel der Größe konvertieren.

Beim Test Im Jahre 2003 war die damalige Cyberview X 1.0 nicht in der Lage, vernünftige Schwarzweißbilder zur erzeugen. Das ist heute nicht mehr nötig. Cyberview X 5 enthält die benötigten Funktionen und macht einen guten Job. Schwarzweißfotos werden als RGB Dateien ausgegeben. Eine 3600dpi/RBG/16Bit Datei ist ca. 95 MB groß. Das ist kein Problem für aktuelle EDV-Technik. Jedes anständige Bildverwaltungsprogramm kann einen Stapel Dateien rasch in 16Bit Graustufenbilder mit einem Drittel der Größe konvertieren.


VueScan

Ist Cyberview installiert, kann das Programm VueScan diesen Scanner auch ansteuern. Am besten nimmt man keine aktuelle Version, sondern eine späte VueScan 8.xx mit 32 Bit. Mit Cyber View X v1.3b von der Reflecta Website und VueScan 8.6.66 läuft unser Reflecta ProScan 4000 einwandfrei. Die CyberView X vom Hersteller trägt bereits die Versionsnummer 5.14, sieht aber genauso aus. Mit der Version und VueScan 9.66 als 32 Bit und 64 Bit kann unser Reflecta ProScan 4000 nicht ordentlich betrieben werden.

Ob VueScan und Cyberview harmonieren, erkennt man am Dialog im Register 'Quelle' nach dem Einschieben eines Filmstreifens in den Scanner. Sobald der ihn einzieht, taucht im Menue der Eintrag 'Bildversatz' auf. Damit kann die Positionierung des Bilds korrigiert werden.



VueScan 8.6.66. Die ältere Version funktioniert zuverlässiger als eine neue.

Hat man in VueScan alle Parameter wie Auflösung, Dateityp, Speicherort, Korrekturen etc. ordentlich eingetragen und erfolgreich erprobt, ist das Scannen sehr einfach. Man schiebt einen Filmstreifen rein und klickt auf 'Scannen'. Damit keine Dateien überschrieben werden, gibt man als Dateiname 'YYYYMMDD-001+.tif' ein und setzt einen Haken bei 'Automatische Dateinamen'.

ICE - Infrarotgestütze Retusche von Staub und Kratzern

ICE funktioniert mit Farbnegativen und vielen Farbdias gut, jedoch nicht mit konventionellen Schwarzweissfilmen, weil die Software das Filmkorn als Schmutz interpretiert und das Bild deswegen entstellt. Bei Kodachrome Dias von Kodak versagt ICE ebenfalls, weil dieser besondere Typ einen anderen Bildaufbau als andere Dias hat und ähnliche Probleme zustande kommen, wie beim Anwenden von ICE auf konventionelle Schwarzweißfilme.

Cyberview X beherrscht ICE nicht gut. Auf dem Bild mit der Dame sind Fussel, die durch ICE beseitigt werden sollen. Zum Vergleich wurde dasselbe Bild mit der Software VueScan gescannt. Damit werden die Fusseln gut beseitigt ohne das Bild zu verunstalten.


Im Ausschnitt sind die Fussel sichtbar

Cyberview X und ICE: Die Fussel sind weg, doch kommt es zu vielen falschen Korrekturen.

Scan mit VueScan mit Infrarot-Reinigung auf mittel.
Ausschnitt aus dem gesamten Bild.

Einzelne Bilder

Der integrierte Filmtransport funktioniert für Streifen mit 3 und mehr Bildern. Auf der Vorderseite gibt es einen Schlitz für einzelne Diarahmen. Um einzelne Negative zu scannen, müssen sie wie Dias gerahmt werden. Kurze Filmstreifen mit zwei Bildern sind in einzelne Negative zu zerschneiden, was aus dem Blickwinkel der Archivierung nicht immer erwünscht ist.

Zubehör

Erwähnenswert ist, dass dieser Filmscanner ohne Zubehör auskommt. Die Filmstreifen werden in einer Schlitz gesteckt. Es bedarf keiner Halter, die verschleißen. Lediglich einzelne Bilder sind in Diarahmen zu montieren, jedoch sind das Pfennigartikel, die ohnehin in vielen Haushalten zu finden sind.

Fazit

Ein Scanroboter dieses Typs war eine gute Idee. Im Jahre 2003 bei seiner Markteinführung wurde noch fleißig auf Film fotografiert. Ein Automat, der sie relativ einfach digitalisierte, war attraktiv. Inzwischen wird kaum noch auf Film fotografiert und dieser Scanner ist vor allem für aufgerollt aufbewahrte Kleinbildfilm interessant, die sich in Archiven oder fotografischen Nachlässen befinden. Doch ihre Anzahl ist begrenzt und deswegen ist es fraglich, ob sich dafür die Anschaffung dieses Scanners lohnt.

Die Software für diesen Scanner ist ausreichend, hat aber Schwächen. Cyberview X reicht aus, um alte Schwarzweißfilme zu digitalisieren. Die infrarotbasierte Defekterkennung und -Retusche gelingt CyberView X nicht. Viel besser geht es mit VueScan, jedoch mit einer älteren Version (8.6.66), die der Hersteller immer noch zum Download anbietet. Von LaserSoft gibt es eine SilverFast Ai 6.6 Version, die preislich in keiner vernünftigen Relation zum Nutzen steht.

Der Reflecta ProScan 4000 ist ein brauchbares Gerät, um lange 35mm Filmstreifen abzuarbeiten. Nikons Coolscan 4000 und 5000 bieten ähnliches mit einem zusätzlichen Modul, das alleine ein Vielfaches des Reflecta ProScan 4000 kostet. Alle anderen Vorlagen sollten mit anderen Mitteln digitalisiert werden, weil lange Kalibrier- und Messvorgänge den Arbeitsfluss hemmen und das Abfotografieren mit einer modernen Systemkamera mit Makrooptik die bessere Alternative darstellt. Wie fast alle Scanautomaten ist er nicht mehr zu stoppen, nachdem ein Vorgang gestartet wurde. Der Klick auf die Schaltfläche 'Abbrechen' wird ignoriert. In solchen Fällen
hilft manchmal nur ein Neustart des Scanners und Computers.

Der Scanner ist nur gebraucht zu bekommen. Mitunter ist eine SilverFast Ai 6.5 dabei, die nicht mit Windows 8 läuft. Ein Preis zwischen 150 bis 200 € ist für dieses Gerät im gebrauchten, aber guten Zustand angemessen.
 

© Thomas Gade   Unsere Texte und Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung ist nur mit schriftlicher Erlaubnis des Verfassers gestattet und stets honorarpflichtig. / © Our articles and images are copyrighted.