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Vanguard Endeavor HD 82A Spektiv

Spotting Scope mit ED Optik / Fernrohr im Test


2016 © Thomas Gade


Vanguard Endeavor HD 82A

Das Vanguard Endeavor HD 82A ist ein lichtstarkes Sepktiv mit gummiarmiertem Magnesiumgehäuse. Laut Hersteller ist es zu 100% wasserdicht und durch eine Stickstofffüllung beschlagfrei. Auf einem Produktfoto des Herstellers treibt das Spektiv im Wasser. Als Badeutensil sollte man es nicht benutzen, aber einen Plumps ins Wasser wird es überstehen. Somit ist es gut zum Beobachten von Wassersport-Events geeignet. Es müssen nicht immer scheue Tiere sein, auf die man Spektive richtet.

Technische Daten

Hersteller Vanguard
Bezeichnung Vanguard Endeavor HD 82A
Objektiv Objektiv mit ED Element
Öffnung 82 mm
Brennweite ???
Fokussierbereich 6 m bis Unendlich
Fokussierer Dualfokussierer (Grob und Fein)
Einblick 45° Schrägeinblick
Okular 20-60x Zoom (Augenabstand 19 mm)
Gewicht 1,81 kg
Länge 38 cm
Wetterfest Wasserdicht bei Regen
Preis (Mai 2016) UVP 699,- € / bei Amazon 504,- € (Mit Tasche im Lieferumfang)

Apochromatisch durch ED Optik?


In der Beschreibung steht, dass 'extra-low dispersion glass (ED)' in der Optik dieses Spektiv verwendet wird. Objektive mit einer ED-Linse erlauben eine höhere Farbkorrektur als herkömmliche achromatische Objektive, weil Glas mit geringer Dispersion einen weißen Lichtstrahl breit in Regenbogenfarben aufgefächert wie traditionelle Glassorten. Dadurch verringert sich das Auftreten von Farbsäumen an kontrastreichen Kanten.

Bei sehr guten ED-Systemen kann man solche Farbsäume praktisch gar nicht mehr wahrnehmen. Man spricht dann von apochromatischen Objektiven und bei diesem Spektiv stellt sich die Frage, ob es dem Hersteller gelungen ist, eine solch farbreine Optik für einen Straßenpreis von rund 500 € (UVP 699 € / Amazon 505 € im Mai 2016) auf den Markt zu bringen.

Blickt man durch das Okular des Vanguard Endeavor HD 82A, hat man in der Bildmitte eine scharfe Abbildung ohne Farbsäume, aber zum Rand hin treten sie auf. Sie sind nicht so auffällig, dass sie stören, aber sie sind vorhanden.

Im Vergleich mit dem achromatischen Spektiv Celestron Ultima 80 schlägt sich das Vanguard Endeavor HD 82A gut, aber ein Vergleich mit einem Kowa Prominar TSN-883 verweist das Vanguard deutlich in seine Schranken. Es liegt leistungsmäßig zwischen einfachen Achromaten und hoch korrigierten Systemen.

Digiscoping



Vanguard hat einen Digiscoping-Adapter, der wie eine Hülse über das Okular gestülpt wird, um am Körper des Spektiv festgeschraubt zu werden. Überraschenderweise befindet sich am kameraseitigen Ende kein T2 Anschluss, sondern ein Gegenstück zum 58 mm Filtergewinde mit einem zusätzlichen Step-Down Adapter auf 52 mm.

Das überrascht insofern, als andere Spektiv Hersteller solche Adapter mit T2 Anschluss anbieten, der zwar weit verbreitet, aber irreführend ist. Viele Fotografen denken, dass sie mithilfe eines preiswerten T2 Adapter ihre System Kamera direkt an den Spektiv Adapter befestigen können. Das stimmt auch, aber dabei gibt es ein optisches Problem.

Wenn man mit einem Spektiv fotografiert, muss die Kamera ein eigenes Objektiv haben, um damit wie ein Auge in das Okular zu blicken. Beim APS-C Sensor wäre ein flaches 40 mm Objektiv sehr gut dafür geeignet.

Die Adaption einer System Kamera mit eigenem Objektiv ist über eine Verschraubung des Adapters mit dem Filtergewinde des Fotoobjektivs möglich.

Vanguard bietet dies mit seinem System an. Bei eBay kann man preiswert andere Step-Down Adapter erwerben um nicht auf 52 mm und 58 mm Filtergewinde begrenzt zu sein. Für knapp 30 € erhält man den Kameraträger auch mit T2 Anschluss.


Pentax K-5 II DSLR mit 1,8/55mm Objektiv am Vanguard Endeavour HD 82A Spektiv
Diese Kombi funktioniert, ist aber kameraseitig schon recht klobig.


Vanguard Endeavor HD 82A Spektiv mit Smartphone Samsung Galaxy S5 beim Digiscoping

Das Vanguard Endeavor HD 82A ist gut für den Anschluss verschiedener Aufnahmegeräte vorbereitet. Man sollte aber keine hohen Erwartungen an die fotografischen Ergebnisse entwickeln, weil die Optik trotz ED-Element nicht das Niveau von Top-Spektiven erreicht.


Vanguard Endeavor HD 82A auf einem Sirui VH-10 Fluidkopf.

Fazit


Das Vanguard Endeavor HD 82A bewegt sich preislich in einer Lücke zwischen achromatischen und hoch korrigierten Spektiven. Baulich ist es mit allen Merkmalen hochwertiger Spektive ausgestattet bis hin zu guten Kameraanschlüssen. Es macht einen soliden Eindruck und ist durch eine gummiartige Oberfläche vor Beschädigungen durch Stöße geschützt.

Zum visuellen Beobachten ist es gut geeignet. Die vor allem zum Rand hin auftretenden Farbsäume halten sich in erträglichen Grenzen, sind aber stärker ausgeprägt als man von einer ED Optik erwartet. Optisch kann das Vanguard Endeavor HD 82A nicht mit hochwertigen Spektiven mithalten. Beim Digiscoping enttäuscht es durch relativ schwache Fotos. Wer eine erheblich bessere optische Leistung erwartet, sollte das Celestron Regal M2 80ED in Betracht ziehen. Es kostet rund 250 € mehr, ist aber optisch deutlich besser.

Das Vanguard Endeavor HD 82A ist ein ordentliches Einsteiger- oder Familienspektiv. Beim Straßenpreis von knapp 500 € ist das Preis-/Leistungsverhältnis gut. Man kann damit eine Menge Spaß haben, aber anspruchsvolle Naturbeobachter benötigen ein besseres Fernrohr.

 

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