Bisley Deluxe D=101mm Spotting Scope
Spektiv aus den 1960ern
2016 © Thomas Gade
Bisley Deluxe D=101mm Spektiv
Dieses Spektiv mit der Marke 'Bisley Deluxe' dürfte aus den 1960er Jahren stammen. Im Internet kann man nur wenige Infos darüber finden, was bei dem auffälligen Instrument erstaunt.
Es hat einen Helikal Fokussierer, dessen Fett nach langer Zeit eine zähe Konsistenz angenommen hat, was mit einem Bad in Waschbenzin und einigen Tropfen Nähmaschinenöl sehr leicht zu beheben ist, wobei auf jeden Fall die Sicherheitsvorschriften für den Umgang mit giftigen und leicht entzündlichen Stoffen einzuhalten sind.
Der Tubus besteht aus dünnenwandigem Aluminium, das aus mit einem olivgrünen Anstrich mit fein gekräuselter Oberfläche versehen ist. Der Einblick erfolgt im 45° Winkel und zum Spektiv gehören fünf Okulare. Sie werden an das okularseitige Ende des Spektivs geschraubt. Sie haben einen Konterring, auf dem der Vergrößerungsfaktor steht und der auf dem Gewinde geschraubt werden kann. Ob dies nur zum Feststellen oder auch zu einer Art Justierung dient, ist uns nicht klar.
Technische Daten
Hersteller | Bisley |
Bezeichnung | Bisley Deluxe Triple Tested Coated D=101mm No. 86745 |
Objektiv | Achromat mit Luftspalt (unvergütet??) |
Öffnung | 101 mm |
Brennweite | ca. 600 mm |
Okulare | 15x, 20x, 30x, 40x, 60x |
Länge | ca. 60 cm |
Gewicht | 1.695 kg (mit einem Okular, ohne Deckel, ohne Sonnenblende) |
Die Bezeichnung des Spektivs steht auf dem Helikalfokussierer. Dabei steht der Begriff 'Coated', der eigentlich bedeutet, dass die Optik vergütet ist. Erkennbar ist das nicht. Das Objektiv zeigt keinerlei farbigen Schimmer, sondern wirkt völlig unvergütet. Vielleicht hat man in den frühen Tagen des Vergütens von Linsen keinen Wert darauf gelegt, dass man das erkennen kann. Aber seit einigen Jahrzehnten ist dies durch einen Farbton erkennbar, der ursprünglich bläulich wirkte, inzwischen aber auch grünlich oder rötlich sein kann.
Das lichtstarke Spektiv mit dem großen Objektiv ist erstaunlich leicht. Am Tubus befindet sich kein Stativfuß. Bei unserem Exemplar war eine Stativschelle dabei, die vermutlich zu einem speziellen Stativ gehörte. Im Astro- und Fotohandel gibt es entsprechende Rohrschellen mit Stativfuß, die für dieses Spektiv geeignet wären.
Großes Spektiv mit 5 Okularen und Schraubdeckel für das Objektiv
Größenvergleich: Kowa Prominar TSN-883 und Bisley Deluxe D=101 Spektiv
Achromatisches Objektiv mit Luftspalt. Von einer Vergütung ist nichts zu sehen.
Fünf Okulare - Vergrößerungen: 15x, 20x, 30x, 40x, 60x
Das Spektiv ist in mehrere Teile auseinander schraubbar
Bildqualität
Der Blick durch die Okulare zeigt ein relativ kleines Gesichtsfeld. Erstaunlicherweise treten keine penetranten Farbsäume auf, die man bei einem achromatischen Objektiv erwarten kann. Beim 15x Okular sieht man im unteren Bereich einen unscharfen Rand, mit den anderen Okular ist das Bild kreisrund und gut ausgeleuchtet. Im gewissen Rahmen kann man die Stellung des Umkehrprismas selber justieren, weil das Gehäuse leicht zu öffnen ist. Hier ist keine unberechenbare Technik mit springenden Federn und Kugellagern verbaut, die beim erneuten Zusammenfügen für Verdruss sorgt.Mit etwas handwerklichen Geschick kann man die optischen Möglichkeiten dieses Spektivs sicherlich erweitern, indem die Nutzung von modernen Astrookulare möglich gemacht wird.
Bisley Deluxe - Helikal Fokussierer. Am okularseitigen Ende befindet sich ein 44mm Gewinde
Modernes Astrozubehör anschließbar?
Am Helikal-Fokussierer befindet sich wahrscheinlich ein 44 mm Gewinde (geschätzt beim Vergleich mit einem T2 Gewinde). Wir haben keine Schieblehre zur Hand, um dies sicher feststellen zu können, doch falls unser Augenmaß nicht trügt, handelt es sich um das M44 Gewinde, für das es diverse Adapter zum Anschluss von Astrozubehör gibt oder einen ganz einfachen M44/T2 Adapter, womit okularseitig ein modernes Amiciprisma für 1 1/4 Zoll (auch 2") Astrookulare abschließbar wäre. Das hätte Vorteile, weil die originalen Okulare ein relativ kleines Gesichtsfeld haben und einfache Plössl oder UWA Okulare eine preiswerte Möglichkeit wären, um ein größeres Bild zu sehen.Fazit
Dieses Spektiv ist durch seine hohe Lichtstärke interessant, auch wenn das Objektiv nicht auf dem Stand einer modernen ED Optik ist. Es ist in mehrere Einzelteile auseinander zu schrauben und somit sehr transportabel, aber auch prädestiniert für konstruktive Anpassungen, die leicht machbar sind. Man kann nicht nur hindurchgucken, dieses Spektiv ist auch ein echter Hingucker durch seinen 1960er Style und seine Größe.Falls man ein intaktes Exemplar erspäht und es erwerben möchte, dürfte ein Preis bis 250 € (2016) angemessen sein, aber mehr wäre zu viel.
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