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Orion UK OMC 140 Deluxe

Thomas Gade - 2011

Das OMC 140 Deluxe ist ein Maksutov-Teleskop mit Gregory Design. Der Tubus besteht aus hochglänzendem Carbon. Die Fassungen der Frontoptik und des Spiegels sind aus CNC-gefrästem Metall. Es ist dunkel gefärbt - wahrscheinlich eloxiert - und leider schnell verkratzt.

Das Teleskop sieht gut aus und wiegt etwas weniger als Metall. Aber das OMC 140 bringt immer noch 3,6 kg auf die Waage. Der Hauptspiegel ist asphärisch geschliffen. Der Frontdeckel aus dünnem Plastik ist fehl am Platz. Das Teleskop hätte Besseres verdient.



Technische Angaben laut Hersteller

Gewicht des optischen Tubes 3,5 kg
Durchmesser des Tubus 159mm
Länge 450mm
Brennweite 2000mm
Öffnung 140mm
Focal ratio F14
Vergütung 97% Hilux Coatings
Optische Qualität 1/6PV garantierte Wellenfront
Durchmesser Fangspiegel 49mm
Abschattung 35%
Okularanschlüsse SC / 1,25" und 2"
Sucher 9x50mm

Preis (August 2011): 1089 € (teleskop-express.de / teleskop-spezialisten.de)



Das OMC 140 hat eine Brennweite von 2000mm, wodurch dieses Teleskop nicht zum Betrachten von weiten Himmelfeldern prädestiniert ist. Sein Einsatzgebiet sind die Planeten, der Mond und die Sonne. Mit einem 20mm Okular erreicht man eine hundertfache Vergrößerung.

Auf der Webseite eines Astrohändlers steht: "Mit dem geeigneten 2" Okularen erreichen Sie ein nutzbares Gesichtsfeld von etwa 1,3 Grad. Das ist immerhin etwa der 2,5fache Vollmond Durchmesser." Machen wir uns nichts vor. Dafür wurde dieses Teleskop nicht gebaut, sondern für hohe Vergrößerungen zur Beobachtung und Fotografie von Planeten, Sonne und Mond. Wer es einsetzt, tut das nicht, um große Felder zu betrachten. In der Praxis wird ca. 62 x mit einem 32mm Weitwinkelokular wohl die niedrigste Vergrößerung sein.

Das OMC140 soll höchste Ansprüche erfüllen. Im erster Test wurde tagsüber ein ca. 800 m entferntes Gebäude anvisiert und mit 15 mm Okularen im Denkmeier Bino betrachtet. Es waren keine Farbsäume zu sehen. Das Flimmern der Luft erlaubte aber kein wirklich scharfes Bild.


Das OMC140 auf der Vixen Porta.


Das OMC140 mit Taukappe. Sie besteht aus Metall und wirkt seltsam am Carbontubus. Der 9x50mm Sucher ist gut.


Die Scharfstellung erfolgt über eine Mikrometerschraube mit Skala. Für den einen ist das Schnickschnack und für den anderen brauchbar, um sich für diverse Okulare, Binos und Kameras Einstellwerte zu merken. Am getesteten Exemplar ist kein Shifting feststellbar.



Nächtliche Beobachtungen

Beim ersten Einblick unter dunklem Himmel war dieser so rabenschwarz, dass ich nachsah, ob der Frontdeckel noch drauf war. Nach dem Scharfstellen hoben die Sterne sich gut. Knackscharf waren sie jedoch nicht zu bekommen. Lag es an der hauchdünnen Wolkenschicht? Ich hatte Zweifel und checkte später die optische Justierung des Teleskops, an der nichts auszustzen war.

Ein paar Tage später hatte ich die Gelegenheit, das OMC 140 unter ländlichem Himmel auzuprobieren. Gegen 23 Uhr war die Milchstraße sehr schön am dunklen Himmel über dem Ort Carwitz in der Feldberger Seenlandschaft zu sehen. Für mich als Großstädter, der in klaren Nächten üblicherweise nur wenige helle Sterne auf einem dunkelgrauen Hintergrund sehen kann, ist die große Menge der auf dem Land in klaren Nächten mit bloßem Auge sichtbaren Himmelskörper, immer wieder faszinierend. In der betreffenden Nacht schien die Sicht hervorragend zu sein. Der Andromedanebel war im 10x50 Feldstecher sehr gut zu sehen.

Jupiter stand drei Handbreiten über einem östlichen Horizont. Das war nicht optimal, hätte aber reichen sollen, um ihn aus dem horizontalen Luftgewaber herauszuholen. Das OMC140 stand bereits zwei Stunden unter einem Vordach zur Temperaturanpassung draußen und wurde auf den hellen Planeten gerichtet, was etwas dauerte, da mein Sucherfernglas nicht justiert war. Das sollte man mit einer Brennweite von zwei Metern unbedingt vorher machen. Von meinem Standpunkt aus stand der Jupiter über dem Carwitzer See. Am Boden war das Gras vom Tau klatschnass. Offenbar hatte sich eine Menge Feuchtigkeit aus der abgekühlten Luft abgesondert. Am OMC140 befand sich die Blend- oder Taukappe. Die Frontoptik war trocken, d.h. ohne sichtbaren Taubeschlag. Unter diesen Umständen wurde Jupiter ins Visier genommen. Unerwarteterweise ließ sich die erbsengroße Scheibe nicht scharfstellen. Ein einziges verschmiertes dunkles Band war auf der Oberfläche erkennbar. Die Konturen waren schwach und der Planet schien in einem ganz dünnen Dunst zu schweben. Lag es tatsächlich an der Sicht oder hatte das Teleskop eine Macke?

Am folgenden Tag wurden einige terrestrische Objekte mit dem OMC 140 und einem 20mm Okular betrachtet. Das Flimmern der Luft störte den Test, aber es gab ruhige Momente, in denen scharfe Bilder zu sehen waren. Sie zeigten sie, dass die Optik des Teleskop in Ordnung war. Das Problem hatte andere Ursachen.

Carbontubus bremst Temperaturanpassung

Offenbar behinderte die geschlossene Konstruktion des Teleskops die Temperaturanpassung beträchtlich, insbesondere wohl sein Carbontubus mit geringerer Wärmeleitfähigkeit als Metall. Ob ein Blechtubus tatsächlich Vorteile bot, konnte ich aber nicht testen.

Das Problem: Ein Maksutov hat zwei dicke optische Elemente, die vordere Meniskuslinse und den Hauptspiegel. Beide unterliegen physikalischen Gesetzen; sie dehnen sich bei Wärme aus und schrumpfen bei Kälte. Gleiches gilt für alle anderen Teile des Teleskops. Während des Anpassungsprozesses gibt es Luftbewegung im Teleskop, Spannungen im Material und mehr. Auch wenn dieses nur im minimalen Rahmen verläuft, verhindern sie eine scharfe Abbildung, die erst nach der Temperaturangleichung möglich ist.

Fotografie


Aufnahme mit einem Tokina SD 400mm Teleobjektiv

Aufnahme vom selben Standpunkt mit dem OMC 140.
Kamera: Pentax K-7

Die Bilder zeigen die enorme Reichweite des OMC 140. Dessen 2 Meter Brennweite holen weit Entferntes nahe heran. Der negative Einfluss unruhiger Luft, durch die das Licht wandert, ist bei der Brennweite beträchtlich. Ich habe das Motiv mit völlig unveränderter Einstellung zehn mal nacheinander mit Hilfe eines drahtlosen Fernauslösers und Spiegelvorauslösung durch das OMC140 auf einem sehr soliden Linhof-Stativ bei Windstille aufgenommen. Die Ergebnisse unterschieden sich stark im Detail, was die nachfolgenden Ausschnitte gut darstellen.



Weiteres Bilder vom selben Motiv an einem anderen Tag aufgenommen.

Die Fahnenmastspitze ist etwas größer, weil diesmal ein Zenitspiegel zwischen Kamera und Teleskop montiert war. Dadurch verlängerte sich der Strahlengang und die effektive Brennweite des Systems.

Diesmal ist die Auflösung erheblich besser. Würde man mehrere Aufnahmen stacken, wäre das Rauschen weg und man sähe mehr Details, weil der Einfluss des Flimmerns damit stark reduziert werden kann.

Bei der visuellen Betrachtung der Fahnenmastspitzen durch das Teleskop sind mehr Details mit beträchtlich schärferen Konturen sichtbar. Woran liegt das?

Wir haben unser Testmotiv mit einer Pentax K-5 durch das Orion OMC140 deluxe gefilmt. Zum Zeitpunkt der Aufnahme erschien die Sicht gut. Der Film zeigt jedoch, wie sehr die atmosphärischen Bedingungen die Bildqualität beeinträchtigen. Die Motive wabern im Bild hin und her. Das ursprüngliche Filmformat von 1920x1080 Pixeln wurde auf 1402x980 beschnitten. Das Beispiel macht deutlich, warum es so schwer ist, wirklich scharfe Fernaufnahmen mit langbrennweitigen Teleobjektiven zu erhalten.

2020 / Nachtrag: Um die Effekte des Flimmerns zu beseitigen, muss man viele deckungsgleiche Bilder stacken. Für die nötigen Bilderserien sind spiegellose Systemkameras besser geeignet als DSLRs mit Schwingspiegel.


Pentax K-5 an einem Orion OMC 140



Hauptspiegelfokussierung

Das Teleskop hat kein sichtbares Shifting. Die Haupspiegelfokussierung ist mit allen okularseitigen Ansätzen kompatibel wie Kameras und Okularen mit oder ohne Binokular und mit oder ohne Zenitspiegel. Es lässt sich ohne Glaswegverlängerer alles scharfstellen. Das ist ein großer Vorteil der Hauptspiegelfokussierung.

Leistung

Der Rahmen der sinnvollen Vergrößerungen liegt zwischen 57x mit einem 35mm Okular und 285x mit einem 7mm Okular.Das OMC140 Deluxe kann nur nach erfolgtem Temperaturausgleich richtig scharf abbilden. Leider dauert der Vorgang sehr (zu) lange.

Im Vergleich mit einem guten Schmidt Cassegrain mit 8" öffnung, das ebenfalls eine Brennweite von 2000mm hat, war das von uns getestete Exemplar nicht wirklich überzeugend. Nun hat ein 8" SC eine bedeutend größere Öffnung und sammlt mehr Licht. Daher mag der Vergleich unfair wirken. Aber ein 8" SC ist nicht wesentlich länger und nur eine knappe Handbreit dicker als der OMC 140.

Beide werden von einer relativ preiswerten Montierung in den Dimensionen der Vixen GP getragen. Ein 8" SC von Sky-Watcher (entspricht Celestron) kostet mit zwei Okularen, Sucher und Zenitspiegel 850 € und wiegt 5,7 kg. Der OMC 140 Deluxe kostet ohne Zubehör ca. 1080 € und wiegt 3,5 kg. Beim Vergleich waren die Ansichten mit einem alten unvergüteten 8" SC aus dem Jahre 1980 schärfer und detailreicher. Es war bedeutend früher einsatzbereit als das OMC 140. Wir hatten kein 6" SC zu Hand, um den OMC 140 damit zu vergleichen.

Fazit

Angesichts der preislich günstigen Maksutovs von Skywatcher (Synta) und Bosma, die qualitativ recht ordentlich sind, ist das OMC140 zu teuer. Die Preisdifferenz lohnt sich nur, wenn ein Vorteil des OMC140 erkennbar wäre.

Ein Vergleich mit einem OMC140 im Metalltubus wäre angebracht, um zu prüfen, oder der Carbontubus tatsächlich die Temperaturanpassung so stark verzögert, dass die praktische Nutzung behindert wird.

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