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Tasco V8 Teleskop

Katadioptrischer Newton von Vixen / Tasco

Thomas Gade - Dezember 2011

Viele gestandene Amateurastronomen mit moderner Astrotechnik nehmen die 'alten' Kaufhausteleskope der 1970'er bis 1990'er nicht mehr ernst. Sie liegen heute meistens unbeachtet in Kellern oder auf Dachböden herum. Jugenderinnerungen mögen sie vor der Mülltonne bewahren und so fristen sie eine Dasein als Befestigungspunkte für Spinnweben und als Staubfänger.

Aber es gab auch ein paar 'bessere' Exemplare, die ihrerzeit erstaunlich teuer waren. Dazu zählt das Tasco V8 mit einer stabilen parallaktischen Montierung. Es stammt aus dem Hause Vixen, einer renommierten japanischen Teleskopmarke.


Das Tasco V8 auf der zum Set gehörenden Vixen Polaris Montierung.

Links: Abbildung auf der ursprünglichen Verpackung

Laut Infos in den Astroforen wurde das Tasco V8 in den 1980'ern auf dem Markt gebracht und in Verbindung mit der Annäherung des Kometen Halley im Jahre 1986 als Comet-Catcher (Kometenjäger) beworben. Im Karton befanden sich zwei Okulare, eine Barlowlinse, ein Kameraadapter, ein Polsucher und ein Sucher.

Das okularseitige Zubehör war bei dem Exemplar, das wir für diesen Bericht begutachtet haben, nicht dabei. Es war nicht feststellbar, ob es sich um gute oder schlechte Okulare handelte.

Auf der Seite der Verpackung stand die Zeile: "400x125mm"

Bei vielen Kaufhausteleskopen war es üblich, maximale Vergrößerungswerte anzugeben, die völlig überzogen waren. Bei einem hochwertigen Teleskop gilt die Verdoppelung der Millimeteranzahl des Durchmessers der öffnung als maximale sinnvolle Vergrößerung. Ein gutes Teleskop mit einer Öffnung von 125mm hat demnach seine Grenze bei 250x.
Tasco hat es fertiggebracht, einem anderen Teleskop mit 80mm Öffnung eine 600fache Vergrößerung anzudichten.

Die Angabe 400x für das V8 ist übertrieben. Ab 200x sollte man bei diesem Teleskop bei guter Justierung und ordentlichen Okularen nicht mehr viel erwarten.


Das Teleskop ist ein katadioptrischer Newton mit 125mm Öffnung und 1000mm Brennweite. Laut Forenberichten hat der Hauptspiegel ein Öffnungsverhältnis von 1:4. Zwischen Hauptspiegel und Fangspiegel befindet sich ein optisches Element, das die Brennweite des Hauptspiegels verdoppelt.


Blick auf die Rückseite der Frontscheibe. Vor dem Fangspiegel befindet sich das optische Elemente zur Brennweitenverlängerung.

So sind kurze Teleskope mit relativ langen effektiven Brennweiten produzierbar. In anderen kurzgebauten Teleskopen mit langen Brennweiten wie dem Schmidt-Cassegrain oder dem Maksutov besteht das die Brennweite verlängernde Element aus einem Spiegel und die Frontlinsen sind zur Verringerung von Abbildungsfehlern keine planparallelen Scheiben sondern speziell gewölbte. Die Qualität des katadioptrischen Newtons hängt stark von dem optischen Element zwischen dem Hauptspiegel und Okular ab. Diesbezüglich darf man ruhig behaupten, dass die Hersteller der billigen katadioptrischen Newtons üblicherwiese keine qualitativ hochwertigen Linsensysteme zur Brennweitenverlängerung produziert haben. Das Tasco V8 fällt aus diesen Rahmen und war laut Forenberichten seinerzeit als Set mit Stativ, Montierung und Okularen für ca. 3000 DM im Handel. Ein stolzer Preis, wenn die Angabe stimmt.

Das Tasco V8 soll baugleich sein mit dem Celestron Cometron Jr 125, das ebenfalls von Vixen hergestellt wurde. Es ist ein Jones/Bird-Catadioptric mit spärischem Spiegel.

Die robuste Montierung, eine Vixen Polaris, wurde u.a. auch von Celestron mit Teleskoptuben gebundelt. Eigentlich ist sie eine parallaktische Montierung, doch läßt sie sich azimuthal einstellen. Im Gegensatz zu den späteren Montierungen von Vixen sind die beiden Arme, zwischen denen die Montierung geneigt werden kann, senkrecht und nicht schräg geneigt. Dadurch ist die Vixen Polaris sehr gut als azimutale Montierung verwendbar, weil die senkrechte Achse lotrecht über dem Zentrum des Stativs steht. Bei Teleskopen mit bis ca. 5 kg Gewicht, ist die Gegengewichtsstange unnötig. Jedoch ist darauf zu achten, dass die Schrauben, welche die Polachse in senkrechter Position halten, gut angezogen sind. Bei loser Klemmung der Pol- und Deklinationsachse läßt sich das Tasco V8 bequem wie ein Dobson hin und her bewegen und bleibt ohne durchzurutschen in jeder Position sicher stehen.

Die Schellen liegen lose um den Tubus, der erst beim Anziehen der Befestigungsschrauben an der Montierung fest in die Ringe eingespannt wird. Vermutlich wollte man mit dem System das Lösen des Tubus in den Schellen ermöglichen, um die Einblickposition in das Okular anpassen zu können. Trennt man den Tubus von der Montierung, bleiben die losen Schellen am Teleskop. Sie können nicht abgenommen werden, weil die hinteren und vorderen Abschlusse dicker sind als der rote Tubus. Durch die losen Schellen entstehen leicht Kratzer im roten Lack des Teleskops.

Das Tasco V8 hat einen Okulartubus für 0,965" Okulare. Das Gewinde am Okularauszug beträgt 36,4 mm und ist Vixen-Standard. Daher kann der enge Tubus leicht gegen einen 1,25" Tubus ausgetauscht werden.


Die Herkunft aus dem Hause Vixen ist auch am Stativ unverkennbar.
links: Stativ vom Tasco, rechts: Stativ von der Vixen GP.


Die Stativköpfe. links: Kopf für eine Vixen Polaris, rechts: für Vixen GP

Technische Daten


Öffnung 125 mm
Brennweite 1000 mm
öffungsverhältnis 1 : 8
Länge
45 cm mit Deckel

Optische Qualität

Fotografischer Test
Foto mit einer Pentax K-5 (APS-C Sensor). Die Schärfe ist nicht gleichmäßig. Die Optik müßte justiert werden. Die Vignettierung ist deutlich sichtbar. Ausschnitt aus dem Bild. Im zentralen Bereich ist die Schärfe ordentlich. An den Kanten können geringfügige Farbsäume auftreten.

Abgeschattete Ecken und ein deutlicher Schärfeabfall zum Rand hin schränken die Leistung dieses Teleskops als Teleobjektiv für eine DSLR ein, nicht aber für die Webcam mit einem kleineren Sensor, wie sie in der Astrofotografie gebräuchlich ist.

Visuelle Beobachtung
Wir fanden in unserer Kiste mit Astrokleinkram eine passende Anschlusshülse für 1,25" Okulare. Zunächst lag die Scharfstellgrenze bei ca. 100x. Das Instrument war dejustiert. Es erfolgte eine Kollimation mithilfe eines Lasers. Dabei fiel auf, dass die Rückseite der vorderen Glasscheibe einen feinen milchigen Belag hatte, der sich leicht entfernen ließ. Nach der Kollimation wurden die verschraubbaren Hülsen der Fangspiegelhalterung mit Heißkleber fixiert.

Anschließend konnte das Tasco V8 mit dem 6mm Okular noch gut scharf gestellt werden. Das entsprach einer Vergrößerung von 166x. Bei einem Test mit einem 7,5mm Baader Eudiaskop und einer guten 2x Barlow (266x) ließ sich das Bild immer noch scharf stellen, aber das Bild wurde durch die kleine Austrittspupille recht düster. Die Details der Mastspitze auf dem Foto waren visuell viel deutlicher zu erkennen.

Fazit

Wer heute ernsthaft in die Astronomie einsteigt, erwirbt üblicherweise einen Newton-Reflektor, ein Schmidt Cassegrain, ein Maksutov oder einen ED-Refraktor. Der katadioptrische Newton aus den 1980ern und 1990ern ist nur noch selten zu bekommen.

Der Tasco V8 gehört zu den besseren Modellen dieses Typs. Schon die gute Montierung zeigt, dass der Anbieter kein qualitativ minderwertiges Produkt auf den Markt brachte. Wer das Set gebraucht im guten Zustand für ca. 200 € bekommt, mag es ruhig nehmen. Ein Update auf 1 1/4 Zoll Okulare ist unbedingt empfehlenswert, um modernes Zubehör verwenden zu können.

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