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Entwickeln von Farbnegativen mit Tetenal Colortec C-41

Farbfilm selber zuhause entwickeln

2018 © Thomas Gade

Viele Fotografen nehmen an, dass die Entwicklung von Farbnegativen kompliziert sei. Das Gegenteil ist der Fall. Wer Schwarzweißfilme entwickelt, kann auch Farbnegative entwickeln. Der folgende Text beschreibt den Vorgang. Es wird vorausgesetzt, dass Sie bereits Schwarzweißfilm entwickeln und wissen, wie ein Film in die Entwicklungsdose eingelegt wird. Dann besitzen Sie auch alles für die Farbnegativ-Entwicklung bis auf die Chemikalien. Es ist keine Dunkelkammer nötig. Nur das Einlegen des Films muss im Dunkeln erfolgen. Das kann nachts im dunklen Zimmer unter der Bettdecke stattfinden oder mithilfe eines Wechselsacks.

Gehen wir kurz auf die Besonderheiten der Farbfilmentwicklung ein. Beim Schwarzweißfoto müssen die Helligkeit und Kontraste stimmen. Farbe spielt keine Rolle. Bei Farbfotos kommt die Komponente Farbe hinzu. Bilder sollen natürlich wirken; die Farbwiedergabe muss stimmen.

Tetenal Colortec C-41


Der Farbentwickler wird aus drei Teilen und Wasser gemixt. Der Bleichfixierer wird aus zwei Teilen und Wasser angesetzt. Das Stabilisierbad wird im Verhältnis 1:4 mit Wasser verdünnt.

Im Gegensatz zu den vielen Entwicklern und unterschiedlichen Entwicklungszeiten für Schwarzweißfilme werden Farbnegative im C-41 Prozess entwickelt. Für alle Filme, unabhängig von der Marke und ihrer Empfindlichkeit gelten die gleichen Entwicklungszeiten. Der C41 Prozess besteht aus dem Farbentwickler, dem Bleichfixierer und dem Stabilisierbad. Der C-41 Prozess ist in erster Linie für schnelle Entwicklungsmaschinen des Fotohandels konzipiert, in denen automatisch und präzise hohe Temperaturen eingehalten werden und der Wechsel der chemischen Bäder erfolgt.

C41 Entwicklersätze wurden früher für das Hobby-Fotolabor als Pulver verkauft. Inzwischen gibt es entweder flüssige Konzentrate (Tetenal Colortec C-41), die bequemer anzusetzen sind und zugleich giftigen Staub durch das feine Pulver vermeiden oder fertige Arbeitslösungen (Digibase C41).

Bekannt ist Colortec C-41 von Tetenal. Für das Hobbylabor gibt es zwei Größen, nämlich das 1 Liter Kit für rund 24 € und das 2.5 Liter Kit für ca. 47 Euro. Man kann Teilmengen ansetzen. 500ml reichen für die meisten Dosen mit zwei 35mm Filmen aus.

Die Bäder zum Entwickeln werden nach Vorschriften des Herstellers angesetzt. Im Kit gibt es Konzentrate, die entsprechend gemischt und mit Wasser verdünnt werden. Die dabei entstehenden Arbeitslösungen sind nicht so lange haltbar wie die Konzentrate und sollten zügig verbraucht werden. Um ihre Haltbarkeit zu verlängern, gibt man das Schutzgas Tetenal Protectan in die Flaschen mit den Arbeitslösungen und Konzentrate, damit es nicht zur Oxidation kommt.

Werden in gelegentlichen Entwicklungsvorgängen ein bis zwei Filme entwickelt, setzt man vorzugsweise je 500 ml Entwickler, Bleichfixierbad und Stabilisierbad an, die verbraucht werden, bis man weitere Arbeitslösungen ansetzt. Kleine Mengen sind auch vorteilhaft, um die Zeit der Temperierung kurz zu halten.
Die Standardtemperatur in Entwicklungsmaschinen beträgt 38° C. Eine Rapidentwicklung mit sehr kurzer Verarbeitungszeit wird bei 45° C durchgeführt. Beim händischen Entwickeln von Farbfilmen muss man nicht mit den hohen Temperaturen der sogenannten Prozessoren arbeiten. Eine Temperatur von 30° C ist ausreichend und bietet Entwicklungszeiten von einigen Minuten und mit einer größeren Toleranz als mit 38 °C.

Entwicklungszeiten und Kapazitäten für 500 ml

( " bedeutet Minute )

Rotationsverarbeitung 30° C      
  1 - 2 Filme 3 - 4 Filme 5 - 6 Filme 7 - 8 Filme
Vorwärmen in der
Entwicklungsdose
5"      
Farbentwickler 8" 9" 10" 11"
Bleichfixierbad 6" 8" 12" 20"
Wässerung 6"      
Stabilisierbad 1"      

Die Entwicklung bei 30 °C ist optimal, um ohne Entwicklungsmaschine zu arbeiten. Für deutlich höhere Temperaturen ist der Einsatz einer Entwicklungsmaschine empfehlenswert, um sowohl die Temperatur als auch die relativ kurzen Prozess-Zeiten besser einzuhalten.
Rotationsverarbeitung 38° C      
  1 - 2 Filme 3 - 4 Filme 5 - 6 Filme 7 - 8 Filme
Vorwärmen in der
Entwicklungsdose
5"      
Farbentwickler 3.15" 3.30" 3.45" 4"
Bleichfixierbad 4" 6" 10" 15"
Wässerung 3"      
Stabilisierbad 1"      
         
Rapidentwicklung 45° C      
  1 - 2 Filme      
Vorwärmen in der
Entwicklungsdose
2"      
Farbentwickler 2"      
Bleichfixierbad 3.30"      
Wässerung 1"      
Stabilisierbad 0.30"      

Entwicklungsmaschine

Auch für das heimische Fotolabor gibt es Entwicklungsmaschinen, sogenannte Colorprozessoren. Sie wärmen ein Wasserbad auf die vorgeschriebene Temperatur und enthalten Vertiefungen für die Chemieflaschen, damit auch diese auf die gleiche Temperatur gebracht werden. Eine Filmentwicklungsdose wird mit Film bestückt und in die Entwicklungsmaschine eingelegt. Die Entwicklungsmaschine dreht die Dose ständig während des Vorgangs. Deshalb spricht man von einer Rotationsentwicklung. Das Ein- und Ausgießen der Chemikalien wird aber händisch vorgenommen. Bekannt sind die Jobo CPE und CPP, die derzeit in den Versionen CPE-3 und CPP-3 auf dem Markt sind. Eine Jobo CPE 3 kostet mit einer einfachen Entwicklungsdose und Lift zum bequemen Flüssigkeitswechsel rund 1600 €.

Es gibt auch Entwicklungsmaschinen, die den gesamten Prozess automatisch vornehmen, jedoch sind diese teuer und aktuell für das private Fotolabor nur aus zweiter Hand erhältlich.


Jobo CPE 3 mit Lift Entwicklungsmaschine
(Colorprozessor)

C41 Filmentwicklung ohne Entwicklungsmaschine

Man kann die Filme auch ohne eine Entwicklungsmaschine entwickeln. Die Herausforderung besteht vor allem darin, eine Verarbeitungstemperatur einzuhalten, die meistens über der vorherrschenden Zimmertemperatur liegt.

Dies lässt sich mithilfe einer Isolierbox (Kühlbox) aus Plastik leicht bewerkstelligen, indem sie halbvoll mit Wasser gefüllt wird, das rund 2° wärmer ist als die beabsichtigte Verarbeitungstemperatur. Für eine händische Filmentwicklung sind 30° ideal. Diese Temperatur weicht einerseits nicht zu stark von der Zimmertemperatur ab und bietet immer noch ausreichend kurze Entwicklungszeiten für einen erträglichen zeitlichen Rahmen.


C-41 Filmentwicklung in einem temperierten Wasserbad in einer Isolierbox (Kühlbox)

In dieses Wasserbad legt man nun die Chemikalienflaschen zum Aufwärmen, die vollkommen dicht sein müssen, um es nicht zu verunreinigen, damit das Wasser später zum Wässern des Films verwendet werden kann. Die Kühlbox wird mit ihrem Deckel verschlossen und nach ca. einer halben Stunde sind die Chemikalien ebenso warm, wie das sie umgebende Wasserbad. Ein im Wasser treibendes Thermometer zeigt stets die Temperatur an. Bei Bedarf gießt man etwas heißes Wasser nach.

Temperaturmessung


Sicherheitshalber misst man die Temperatur des Farbentwicklers. Stimmt sie, dann stimmt sie auch beim Bleichfixierer, der ebenfalls in einer genauso großen Flasche im warmen Wasser treibt.

Auf keinen Fall darf Bleichfixierer in den Farbentwickler gelangen, sonst verdirbt er. Das ist unbedingt zu beachten, wenn man die Temperatur der Chemikalien misst. Es ist völlig ausreichend, nur die Temperatur des Farbentwicklers zu messen und nicht die der anderen, um keine gegenseitige Kontamination durch Tröpfchen am Thermometer zu bewirken.

Filmentwicklung

1. Vorwärmen der Entwicklerdose
Zunächst wird die Entwicklerdose mit den eingelegten Filmen mit klarem Wasser gefüllt, das bereits die Verarbeitungstemperatur der anschließenden Entwicklung hat. Dieser Vorgang dauert rund 5 Minuten und währenddessen treibt die Entwicklerdose im warmen Mantelbad.

2. Filmentwicklung
Nun folgt die eigentliche Entwicklung. Das Wasser wird ausgegossen und es folgt der vorgewärmte Entwickler. Während der Entwicklung treibt die Entwicklerdose wieder im warmen Mantelbad und wird dabei ständig zur Längsachse gedreht. Die Drehung muss nicht schnell erfolgen, aber konstant, damit die Entwicklung gleichmäßig an allen Stellen des Filmes stattfindet.

3. Bleichfixierbad
Nach dem Ausgießen des Farbentwicklers folgt das Bleichfixierbad. Man kann dazwischen aber auch ein Stoppbad zwischenschalten, wie Tetenal Indicet oder 80 ml Essigessenz (25%ig) in 920 ml Wasser.

4. Wässern
Nach dem Bleichfixieren erfolgt die Wässerung des Films. Man kann dafür zunächst das Mantelbad aus der Isolierbox verwenden. Mit einem Henkeltopf schöpft man das Wasser heraus und gießt es in die Entwicklerdose, die bereits geöffnet werden kann. Der Vorgang wird in Abständen von 15 Sekunden mehrfach wiederholt. Dabei senkt man allmählich die Temperatur des Wassers durch zusätzliches kaltes Wasser aus dem Wasserhahn bis rund 20 °C erreicht werden. Nun wird der Film noch einige Minuten mit fließendem Wasser aus dem Wasserhahn gewässert.

5. Stabilisierbad
Das Stabilisierbad muss nicht angewärmt sein, sondern kann Zimmertemperatur haben. Darin wird der Film zum Abschluss rund eine Minute gebadet.

6. Trocknen
Anschließend wird der Film an einem staubfreien Ort zum Trocknen aufgehängt. Zur Vermeidung von Schlieren kann man seine Trägerseite (glänzende Seite) vorsichtig mit einem Papiertaschentuch trocken wischen. Aber auf keinen Fall geschieht das auf der anderen Seite mit der nassen aufgequollenen Emulsion, um sie nicht zu verkratzen.  


Wenn das Mantelbad nicht durch Chemikalien verunreinigt wird, kann man es zum Wässern verwenden. Abschließend muss man den entwickelten Film aber doch noch einige Minuten mit frischem fließendem Wasser spülen.

Nach dem Trocknen


Lassen Sie einen Ihrer bevorzugten Farbfilme im professionellen Fotolabor entwickeln und vergleichen Sie die Farbe der Maskierung mit einem selbst entwickelten Film. Ist sie bei letzterem brauner und dunkler, muss der Film nochmals für einige Minuten in das Bleichfixierbad. Es braucht dafür nicht extra aufgewärmt zu werden. Der Vorgang sowie das anschließende Wässern können bei Zimmertemperatur stattfinden. Um dies zu vermeiden, bleibt der Film einfach gleich beim ersten Bleichfixieren eine Minute länger als vom Hersteller angegeben im Bleichfixierbad.

Kleinbildfilm erst scannen, dann zerschneiden


Für Kleinbildfilme gibt es Scanner, die vom unzerschnittenen Film automatisch ein Bild nach dem anderen digitalisieren, beispielsweise der Nikon Coolscan 5000, Nikon Coolscan 4000 und der Reflecta ProScan 4000. Sie sind nur noch gebraucht erhältlich. Im Handel ist jedoch der Reflecta RPS 10 mit guter Bildauflösung.

Nach dem Trocknen sollte man Kleinbildfilme sofort mit einem dieser Geräte scannen und sie erst danach in kleine Streifen für Negativablageblätter schneiden.

Einmalhandschuhe verwenden


Gummihandschuhe verhindern den Kontakt mit der Chemie.

C41 Fotochemie kann Allergien auslösen und ist giftig, aber keine Panik; viele Haushaltsreiniger sind es auch. Man sollte die Sicherheitshinweise lesen und beachten. Beim Ansetzen und Anwender der C41 Chemie sind die Hände mit Einmalhandschuhen zu schützen. Es ist keine gute Idee, Fotochemie in der Küchenspüle zu verwenden, weil diese für Geschirr und Nahrungsmittel vorgesehen ist und toxische Stoffe darin nichts zu suchen haben. Am besten entwickelt man die Filme in der Badewanne, die mithilfe der Dusche anschließend leicht gereinigt werden kann.

Farbnegativfilme selber entwickeln oder abgeben?

Mit dem 2,5 Liter Pack des Tetenal Colortec C-41 kann man bis zu 40 Farbnegativfilme entwickeln. In der Drogerie kostet eine Filmentwicklung 2,50 bis 3 Euro. Welche der beiden Varianten ökonomisch sinnvoller ist, ist unter anderem abhängig von den Nebenkosten. Zuhause benötigt man eine Entwicklungsdose, Thermometer, Chemieflaschen, Einmalhandschuhe, Trichter, Klammern sowie eventuell die Anschaffungskosten für einen relativ kostspieligen Entwicklungsautomaten. Bei der Drogerie können Kosten für öffentliche Verkehrsmittel oder einen Parkplatzautomaten anfallen. Dies ist von Fall zu Fall unterschiedlich und stets individuell zu bewerten.

Als Vorteil der Selbstentwicklung von Farbnegativen kann die relativ schnelle Verfügbarkeit der entwickelten Filme gelten, sowie eine völlige Kontrolle über dessen Weiterverarbeitung, beispielsweise das automatische Scannen eines unzerschnittenen Films mit einem darauf ausgelegten Filmscanner.

Bei der Schwarzweißentwicklung läßt sich durch das Verändern der Entwicklungszeit, der Temperatur und auch der Bewegung beim Entwickeln die Schärfe, der Kontrast, die Dichte, die Größe des Korn etc. beeinflussen. Viele Fotografen, die ihre Schwarzweißfilme selber entwickeln, finden im Laufe der Zeit die für sie angenehmste Kombination aus Filmen und Entwicklungsprozess. Beim C-41 Prozess ist dies üblicherweise nicht vorgesehen. Daher sollte ein Film, der entweder im kommerziellen Fotolabor oder Zuhause unter Einhaltung der vorgegebenen Temperaturen und Entwicklungszeiten gleich aussehen.

Theoretisch ergibt sich hier somit kein Vor-oder Nachteil bei der Filmentwicklung zu Hause oder im kommerziellen Fotolabor.  Allerdings werden Filme nicht immer optimal entwickelt. Besonders bei Minilabs, Entwicklungsautomaten in Fotogeschäften, kommt es vor, dass die Fotochemie durch lange Standzeiten leidet oder nicht ordnungsgemäß regeneriert wird. Aber auch im privaten Fotolabor sollte man nicht davon ausgehen, dass die Fotochemie stets optimal ist. Dazu muss jeder Fotograf seinen eigenen Standpunkt finden.

 

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