Verwendbarkeit und Wahl verschiedener Objektivtypen
Die einfachste Linse, die Monokellinse (S. 11), lässt sich nur in Ausnahmefällen verwenden, da sie einen kleinen Bildwinkel und wegen der nötigen starken Abblendung geringe Lichtstärke gibt; immerhin ist sie für Porträtaufnahmen recht nützlich, da man sich billig solche Linsen von langer Brennweite (z.B. 40 cm für 13x18 cm-Platte) beschaffen und selbst montieren kann.Der Monokellinse in ihrer Wirkung ähnlich, nur noch ganz wesentlich lichtschwächer, ist die Lochkamera; ein feines Loch in einem Stück dünnen Blechs, Stanniol oder schwarzen Papiers, an Stelle des Objektivs an der Kamera angebracht, entwirf auf der Mattscheibe ein zwar sehr lichtschwaches, aber durchaus korrektes Bild (vgl. S. 2), dessen Größe nur von der Entfernung zwischen Loch und Mattscheibe abhängt - je länger der Abstand, desto größer das Bild -, dessen Schärfe aber durch das Verhältnis zwischen Kameraauszug und Lochdurchmesser bestimmt wird; die beste Schärfe gibt ein Loch, dessen Durchmesser gleich ist dem 250. Teil des Kameraauszuges; so gibt z.B. bei 19 cm Auszug ein Loch von rund 0,8 mm Durchmesser die größte Schärfe, bei 25 cm eines von 1 mm Durchmesser; Vergrößerung ebenso wie Verkleinerung des Loches lässt das Bild unschärfer werden. Zu exponieren ist so lange, wie man es bei Aufnahme mit einem auf F:250 abgeblendeten Objektiv zu tun hätte.
Für Landschaften ist die Landschaftslinse schon besser geeignet; ihre Lichtstärke reicht da fast immer aus, ebenso der Winkel; für Architekturaufnahmen oder Reproduktionen ist sie schlecht geeignet wegen der Verzeichnung gerader Linien an den Rändern; in dieser Beziehung besser geeignet und an billigen Hanfkameras vielfach verwendet sind Periskope, da die Fokusdifferenz beim Einsetzen des Objektiv in die Kamera bzw. bei Festlegung der Einstellskala korrigierbar ist.
Für Bildnisse kommen meist Objektive in Betracht, die längere Brennweiten besitzen, damit man eine größere Abbildung des Kopfes erhalten kann, ohne zu nah an die Person heranrücken zu müssen (dies würde unter Umständen zu unnatürlichen Verzerrungen führen, besonders Hände und Beine würden zu groß gegen den Kopf); ferner soll die Lichtstärke recht groß sein, um kurz belichten zu können und keine zu große Schärfentiefe (vgl. S. 18 und 20) zu erhalten. Man verwendet die Petzval-Objektive (S. 12), Landschaftslinsen von mindestens F:11 und lichtstarke Aplanate und Anastigmate (von F:3,2 an), auch gute Fernobjektive (Bistelar und Telegor).
Soll bei der Aufnahme ein größerer Bildwinkel scharf ausgezeichnet werden, so kommen nur Aplanate und Anastigmate in Betracht; bei der Wahl zwischen beiden lasse man keine übel angebrachte Sparsamkeit walten, man überlege sich, was man mit dem Instrument machen will, welchen Ansprüchen es genügen soll, und nur hiernach wähle man. Freilich muss bemerkt werden, dass nicht immer die teuren Anastigmate erforderlich sind. Für den Gebrauch mit dem Stativapparat arbeiten die viel wohlfeileren Aplanate, die in sehr brauchbaren Konstruktionen zu haben sind, meist zufriedenstellend. An besseren Handapparaten freilich sind Anastigmate vorzuziehen, da sie Negative von größerer Schärfe geben, die eine spätere starke Vergrößerung des Bildes erlauben.
Für Architekturaufnahmen sind in der Regel nur symmetrische Objektive bester Korrektur zu brauchen; wegen der oft geringen Abstände, die zur Verfügung stehen, in Innenräumen, sind zuweilen Weitwinkelobjektive nicht zu entbehren. Zur Aufnahme von Einzelheiten entfernter Bauwerke (Statuen, Säulenkapitäle usw.) leistet oft ein Fernobjektiv sehr gute Dienste (vgl. Bild 12).
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Für Reproduktionszwecke sind nur beste Objektive verwendbar, meist solche von langen Brennweiten; die Lichtstärke spielt keine so große Rolle, wohl aber die Ebnung und Farbenfreiheit des Bildes.
Größere Lichtstärken des Objektivs haben den Vorteil, dass sie uns vom Licht unabhängiger machen; man wird zwar auch das lichtstarke Objektiv meist so weit abblenden, wie es Verschlussgeschwindigkeit und Licht erlauben, um hinreichende Schärfentiefe zu bekommen; ist aber das Licht schlecht, so arbeitet man mit größter öffnung, darf dann freilich keine große Schärfentiefe erwarten und auch keine geschnittene Schärfe überhaupt, wenn man mit langen Brennweiten arbeitet.
In manchen Fällen ist eine große Schärfentiefe ein Nachteil, kein Vorteil, und daher ein besonders lichtstarkes Objektiv (F:3 bis F:4) unbedingt vorzuziehen; so bei Bildnisaufnahmen, die mit einem Objektiv größerer öffnung plastischer werden, einerseits deshalb, weil dieses gewissermaßen stereoskopisch zeichnet (vgl. S. 82) und mehr Rundung gibt, anderseits weil die geringe Schärfentiefe die hinteren Kopfpartien und den Hintergrund durch die geringere Schärfe zurücktreten lässt; ferner bei manchen Aufnahmen von Naturobjekten, so z.B. Blumen, weil hier eine geringe Schärfentiefe den scharf eingestellten Hauptgegenstand scharf aus der unscharfen Umgebung im Hintergrunde hervortreten lässt.
Lichtflecke sind ein Fehler, der bei allen Formen der Objektive (keinesfalls nur, wie oft fälschlich behauptet wird, bei unverkitteten) vorkommen kann, je nach Ausführungsart und Verwendung des Objektivs. Bild 49 stellt dar, wie durch Reflexion des Lichtes an den Innenflächen des Objektivs ein Lichtfleck zustande kommt. Bei richtiger Konstruktion des Objektivs wird der Lichtfleck in allen normalen Fällen unmerkbar sein, aber auch beim besten Objektiv wird in gewissen Fällen (z.B. Aufnahme direkt gegen die Sonne oder eine andere grelle Lichtquelle) ein Lichtfleck zum Vorschein kommen können.
Objektivfassungen
Bei ganz billigen Apparaten sind die Linsen einfach ins Holz oder in eine Blechhülse eingelassen; in der Regel aber, selbst schon bei einfachen Modellen, in einer Messingfassung befestigt, in der auch die Blende angebracht ist (vgl. Bild 18 und 20); eine Normalfassung, wie in Bild 50, finden wir bei allen besseren Aplanaten und Anastigmaten, falls nicht eine versenkte Spezialfassung ohne oder mit Schneckengangtrieb (Bild 51) zur Verwendung gelangt (dies oft bei Handapparaten). Beide Arten von Fassungen sind in einen flachen Ring, den Objektivring, durch leicht bewegliches Gewinde eingeschraubt, dieser ist am Apparat befestigt.
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Für Projektionsobjektive (vgl. S. 125) verwendet man gern Wechselfassungen (Bild 52), bei denen jedes Objektiv in eine zylindrische Röhre (Bild 53) gefasst ist; verschieden solcher, stets gleich großer Röhren lassen sich nach Belieben in die mit Zahntrieb versehene eigentliche Fassung einschieben, so dass man leicht und rasch beliebige Brennweiten anwenden kann.
Um Objektive verschiedenen Durchmessers an derselben Kamera verwenden zu können, verwendet man entweder eine Reihe von Objektivbrettern (das ist jener Teil vorn an der Kamera, an dem das Objektiv angeschraubt ist), deren jedes einen Objektivring von passender Größe trägt.
Ferner kann man nur ein Brett mit einem Ring und Zwischenringe für die kleineren Objektive verwenden, und endlich statt dessen einen Universalobjektivring (Bild 54) benutzen, in dem Objektive verschiedener Größen durch Backen gefasst werden und der lichtdichte Abschluss durch eine irisblendenartige Einfassung bewirkt wird.
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II. Die Gelbscheibe.
Beim Photographieren mit farbenempfindlichen Platten (vgl. S. 56) wird in der Regel eine Gelbscheibe verwendet, die den Zweck hat, die blauen Strahlen des Lichtes zu dämpfen und die gelbgrünen stärker zur Wirkung kommen zu lassen. Eine solche Gelbscheibe muss ebenso sorgfältig und aus bestem Material hergestellt sein wie das Objektiv, wenn sie nicht seine optischen Leistungen wesentlich beeinträchtigen soll.
*Als Gelbfilter kommen in Verwendung:
- 1. Flache
Glasgefäße (Kuvetten), gefüllt
mit geeigneten Farbstofflösungen; sie
kommen nur für wissenschaftliche und
Reproduktionszwecke in Betracht.
2. Genau planparallel geschliffene Platten aus einem besonderen, in der Masse gelb gefärbten Glase. Wegen des Materials und der Arbeit sind sie nicht billig. Bis vor kurzem gab es nur Gläser von mangelhafter, bräunlicher Färbung, die nicht nur blauviolette Strahlen, sondern auch gelbgrüne verschluckten und dadurch die Belichtungszeit unnütz verlängerten. Die neuen Gelbgläser von Schott- (Zeiß-) Jena sind frei von diesem Fehler. - 3.Ebensolche Platten aus klarem (weißen) Glase, überzogen mit einer gefärbten Gelatine- oder Kollodiumschicht; zur Not kann man auch gewöhnliche dünne Gläser, z.B. von Diapositivplatten verwenden. Diese Gelbfilter verschlechtern manchmal etwas die Leistung des Objektivs, sind aber leicht in korrekten Färbungen herzustellen und billig, daher für die Praxis sehr gut geeignet. Zu ihrer Herstellung gibt König folgende Vorschrift:
-
1 g Rapidfiltergelb wird in 200 ccm destillierten Wasser gelöst; ferner werden 18 g reinste Gelatine in destilliertem Wasser geweicht, geschmolzen und dann auf 300 ccm verdünnt. Man stellt dann folgende Lösungen her, die vor dem Gießen zu filtrieren sind:
a) Gelatinelösung100 ccm b) Gelatinelösung100 ccm Filtergelblösung2,5 ccm Filtergelblösung100 ccm Wasser17,5 ccm Wasser10 ccm c) Gelatinelösung100 ccm Filtergelblösung20 ccm
Man überzieht nun 3 Stück Spiegelglasplatten mit diesen Farbgelatinen (auf 100 qcm Plattenfläche 7 ccm Farbgelatine, also auf eine 9x12-Platte etwa 8 ccm) und erhält so einen Satz von drei verschiedenen Gelbfiltern.
Bei geringeren Ansprüchen, für die Zwecke des Amateurs vielfach ausreichend, kann die immerhin etwas diffizile Herstellung von gelatinierten Platten umgangen werden, und es können dafür die im Handel käuflichen Diapositivplatten auf Solinglas in Benutzung treten. Diese Platten werden in Fixiernatronlösung (1:5) gelegt, bis die Schicht vollkommen durchsichtig erscheint, danach gewässert und getrocknet. Hierauf wird die Platte auf 5 Minuten in eine kalt gesättigte Lösung von Auramin O oder von Tartrazin oder Rapidfiltergelb (dieses ist am besten) gebracht und dann gewässert. Je länger das Wässern fortgesetzt wird, desto heller wird die Färbung.
Es lassen sich so Gelbscheiben verschiedener Intensität herstellen. Im allgemeinen wird man vorziehen, gefärbte Gelbscheiben fertig im Handel zu beziehen. Ausgezeichnet haben sich u.a. die spektroskopisch geprüften Lifalichtfilter von A. Schäfer (früher K. Sill) Augsburg bewährt, die in verschiedenen Ausführungen und für die verschiedenen Zwecke nach eigenen Vorschriften und solchen von Dr. König und von Hübl gefertigt werden. In einem besonderen Lifalichtfilter-Handbuch macht diese Firma übrigens beachtenswerte Angaben über Arten und Anwendungsweise der Filter und gibt auch die Verlängerungsfaktoren für die Belichtung mit verschiedenen Platten- und Filtersorten an.
- 4. Farbige Gelatinefolien, die etwa die gleiche Leistungsfähigkeit wie unter 3 beschriebenen Filter aus gelatinierten Glase besitzen, aber nur fertig bezogen werden können (speziell das Fabrikat der Hanauer Filter- und Folienwerke, Hanau a.M., ist hervorzuheben). Sie weisen außerordentlich gute und gleichmäßige Färbungen und zahlreiche Abstufungen auf; man verwendet sie entweder frei beim Objektiv oder bei der Platte oder besser (da sie sonst bald verdorben sind), indem man sie zwischen zwei blanke Glasplatten legt und diese an den Rändern mit Papierstreifen verklebt.
*Der Anfänger möge die kleiner gedruckten Textteile vorerst überspringen.
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Die Einschaltung der Gelbscheibe geschieht entweder vor dem Objektiv oder hinter dem Objektiv oder vor der Platte. Die ersten beiden Einschaltungen sind die gebräuchlicheren; sie erfordern Scheiben geringerer Größe, aber von höchster Gleichmäßigkeit. Vor dem Objektiv eingeschaltet hat die Gelbscheibe praktisch keinen Einfluss auf die Einstellung, hinter dem Objektiv rückt sie das Bild um etwa 1/3 ihrer Dicke weiter vom Objektiv ab, was bei Einstellung ohne und Aufnahme mit Gelbscheibe beachtet werden muss. Zweckmäßig ist es, wenn die Gelbscheibe hinter dem Objektiv angebracht wird, die Scharfeinstellung des Bildes mit Einschaltung der Gelbscheibe vorzunehmen.
Alle optischen Anstalten fabrizieren spezielle Gelbscheibenringe zum Aufschrauben vorn am Objektiv. Man hat auch Gelbscheibenhalter, die durch federnde Klemmfassungen eine Befestigung an Objektiven verschiedener Größe zulassen (Abb. 55); diese Halter werden auch ohne Scheibeneinsatz geliefert, so dass Filter je nach Wahl eingefügt werden können.
In der Praxis weisen viele dieser Gelbscheibenhalter Mängel auf, und es ist oft vorzuziehen, sich aus dünner Pappe, für jedes Objektiv passend, selbst einen Halter zum Anstecken herzustellen, eine Arbeit, die jeder auch nur ein wenig Gewandte nach einigen Versuchen leicht ausführen kann. Wer es nicht trifft und die Kosten nicht scheut, kauft am besten die unter 2 beschriebenen Massivscheiben in besonderer Fassung, die zu jedem Objektiv passend geliefert werden.
In bezug auf die Stärke der Färbung unterscheidet man Kompensationsfilter, das sind solche, welche die übermäßige Wirkung des Blau und Violett dämpfen (beim Aufnehmen mit farbenempfindlichen Platten, siehe S. 56), also die verschiedene Wirkung der Strahlen auf die Platte ausgleichen, und Kontrastfilter, das sind solche, die gewisse Farbenregionen photographisch stärker hervortreten lassen resp. gewisse Farbenregionen gänzlich unterdrücken (z.B. in der Dreifarbenphotographie, seltener bei gewöhnlichen Aufnahmen, etwa im Hochgebirge, wo sie leicht übertriebene Wirkungen geben).
Um den Himmel mit dem dunkleren Landschaftsvorder- und Mittelgrund in besseren Einklang zu bringen, resp.um eine überlichtung des Himmels zu vermeiden, der sich in einer mangelhaften Wiedergabe der Wolkenpartien äußert, benutzt man neuerdings auch abgetönte Gelbscheiben mit allmählich (Abb.55) oder auch steil verlaufender Dichte. Diese werden vorn am Objektiv in besonderer Fassung aufgesetzt.. Die Scheiben selbst sind nach oben und unten verschiebbar, so daß die Partie des Himmels mit mehr hellerer und dunklerer oder auch keiner Gelbscheibentönung je nach Bedarf exponiert werden kann.
Welche Art Gelbscheibe am besten am Platze ist, hängt nicht allein von den Farben und von der Beleuchtung des Aufnahmegegenstandes ab, sondern auch von der Qualität der vorliegenden farbenempfindlichen Platte. Daraus folgt, daß man sich für seine Zwecke die bestgeeigneten Filter durch praktische Versuche ausprobieren muß. Die Angaben, die betreffs der Verlängerung der Belichtungszeit durch die Gelbscheibe in den Katalogen der optischen Anstalten usw. verzeichnet sind, sind Durchschnittswerte, die für viele Fälle allerdings ausreichend sind. Die alten, bräunlichgelben Massivglasfilter verlängerten die Exposition unnötigerweise auf das 6- bis 10fache, die modernen Filter aus den neuen Gläsern oder mit gefärbten Gelatineschichten gehen schon bei Verlängerung der Belichtung auf das Doppelte bis Dreifache den gleichen Effekt, stärkere Filter sind in normalen Fällen nicht nötig, nur bei gewissen ganz besonderen schwierigen Hochgebirgsaufnahmen und Gemäldereproduktionen.
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