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Leitz Ortholux II Mikroskop

2016 @ Thomas Gade


Leitz Ortholux II mit Beleuchtung

Hersteller Leitz
Bezeichnung Ortholux
Okulare Verschiedene, Standard: Großfeldokulare Periplan GF 10x
Objektive
170 mm Tubuslänge

(beim dargestellten Modell)
Pl Apo 6,3 / 0,20
Pl Apo 16 / 0,4
Pl Apo 25 / 0,65
Pl Apo 40 / 0,75
Pl Apo Oel 100 / 1,32
Kopf Trinokular für zwei Okulare und einen Fotoapparat
Strom 220 V
Licht Auflicht / Durchlicht variabel auszustatten - Lampenhaus 50W Halogen mit zugehörigem Versorgungsgerät (Trafo)
Produktionszeitraum 1972 - 1989

Das Leitz Ortholux II ist der Nachfolger des legendären Leitz Ortholux und gehört zu den besten Lichtmikroskopen des 20. Jahrhunderts. Das modulare System enthält so ziemlich alle mechanischen und optischen Komponenten, die am Lichtmikroskop denkbar sind. Auch im bisherigen 21. Jahrhundert gibt es in seiner Klasse kaum etwas besseres, sieht man von LED Beleuchtungen ab, die auch für das alte Leitz Ortholux II nachrüstbar sind. Aus Kanada und den USA sind über Ebay zahlreiche Komponenten günstig zu erwerben, die bei Einsteigergeräten undenkbar sind.
Beim Gebrauchtkauf sollte man darauf achten, ein gut abgestimmtes System mit zueinanderpassenden Objektiven zu bekommen. Preislich ist der Unterschied zwischen einem lieblos zusammengestellen Ortholux II im Sinne einer Altgeräteentsorgung und einem gepflegten System nicht so bedeutend, dass man sich ein Exemplar mit starkem Nachbesserungbedarf kaufen sollte.


Leitz Ortholux II mit Beleuchtung und Trinokular

Licht am Mikroskop

Konventionelle Halogenbrenner versus LED



Die Beleuchtung des Leitz Ortholux II lässt das Mikroskop alt aussehen. Ein unglaublich schwerer Trafo versorgt einen Halogenbrenner (50 Watt oder 100 Watt) in einem Lampengehäuse mit Strom. Regelt man die Helligkeit der Beleuchtung herunter, wird das Präparat mit gelblichem Licht beleuchtet. Die Farbtemperatur ändert sich bei unterschiedlichen Helligkeitsstufen. Alternativ liefert eine LED Taschenlampe für rund sieben Euro, betrieben von drei kleinen AAA Akkus, stundenlang gleißendes Licht mit eher kaltweißem Farbton. Diese Technik wird nicht heiß oder erscheint gefährlich wegen möglicher Stromschläge durch alte Stromkabel in Metallgehäusen. Allerdings ist die Lichtführung nicht optimal.

Mit einer LED muss man nicht während des Beobachtens mit dem Durchbrennen einer Halogenlampe rechnen, weil die LED mehrere Tausend Stunden leuchten kann.
Eine solide integrierte LED Beleuchtung mit einwandfreier Lichtführung und Dimmer kann man mit etwas handwerklichem Geschick für rund 100 € realisieren


Alternative Beleuchtung. LED Taschenlampe mit Diffusor (transparente Filmdose)

Objektivrevolver


Objektivrevolver mit fünf Objektiven

Trinokular


Trinokular mit Fototubus mit zwei Okularen

Möchte man eine Kamera an das Mikroskop adaptieren, ist die Verwendung eines Trinokulars empfehlenswert, weil man damit bequem zwischen Fotografieren und visuellen Beobachten umschalten kann. Im Fotomodus wird immer noch ein Teil des Lichts zu den Okularen gelenkt, sodass beide Kanäle offen sind.
Jedoch ist es nicht einfach, eine gute Anschlussmöglichkeit zu finden. Zur Zeit der Leitzmikroskope gab es noch keine digitalen Fotoapparate. Seinerzeit verwendete man in der Forschung spezielle Kameras wie den Wild Photomat MPS55 mit 35mm Film. Dafür gab es maßgeschneiderte Lösungen. Bei der Suche nach einem Fotoadapter (Foto oder Photo  Tubus auf eBay) stößt man auf Produkte, bei denen nicht erkenntlich ist, wie die Kamera anzuschließen ist. An den Tuben fehlt der T2 Anschluss, ein sonst übliches Gewinde an Fotozubehör, das markenunabhängig mit verschiedenen Systemkameras kombinierbar ist.
In den Mikroskopie-Foren stellen die alten Hasen verschiedene eigene Lösungen vor, die irgendwie immer zusammengebastelt wirken.
Beim Adaptieren einer Kamera geht es nicht nur darum, sie fest mit dem Mikroskop zu verbinden. Zusätzlich muss der Bildkreis des vom Mikroskop erzeugten Bildes der Größe des Sensors angepasst werden. Für kleine Sensoren wird das Strahlenbündel verkleinert und für größere Sensoren erweitert. Ferner korrigiert die richtige Optik Abbildungsfehler des Objektivs.
Dies geschieht mit einer dazwischen geschalteten Optik, einem Projektionsokular, das einen zur Sensorgröße passenden Vergrößerungsfaktor haben muss. Welches ist das richtige? Damals gab es noch keine APS-C Sensoren, wohl aber das Halbformat (18 × 24). Gibt es dafür ein passendes Projektiv?

Zur Vermeidung des Adapterstresses finden wir die Reprosäule gut. Die Kamera schwebt über dem Mikroskop, das aufgrund seines Gewichts nicht auf dem Grundbrett verrutscht. An der Reprosäule können die Abstände optimal eingestellt werden. Jede Systemkamera mit einer Brennweite, die kleinbildäquivalent ungefähr der 'Normalbrennweite' entspricht, kann an der Reprosäule in das Okular am Fotoausgang des Trinokulars 'blicken' und zum Fotografieren verwendet werden.


Kamera mit Fotoobjektiv an der Reprosäule über dem Fototubus des Trinokulars. In der Praxis wird zur Vermeidung von Streulicht eine Sonnenblende oder Hülse an das Fotoobjektiv geschraubt, die das Einfallen seitlichen Lichts verhindert.

Leuchtfeldblende


Beleuchtung und Leuchtfeldblende


Leitz Ortholux II Mikroskop

Fazit

Das Leitz Ortholux II ist ein solides und vielseitig ausbaubares Mikroskop für anspruchsvolle Anwendungen. Mit diesem Gerät bewegt man sich in einer Liga, die sich deutlich von Einsteiger- oder Schulmikroskopen abhebt. Die originale Beleuchtung kann man gegen eine LED Lösung austauschen, wenn einem die sperrige Halogenlampe mit extra Gehäuse und Trafo nicht zusagt.

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