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1. Pentax SMC PF-80ED 3. Digiscoping mit Pentax Spektiven
2. Pentax SMC PF-65ED  

Pentax PF-80EDa Spektiv

Spotting Scope mit ED Optik / Fernrohr

2016 © Thomas Gade


Pentax PF-80EDa Spektiv. Spotting Scope auf Sirui VH-10 Stativkopf

Technische Daten

Hersteller Ricoh (Marke: Pentax)
Bezeichnung Pentax Spektiv PF-80EDa
Objektiv ED Objektiv
Öffnung 80 mm
Brennweite 518 mm
Fokussierbereich 5,8 m bis unendlich mit Okular PF 8-24mm
Fokussierer Dualfokussierer (Grob und Fein)
Einblick 45° Schrägeinblick durch Porroprismensystem
Wetterschutz bis 1 m Wassertiefe (JIS-Klasse 6), mit Stickstofffüllung gegen Beschlagen
Gewicht 1,645 kg
Preis 1070 € (astroshop.de / August 2016)


Pentax PF-80EDa Spektiv. Spotting Scope auf Sirui VH-10 Stativkopf

Konstruktion

Das PF-80EDa ist eine modernes Spektiv hauptsächlich für Naturbeobachter oder zum Prüfen der Treffer am Schießstand. Es hat einen 45° Schrägeinblick und ein hochkorrigiertes Objektiv mit einem dispersionsarmen ED Element für scharfe und farbreine Darstellungen. Im Gegensatz zum Vorgänger wird auf einen Dual-Speed Fokussierer mit zwei 'Gängen' verzichtet. Stattdessen setzt Pentax auf eine einzige ausgewogene Übersetzung zum Scharfstellen. Auch bei anderen Spektivherstellern ist ein Trend dahin bemerkbar.

Am Objektiv befindet sich eine ausziehbare Sonnenblende. Das Spektiv hat eine Rohrschelle mit Stativfuß. Es kann darin gedreht werden. Okulare werden durch eine Klemmung mit einem großen Drehring am Spektiv befestigt. Es ist allwettertauglich, staub- und regendicht. Insgesamt wirkt das Spektiv hochwertig und langlebig. Das Pentax PF-80EDa wiegt ohne Okular nur 1,64 kg, während sein Vorgänger PR-80EDa noch 2 kg auf die Waage brachte. Der Unterschied ist spürbar.

Wie lange die matte dunkle Oberfläche des Spektivkorpus ihren Charakter ohne Schutztasche im Einsatz behält, ist fraglich. Wer Wert auf geringe Gebrauchsspuren legt, sollte das Spektiv mit einer Schutzhülle verwenden.

Vorteil: Kompatibel mit Astrookularen

Die Pentax Spektive unterscheiden sich von anderen aktuellen und hochwertigen Modellen ähnlicher Bauart dadurch, dass Okulare mit einem 1 1/4" Steckmaß passen, das an Teleskopen weit verbreitet ist. Somit kann man Astro-Okulare am Pentax Spektiv verwenden. Nicht mit jedem Fremdobjektiv kommt man in den Fokus, liest man im Internet, aber beim Versuch mit einem eudiaskopischen 7,5 mm Okular von Baader, einem 13mm Hyperion und den 20 mm und 25 mm UWA-Weitwinkelokularen (Goldkanten / Blaukanten - von Skywatcher) gelingt dies problemlos. Die Kompatibilität mit Astro-Okularen ist ein großer Pluspunkt.


SMC Pentax Zoom Eyepiece 8-24 mm

Für das PF-80EDa gibt es ein passendes 8-24 mm Zoomokular mit einer Skala von 20x bis 60x. Das ist ein sehr angenehmer Vergrößerungsbereich, der von einer großzügigen Übersicht mit 20x bis zur Detailbetrachtung bei 60x den gesamten in der Praxis der Naturbeobachtungnötigen Bedarf abdeckt. Die Bildqualität ist sehr gut, wenngleich man sich bei hohen Vergrößerungen ein größeres Bildfeld wünscht.

Das Zoomokular ist groß und schwer und entspricht zeitgemäßen Erwartungen von einem hochwertigen Okular. Jedoch hat man etwas übertrieben, denn unser Digiscoping-Adapter, Baader MicroStage, lässt sich nicht mehr daran befestigen, weil die Klemme zu klein ist. Leider hat das Okular kein T2 Gewinde, welches sich bei einigen Okularen der Konkurrenz unterhalb einer abschraubbaren Augenmuschel befindet und den Anschluss von Kameras zum Digiscoping erheblich vereinfacht.

Trotz einer hohen Qualität des Zoomokulars liegt es deswegen nahe, dass man im Astrohandel nach einer Alternative recherchiert.


Super: Astrookular am Pentax PF-80EDa. Celestron 25mm Plössl

Pentax Spektive haben für Okulare das 1 1/4" Steckmaß, das auch bei Teleskopen üblich ist. Somit ist das System sehr flexibel und eine wohltuende Ausnahme unter den High-Tech Spektiven. Diesen Vorteil darf man nicht unterschätzen, vor allem nicht, wenn bereits eine astronomische Ausrüstung vorhanden ist.

Digiscoping

Die primäre Nutzung eines Spektiv besteht in der visuellen Beobachtung, doch die Zweitnutzung als Teleobjektiv gewinnt eine immer größere Bedeutung. Spektivhersteller wie Kowa und Swarovski zeigen, wie es geht. An ihre Spektive kann man Systemkameras, digitale Kompaktkameras und Smartphones adaptieren. Die Bildqualität ist zwar nicht auf dem Niveau der Ergebnisse hochwertiger Teleobjektive, kann aber im Mittelfeld locker mithalten und ist bezüglich der Reichweite und Transportabilität auf Exkursionen, wo nach einer Weile jede Gewichtsreduzierung willkommen ist, konkurrenzlos.

Das Pentax PF-80EDa erwies sich in dieser Hinsicht als Enttäuschung. Obwohl der Blick durch das Okular eine schöne Abbildung zeigt, wird diese Qualität nicht auf den Fotosensor übertragen. Wir haben verschiedenste Kombinationen ausprobiert. Die digitalen Spiegelreflexkameras von Pentax wurden mit dem speziellen Digiscopingadapter Pentax PF-CA35 angeschlossen, der ursprünglich für das Vollformat (24 × 36 mm) entwickelt wurde. Die Abbildung auf dem APS-C Sensor hat eine vergleichsweise gute Helligkeitsverteilung, jedoch ist die Schärfe mäßig.

Kleinbildäquivalent arbeiten wir am APS-C Sensor mit 1500 mm Brennweite und wir wissen, wie sehr das Flimmern der Luft hierbei zu drastischen Verschlechterungen führen kann, doch haben wir selbst in den frühen Morgenstunden bei relativ ruhiger und klarer Luft keine wirklich scharfen Aufnahmen erzielen können.

Das Auflösungsvermögen des Gesamtsystems ist mit modernen Sensoren unvereinbar, die zu wesentlich besseren Bildern imstande sind. Es scheint, als ob Pentax den Trend zur Digiskopie verpennt hat. Der stolze Preis von über 400 € für den DSLR-Adapter weckt andere Erwartungen und das altertümliche Teil sollte schleunigst vom Markt verschwinden, um entweder ersatzlos gestrichen zu werden oder es durch eine erheblich verbesserte Version zu ersetzen.

Alternativ kann man eine Kamera hinter das Okular montieren. Schraubt man die Augenmuschel des Zoomokulars ab, besteht die Möglichkeit,  einen Adapter mit M60 Filtergewinde auf der einen Seite und auf der anderen T2, zum Anschluss eines Fotoobjektivs, das bei der Fotografie durch das Okular immer notwendig ist, einzusetzen. Einen Hinweis auf diese Möglichkeit fanden wir nicht, sondern mussten das erst selbst herausfinden. Zusätzlich brauchten wir einen T2/M49 (Filtergewindeadapter) zum Einschrauben verschiedene Testobjektive mit diesem Filteranschluss.

Wir probierten es mit den Pentax-Objektiven  2,8/40mm und 2,8/28mm sowie 1,7/50mm. In allen Fällen konnte man das Bildzentrum einigermaßen scharf stellen, doch die Schärfe brach zum Rand erheblich ein. Das 28 mm Objektiv zeigte bei der genannten Adaptierung nur ein kleines kreisrundes Bild und befand sich erst nach dem Abschrauben aller Adapter und dem direkten Auflegen auf das Okular in einem einigermaßen günstigen Abstand. Eine vollflächige Nutzung des Sensors kann man damit nicht erzielen; dafür ist die Brennweite offenbar zu kurz oder der Bildwinkel des Okularauszugs zu klein.

Diese Performance ist nicht akzeptabel bei einem Spektiv eines renommierten Optik- und Kameraherstellers, dessen Entwickler die Leistungen ihrer Geräte kennen sollten. Vermutlich ist das Spektiv mit seinem Objektiv und Prismen zur Digiskopie geeignet, doch okularseitig fehlt es an einer vernünftigen Optik und Anschlussmöglichkeit für Aufnahmegeräte. Wir halten das für eine grobe Schwäche im aktuellen Markt. Das erheblich günstigere Celestron Regal M2 80ED (850 €) mit T2 Anschluss am Okular macht diesbezüglich mehr Freude.

Die Digiskopie ist im Trend und wird es vermutlich auch bleiben, weil sich kleine digitale Aufnahmegeräte, insbesondere das Smartphone, an anderen Spektiven bewähren und hier Beobachtung- und Foto/Video Potenzial für Abenteuerreisen vorhanden ist, die fotografisch bislang nur mit großer Ausrüstung gute Ergebnisse brachten und mit besonderen Herausforderungen bei ihrem Transport verbunden waren. Ein gutes aktuelles Spektiv muss sowohl visuell als auch fotografisch gut sein, um den aktuellen Ansprüchen gerecht zu werden.

Wir haben nicht ausprobiert, wie die Aufnahmequalität bei der Verwendung eines elektronischen Okulares ist. Das ist ein Kameramodul mit austauschbaren Steckanschluss, darunter auch mit 1,25" Steckmaß, das problemlos an das Pentax Spektiv anzuschließen wäre. Vielleicht könnte es damit wieder gutmachen, was es mit anderen Kameras verschenkt.

Fazit

Das Pentax PF-80EDa ist ein schönes Spektiv mit guter visueller Leistung. Die mattschwarze Oberfläche unterdrückt im Feld visuelle Effekte, die scheue Tiere erschrecken könnten. Besonders angenehm ist die hohe Kompatibilität mit vielen Astro-Okularen, die so nur selten zu finden ist. Der Korpus ist gut gebaut und wirkt solide. Lediglich der Gummiüberzug über die Feststellschraube an der Stelle mit Stativfuß sitzt nicht ganz fest, jedoch ist dies mit einem Tröpfchen Epoxydkleber rasch behoben.

Der gute Eindruck bekommt eine empfindliche Delle, wenn man durch das Spektiv fotografieren möchte. Dazu ist es nur bedingt geeignet und liefert Bildergebnisse, die in seiner Preisklasse und beim Renommee des Herstellers bedeutend besser sein müssten.

Diese zwiespältige Erfahrung macht es schwer, das Spektiv zu empfehlen. Ein Kowa TSN 883 mit Zoomokular kostet fast doppelt so viel wie das Pentax, aber auch das preislich nähere Zeiss Conquest Gavia 85 (1800 €) mit T2 Anschluss am Okular, ist dem Pentax PF-80EDa eindeutig überlegen. Wer ein Spektiv sucht, durch das man auch gut fotografieren kann, ist mit anderen Produkten besser bedient.

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