Omegon Apochromatischer Refraktor Photography Scope 72/432 ED
2015 © Thomas GadeDer Refraktor mit dem langen Namen 'Omegon Apochromatischer Refraktor Photography Scope 72/432 ED' ist ein Instrument für verschiedene Aufgaben. Man kann es als Teleskop am nächtlichen Himmel, als Spektiv für Naturbeobachtungen oder als Teleobjektiv einsetzen. Die Optik mit ED Element ist für alle Zwecke gut geeignet und der Tubus wurde für die multifunktionale Verwendung gebaut.
Omegon Photography Scope ED 72/432 mit 60° Binokular und zwei Okularen als Teleskop
Technische Daten
Der Refraktor wird in einem Koffer geliefert. Ein solider Deckel aus Metall schützt das Objektiv. Das Instrument hat eine feste Sonnenblende und eine 2" Hülse für das Okular. Auf der Unterseite des Refraktoren befindet sich ein Stativfuß mit zwei 1/8 Zoll Gewinden für gewöhnliche Kamerastative. Der Fuß ist geformt wie eine GP-Schiene und kann in die entsprechenden Klemmungen von astronomischen Markierungen geschoben werden, jedoch ist er mit 7cm für die Vixen Porta zu kurz, aber nicht für eine AYO, Giro oder andere.Marke | Omegon |
Bezeichnung | Photography Scope 72/432 ED |
Preis | 599,- € (astroshop.de) |
Öffnung | 72 mm |
Brennweite | 432 mm |
Öffnungsverhältnis | 1 : 6 |
Objektivtyp | ED Dublet |
Länge |
39,5 cm mit ausgezogener Taukappe |
Gewicht | 2,06 kg |
Fokussierer | Helical mit Innenfokussierung |
Grenzgröße | 10,9 Magnitude |
Auflösungsvermögen | 1,74" |
Okularanschluss | 2" |
Fokussierer
Der Refraktor hat einen Helikalfokussierer, mit dem das Objektiv im Tubus vor und zurück geschoben wird. Durch die Innenfokussierung bleibt die Länge des Refraktors unverändert. Das Prinzip ist bekannt vom legendären Carl Zeiss Telementor 63/840. Zum Scharfstellen gibt es zwei Ringe. Mit dem breiten wird vorfokussiert und ein schmaler Ring mit einer Untersetzung von 1:10 dient zur ganz feinen Einstellung. Der breite Ring lässt sich leicht drehen und man kommt problemlos in den Fokus. Der schmale Ring mit Untersetzung ist beim exakten Scharfstellen zum Fotografieren oder bei hohen Vergrößerungen hilfreich.Baugleich mit ...
Dieser Refraktor stammt aus einer fernöstlichen Teleskopschmiede und ist unter verschiedenen Labeln im Handel. Wir haben baugleiche Varianten von Omegon, SNYPEX (als Knight PT 72mm oder Snypex Digiscope) und von Teleskop Service als TSED346R gefunden. Die Distributoren haben unterschiedliche Farbgestaltungen für ihre Marke gewählt. Abgesehen von den Farben sind die Refraktoren identisch. Preislich sind sie auf einem sehr ähnlichen Level.Das 72/432 ED Objektiv wird auch in anderen Tuben verbaut, die keinen Helikalfokussierer haben, sondern auf einen hochwertigen Okularauszug setzen, der in der Astronomie üblich ist. Beispiel: Lacerta 72/432 ED oder William Megrez 72 Doublet Apo (nicht mehr neu im Angebot).
Teleskop
Der 72/432 ED Refraktor eignet sich gut zum Mustern des Sternenhimmels. Mit niedrigen Vergrößerungen zwischen 15-25x kann man große Blickwinkel sehen und lichtschwache Himmelsobjektive aufspüren. Bis 140x ist die Vergrößerung zum Beobachten der hellen, aber scheinbar kleinen Planeten Jupiter, Saturn, Venus, Mars und Merkur sinnvoll. Die Sonne und der Mond sind spannende Objekte mit 60x bis 140x Vergrößerung. Die Sonne darf man nur mit einem speziellen Filter beobachten, weil zu hell ist. Durch die Bündelung des Lichts und der Helligkeit durch das Teleskop und Okular entstehen sonst schwere Schäden am Auge.
Die dargestellte Montierung, auf der sich das Teleskop befindet, ist überdimensioniert, passt aber farblich zum Instrument. Sie darf auch etwas kleiner sein. Eine Skywatcher EQ3 / NEQ3 mit Stativ für knapp 300 € ohne Motoren und rund 400 € mit Motornachführung ist völlig ausreichend. Alternativ gibt es azimutale Montierungen, wie die Skywatcher AZ4, die mit einem Stativ für ca. 190 € zu haben ist.
Ferner benötigt man ein 2" Zenitprisma, um beim Blick nach oben bequem in das Teleskop blicken zu können und einige Okulare. Dafür sind ca. 300 € einzuplanen. Wer beidäugig sehen möchte, kann ein Binokular mit zwei Okularen verwenden. Das 60° Bino von Celestron oder Baader gibt es nur noch im Gebrauchthandel, ist aber ideal einsetzbar, weil man keine zusätzliche Optik benötigt, um den langen Glasweg für das Prismensystem auszugleichen, die man mit anderen Binokularen benötigt.
Teleskop als Teleobjektiv
Das Omegon Photography Scope 72 kann gut als Teleobjektiv mit rund 430mm Brennweite verwendet werden. Die Optik mit ED Element ist sehr gut. Es wird mit voller Öffnung fotografiert, die der Blende 6 entspricht. Die Abbildungsqualität liegt auf dem Niveau, das viele Telezooms um 1000 € am langen Brennweitenende erst mit Blende 11 erreichen. Mit dem Omegon Refraktor muss man manuell scharfstellen. Das setzt ein großes Sucherbild voraus oder eine digitale Lupe im LiveView. Außerdem muss der Fotograf die Schärfe des Bildes im Sucher oder auf dem Kameradisplay korrekt beurteilen können. Wer eine Sehschwäche im Nahbereich hat, sollte eine billige Lesebrille aus dem Discounter in der Fototasche mitführen.Omegon Photography Scope 72 mit Pentax K-3 auf einer Ayo Montierung. Hier zeigt sich die Stärke dieses Multitalents. Der Refraktor ist als Teleobjektiv in der Naturfotografie verwendbar, als Spektiv und nachts als Teleskop.
Viele Teleskoptypen haben gewölbte Bildfelder. Würde man mit ihnen ein Bild auf eine Leinwand projizieren, müsste diese wie eine Halbschale gewölbt sein, um in der Mitte und zu den Rändern ein scharfes Bild zu zeigen. Beim visuellen Beobachten ist das nicht störend, doch beim Fotografieren auf einen ebenen Sensor kann das nachteilig sein. Deshalb verwendet man zum Fotografieren ein optisches Element zur Bildfeldebnung. Im Astrohandel spricht man vom Flattener oder Field Flattener. Er befindet sich zwischen Kamera und Teleskop.
Siehe: Wie verbindet man eine Kamera mit einem Teleskop?
Verwendung als Spektiv
Mit 72mm Öffnung und 432mm Brennweite weist der Refraktor Werte auf, die der Optik von guten Spektiven ähneln. Um ein aufrechtes und seitenrichtiges Bild zu erhalten, benötigt man ein Umkehrprisma. Ideal sind solche mit 45° Einblickwinkel. Damit kann man bequem horizontale beobachten, aber auch nach oben gucken. Bei einer Verwendung dieses Refraktors als Spektiv sind Vergrößerungen zwischen 15x - 60x sinnvoll. Es gibt passende Zoomokulare, beispielweise das Baader Mark III Hyperion mit 8-24mm Brennweite (205 €). Vergrößerung: 18-54x.Omegon Photography Scope 72 als Spektiv. Dank ED Optik und 72mm Öffnung ist die Abbildung im sinnvollen Vergrößerungsbereich brillant und scharf.
Omegon Photography Scope ED 72/432 mit Amiciprisma und Okular als Spektiv
Stativ und Kopf
Das Omegon Photography Scope 72 gehört immer auf ein Stativ. Bei einer Nutzung als Spektiv oder Teleobjektiv für Naturaufnahmen nimmt man einen gebremsten Videokopf oder eine azimutale Montierung aus dem Astrohandel. Kugelköpfe sind völlig ungeeignet, weil die Kamera nur horizontal und vertikal geschwenkt werden soll, aber nicht längs ihrer optischen Achse drehen soll. Bei der Länge und dem Gewicht des Refraktor und der Kamera ist ein präzises Ausrichten auf einem Kugelkopf erheblich schwerer als auf einem Zwei-Wege-Kopf.Omegon Photography Scope 72 mit Pentax DSLR. Gebremste Videoköpfe wie dieser Vel-Flo 10 von Velbon sind ideal zum Tragen der nicht ganz leichten und relativ langen Kombination. Auf Kugelköpfen torkelt die Kamera beim Verstellen und es besteht erhöhte Gefahr, dass der Refraktor mit der Kamera unkontrolliert nach unten klappt.
Setzt man diesen Refraktor zusätzlich als Teleskop für nächtliche Beobachtungen ein, empfiehlt sich eine parallaktische Montierung, mit der die scheinbare Sternbewegung ausgeglichen werden kann.
Befestigung auf einem Stativ
Das Omegon Photography Scope hat sowohl ein Gewinde für Fotostative als eine kurze Schwalbenschwanzschiene, die mit den Klemmsystemen vieler astronomischer Montierungen kompatibel ist.Platte mit Stativgewinde |
Die Stativplatte hat den Querschnitt einer Prismenschiene im Vixen GP Format. |
Optische Qualität
- Visuell als SpektivBeim Beobachten mit einem guten Amiciprisma mit einem 26 mm Okular wird eine 16,6 fache Vergrößerung erreicht. Das Bild ist brillant und klar. Mit einem 7 mm Okular wird 62x erreicht. Die Abbildung ist immer noch scharf und kontrastreich. Jetzt kann man an einigen Kanten ganz feine Farbsäume erkennen, sofern man darauf achtet. Bei Verwendung eines Umkehrprismas zur Naturbeobachtung sind höhere Vergrößerungen nicht mehr sinnvoll.
- Visuell als Teleskop
Verwendet man diesen Refraktor als Teleskop, sollte ein 2" Zenitspiegel verwendet werden, um beim Blick nach oben bequem in das Okular blicken zu können. Ein 4 mm Okular vergrößert 108x. Das Bild ist bereits deutlich dunkler, doch den hellen Mond und die Planeten Jupiter, Saturn und Venus darf man bis 140x vergrößern. Man kann auch bei hohen Vergrößerungen gut scharf stellen. Mit Zenitspiegel treten Farbsäume bei hohen Vergrößerungen im geringen Maße auf. Je präziser man scharf stellt, desto farbreiner ist das Bild.
Omegon ED 72/432, Pentax K-3, 24 MP APS-C Sensor, ganzes Foto, ISO 400 |
100% - Ausschnitt 380x253 Pixel |
Omegon ED 72/432 mit Pentax 1,7x AF Telekonverter, 24 MP APS-C Sensor, ISO 200 |
100% - Ausschnitt 380x253 Pixel |
Die Kombination aus dem Refraktor und einem 1,7x Telekonverter funktioniert erstaunlich gut. In dem Fall ist kein Flattener notwendig. Das Omegon 72/432 ist ein respektables Teleobjektiv, das mit Blende 6 bereits die Schärfe erreicht, welche mittelpreisige Telezooms von Sigma, Tamron und Tokina bei langen Brennweiten häufig erst mit Blende 11 anbieten. Die Bilder benötigen etwas Unscharf-Maskierung, um beste Schärfe zu zeigen.
Fotografische Ergebnisse
ISO 400. 1/800. Pentax K-5. Naturaufnahme: Silberreiher
ISO 800. 1/250. Pentax K-3. Ergebnis an einem trüben Tag (Bildausschnitt)
Das Omegon Photography Scope hat keinen Okularauszug mit langem Rohr, weil durch das Verschieben des Objektivs im Tubus scharfgestellt wird. Dadurch wird das Lichtbündel erst kurz vor dem okularseitigen Ende durch den 2" Tubus begrenzt. Deswegen kann man das Omegon Photography Scope mit geringen Abstrichen auch am Vollformatsensor einsetzen, wenn man in den äußeren Ecken Vignettierung akzeptiert, die durch einen Bildbeschnitt beseitigt wird.
Was uns nicht so gut gefällt
Die klemmbare Schiene an der Unterseite sollte rund 3 cm länger sein. Sonst kann man diesen Refraktor ohne Zubehör nicht an die exzellente Vixen Porta Montierung klemmen, die meistens der ideale Unterbau wäre.Ferner sind der schwarzglänzende Lack und die roten Ringe zu empfindlich. Gefälliger wäre eine robuste etwas stumpfe, weiße oder olivgrüne Oberfläche, auf der nicht so schnell Gebrauchsspuren entstehen. Statt der Gummiummantelung des breiten Scharfstellgriffs wäre dort geriffeltes Metall besser wie am schmalen Ring, der sich wertiger anfühlt.
Beides sind geringfügige Kritikpunkte an einem gut gelungenen Multifunktions-Refraktor, der vielseitig einsetzbar ist.
Zusammenfassung
Die Konstruktion dieses Instruments erinnert durch seinen Helikalfokussierer an Spektive und Fotoobjektive, jedoch ist es okularseitig mit Standardteilen von Teleskopen kompatibel. Auch der Stativfuß weist darauf hin, dass es als Hybrid gedacht ist und für die Verwendungszwecke Teleskop, Spektiv und Fotoobjektiv vorgesehen ist. Das Konzept stimmt. Preislich liegt es unterhalb eines gleichwertigen Spektivs mit ED Optik. Für einen 72 mm Refraktor, der nur als Teleskop gedacht wird, sind knapp 600 € kein Schnäppchen. Als Allround-Instrument (Spektiv, Teleskop, Teleobjektiv) ist es fair bewertet.Astrohändler bezeichnen zweilinsige ED Objektive gerne als apochromatisch. Ganz zutreffend ist das bei einem 1:6 System nicht, doch wer diesen Refraktor mit einem Achromaten und einem teuren Apochromaten vergleicht, wird ihn nahe am besseren Instrument sehen.
Um als Teleobjektiv eingesetzt werden, ist Zubehör zwischen 130-260 € nötig, je nach Quelle und Marke. Im Fotogeschäft gibt es kein 430 mm Teleobjektiv mit Lichtstärke 6 mit dieser hohen Abbildungsqualität. Erstaunlich ist seine hohe Kompatibilität mit dem 1,7x Telekonverter von Pentax. Vermutlich sind 1,4x und 1,5x Konverter von Kenko ebenso verwendbar. Kommt ein Telekonverter zum Einsatz, kann auf den Flattener am APS-C Sensor verzichtet werden. Das Omegon Photography Scope 72/432 ED ist als Ergänzung einer bestehenden Astro-und Fotoausrüstung und als Einzelgerät attraktiv. Es ist ein kompaktes und leichtes Reiseinstrument.
Test: Vergleichsaufnahmen mit diversen Teleobjektiven
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