Analoge Fotografie
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Analoge Fotografie gestern und heute
2024 © Thomas GadeFarbdias auf Kleinbild und Mittelformat
Warum fotografiert man heute noch analog? Ist diese Technik nicht völlig veraltet? Jeder hat sein Smartphone dabei und viele enthalten außerordentlich gute digitaler Aufnahmetechnik. Von der Leistungsfähigkeit der Systemkameras ab etwa 2014 ganz zu schweigen. In der Digitalfotografie ist hinsichtlich ihres Potenzials das Ende der Fahnenstange noch lange nicht in Sicht. Alle paar Jahre werden Thesen über physikalische Grenzen über den Haufen geworfen. Beispielsweise über die Ergebnisse mit hohen ISO Werten, die analog nicht annähernd zu erreichen sind.
Nun ja, es gibt Menschen die mit ihren schönen Autos zum Pferdestall fahren, um anschließend zu reiten. Dabei geht es nicht um die notwendige Fortbewegung, sondern um Spaß und Freizeit. Und ebenso verhält es sich mit der analogen Fotografie. Es gibt Menschen, die Spaß am Umgang mit der alten Technik haben und denen die analogen Arbeitsabläufe bis zum fertigen Bild manchmal lieber sind als die schnelle Digitaltechnik. Mehr kann man dazu nicht sagen. Wenn man sich 'objektive' Begründungen anhört, wie Filme sind auch ohne Computer zu sehen, machen sie nur Sinn, wenn man einer katastrophale Szenario glaubt, das digitale Technik außer Kraft setzt. Okay, ist der Akku leer oder fällt der Strom aus, kann man die Bilder nicht mehr sehen. Aber ob man dem Moment unbedingt seine Filme herauskamen möchte? Filme sind länger haltbar als Speichermedien, auch so ein Mythos. Klar gibt es viele alte Fotos, aber noch viel mehr sind längst verloren gegangen. Meine gescannten Bilder aus den 1990 zum heute am Computer noch genau so frisch wie damals. Das kann ich von einigen Farbfilmen, die etwa 20 Jahre älter sind, nicht mehr behaupten.
Im 19. und 20. Jahrhundert wurde analog fotografiert. Analog bedeutet, dass Fotos nicht mithilfe von Sensoren aufgenommen wurden, sondern stattdessen fotochemisches lichtempfindliches Material verwendet wurde. Anfangs waren das hauptsächlich Glasplatten, die mit lichtempfindlicher Emulsion beschichtet waren. Ende des 19. Jahrhunderts erfand man einen transparenten Film, der ebenso beschichtet werden konnte. Danach wurden hauptsächlich aufrollbare Filme zum Fotografieren und zum Filmen benutzt. Nach der Belichtung waren die Filme in Fotochemie zu entwickeln, um die Bilder sichtbar zu machen. In Fixierbädern wurden sie haltbar gemacht. Für Schwarzweiß besteht der gesamte Prozess aus entwickeln, kurz wässern, fixieren, wässern und trocknen. Als Fotochemie sind dafür die Flüssigkeiten Entwickler und Fixierer notwendig. Für Farbfilme benötigt man mindestens drei Bäder zuzüglich eines sog. Stabilisators.
Entwicklung Farbfilm zuhause. Eine Camping-Kühlbox reicht, um die Temperatur zu halten.
Für analoge Fotografie benötigt man Aufnahmematerial. Und zwar für jedes Foto ein neues Stück. Um den Wechsel effizient zu gestalten, wurden Rollfilme eingeführt, zum Beispiel der lange schmale Filmstreifen mit Perforation an beiden Längsseiten in den Kleinbildpatronen oder Rollfilm für Mittelformat auf der 120er Spule. Beim Verwenden solcher Filme wird nach jeder Aufnahme der Verschluss erneut gespannt und gleichzeitig auch der Film ein Stückchen weiter transportiert, um dicht neben der zuletzt belichteten Fläche ein weiteres Bild aufzunehmen. Alternativ gibt es noch Planfilme. Das sind die direkten Nachfolger der früheren Glasplatten. Statt Glas wird eine transparente etwas dickere Folie verwendet, die biegsam ist und nicht zerbricht wenn sie herunterfällt. Außerdem sind Planfilme viel leichter als die früher verwendeten Glasplatten.
Um 2005 wurden die ersten digitalen Spiegelreflexkameras für knapp unter 1000 € eingeführt, die sowohl vom Preis als auch von der Leistung her attraktiv genug waren, um ambitionierte Hobbyfotografen zum Wechsel von der analogen zur digitalen Fotografie zu bewegen. Profis hatten diesen Schritt schon früher vollzogen. Bis 2010 verdrängte die Digitalfotografie die alten Verfahren fast vollständig. Um die Zeit kam es zu Insolvenzen durch den Zusammenbruch der fotochemischen Industrie. Während 1999 und 2000 Rekordjahre beim Verkauf von Filmen waren, war davon keine zehn Jahre später nur noch ein kümmerlicher Rest übrig geblieben. Eine Industrie, ausgelegt für große Mengen, war zu groß für die noch geringe Nachfrage geworden. Die Standorte mit vielen Mitarbeitern, Maschinen und hohen Kosten waren nicht mehr zu tragen.
Immer noch gibt es Ilford Filme
Die große Marke Agfa verschwand. Dessen Filmproduktion endete 2011 mit dem Abriss des Werks in Leverkusen. Der Fotogigant Eastman Kodak geriet mächtig ins Trudeln und beantragte 2012 die Insolvenz. Es hing am seidenen Faden, ob die Geschichte dieses Konzerns weiterging. In dem Zusammenspiel gab es ein bizarres Manöver, um Verpflichtungen aus Betriebsrenten an einen britischen Pensionsfonds loszuwerden. Eastman Kodak überlebte diese Phase, allerdings stark geschrumpft und musste die Verkaufsrechte von Filmen zum Fotografieren an das Unternehmen Kodak Alaris abtreten, das dem britischen Pensionsfonds als Geschenk für die Übernahme von Verpflichtungen aus Betriebsrenten zu überlassen war.
Aber wie Phönix aus der Asche loderte in der schwelenden Glut ab etwa 2014 erneut ein Flämmchen auf. Die Talsohle war durchschritten und die Umsätze beim Verkauf von Fotomaterial und Fotochemie stiegen wieder. Nicht, dass die analoge Fotografie auch nur annähernd zum früheren Umfang zurückkehrte, aber die Nachfrage reichte, um die geschrumpften und noch funktionierenden Punktionskapazitäten auszulasten. Statt großer Maschinen brauchte man kleinere. Gar nicht so einfach, wer sollte die herstellen? Es war nicht alles verschrottet, einige kleinere Maschinen für Testproduktionen gab es noch. Die wurden umgerüstet und zum Teil auch Neues entsprechend dem zu erwartenden Bedarf gebaut. Erstaunlicherweise drehten sogar einige Filmemacher in Hollywood Kinofilme weiterhin auf echten Film von Kodak. Für Eastman Kodak zahlte sich hier aus, dass die Rechte zum Verkauf von Filmmaterial zum Filmen nicht an Kodak Alaris gegangen waren.
In der Fotografie stieg die Nachfrage nach analogen Filmen wieder. Einsteiger, die nicht aus alten Zeiten Vorräte in ihren Kühlschränken gebunkert hatten, blieb nichts anderes übrig, als neues Material zu kaufen. Das Angebot wurde knapp. In Italien, am Standort von Ferrania, versuchte eine Handvoll Leute mit Crowdfunding aus den Resten einer riesigen Filmfabrik eine kleine zu schaffen. Die Schwarzweißfilme P30 und P33 sowie der Ferrania Ortho sind bei einigen Händlern gelistet, aber nur selten vorrätig und außerdem mit Preisen ab 11,50 € (2024) pro Kleinbildpatrone 135-36 auch ziemlich teuer. Den Ankündigungen von Farbfilmen folgten bislang keine Produkte.
In Deutschland begann Adox mit der Produktion von Filmen. Eastman Kodak hat sich der aktuellen Lage angepasst und ein sehr gutes Sortiment aus verschiedenen Schwarzweiß und Farbfilmen. Allerdings zu gesalzenen Preisen. Im Bereich Farbe hat Kodak 2023 keine ernst zu nehmenden Gegenspieler mehr. Fujifilm beendete während der Corona Pandemie (2021/2022) angeblich wegen Problemen bei der Beschaffung der Rohstoffe die Herstellung von Farbfilmen. In Japan erhält man sie noch, aber in europäischen Geschäften sind die Lagerbestände erschöpft und Nachschub scheint nicht einzutreffen.
Harman / Ilford hat seine Krise überstanden und produziert die gleichen Filme wie vor der Jahrtausendwende. Die einzige Quelle für günstige Schwarzweißfilme ist Foma in der Tschechei.
Für Kleinbild, 120 Rollfilm und 4x5“ Planfilm gibt es immer noch ein große Vielfalt Filme. Beschafft man sich heute eine analoge Kamera, nicht für die Vitrine, sondern tatsächlich damit zu fotografieren, sind vor allem Fotoapparate den Kleinbildfilme und 120er Rollfilm relevant. Für alle anderen Kameras für abweichende Patronen, Kassetten oder Spulengrößen gibt es entweder gar keine Filme mehr oder nur eine geringe Auswahl. Lomography liefert noch Pocketfilm und auf chinesischen Verkaufsplattformen sind 127er Filmrollen für 4x4 Kameras zu entdecken und zwar für Farbe und Schwarzweiß.
Die Preise für Filme sind stark angestiegen. Ob sie für eine nachhaltige Beschäftigung mit der analogen Fotografie akzeptiert werden oder jüngere Einsteiger nach wenigen Filmen ihren Ausflug in die analoge Fotografie beenden, wird sich zeigen. Alte Hasen, die noch Vorräte für etliche Jahre haben, sind davon eher unbeeindruckt. Sie schmerzt es eher, dass der Fotochemie Hersteller Tetenal 2022 endgültig das Zeitliche gesegnet hat. Die Hoffnung liegt nun auf Adox.
Seit 2005 werden keine analogen Spiegelreflexkameras mehr gebaut. Die Hersteller stellten sich komplett auf die Digitalfotografie um. Wer heute eine Spiegelreflexkamera haben möchte, erwirbt sie auf dem Gebrauchtmarkt. Bislang ist das kein Problem und gute Ausrüstungen sind für wenig Geld zu haben, aber sie sind alle schon mehrere Jahrzehnte alt und leiden vielfach unter Alterserscheinungen, wie spröde Kunststoffe, verharzte Schmierfette, alte elektronische Teile, ermüdete Lichtdichtungen usw. Einiges kann man selbst reparieren, anders aber nicht.
Es gibt immer noch Leute, die in der Dunkelkammer Negative vergrößern. Aber in der Regel werden Filme nach der Entwicklung gescannt und die weitere Verarbeitung oder Verbreitung der Bilder erfolgt digital. Diese hybride Arbeitsweise dürfte geläufig sein und von Fotolabor ist zu hören, dass jüngere Fotografen, die mit digitaler Technik aufwuchsen und jüngeren Jahren keine analoge Fotografie kennengelernt haben, die gescannten Bilder von den Servern herunterladen, aber häufig die Negative nicht mehr abholen. Verständlich, wenn man sie nicht zum Vergrößern braucht und sich an digitale Speicherorten in der Cloud oder auf eigenen kleinen Geräten mit hoher Kapazität ablegen kann. Wozu soll man sich dann noch mit entwickelten Filmen belasten? Ältere Fotografen werden das nicht nachvollziehen können. Für sie sind die Filme auch Belege darüber, dass es ihre Bilder sind.
Auf dieser Website wird analoge Fototechnik beschrieben. Sie finden ja auch Berichte über die Filmentwicklung. Farbfilme lassen sich mit relativ einfachen Mitteln zu Hause entwickeln. Dafür braucht man keine teuren Prozessoren, bzw. Entwicklungsmaschinen, die sich eigentlich nur bei einem größeren Durchsatz lohnen, aber nicht für eine Handvoll Filme pro Jahr.
Sie möchten sich aus Kaffeepulver und einigen Haushaltsmitteln selbst den Entwickler für Schwarzweißfilmen mixen? Hier können Sie lesen, wie es geht.
Verzichtet man auf die Technik und Chemie zum Vergrößern der Filme, kann inzwischen zum Entwickeln der Filme ohne giftigere Chemie verwendet werden als früher und ihr Gebrauch lässt sich auch in Haushalten mit kleinen Kindern praktizieren, weil die relativ wenigen Chemikalien nicht viel verschließbaren Platz benötigen. Sie ist nicht gefährlicher als manche haushaltsübliche Reinigungsmittel.
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