SilverFast ExpressScan
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SilverFast 9 beschleunigt Flachbettscanner durch neue Funktion
Scanner liefern Datenströme an Computer, die daraus Bilddateien erstellen und Korrekturen vornehmen. Je leitungsfähiger die Datenverarbeitung ist, desto größer ist das Potenzial zur effizienteren Nutzung von Scannern.Zu den Fortschritten gehört die automatische Bilderkennung wenn mehrere Vorlagen auf einem Flachbettscanner liegen. Anschließend werden sie der Reihe nach automatisch digitalisiert. Da die Scanzeile der Flachbettscanner aber stets die gesamte Breite erfasst, könnte man theoretisch auch in einem Rutsch mehrere neben einander liegende Vorlagen gleichzeitig scannen und dem Computer das Ausschneiden der einzelnen Bilder überlassen. Ist der schnell genug, schlägt man auf diese Weise mehrere Fliegen mit einer Klappe.
Filmhalter. Pro Zeile liegen mehrere Bilder nebeneinander.
Schnelle Computer bieten mehr Möglichkeiten
Die nötige Leistungsfähigkeit haben gut ausgestattete Computer eigentlich schon seit etwa zehn Jahren. Aber die Scansoftware muss entsprechend programmiert sein und jemand muss auf die Idee kommen, das zu tun.
Im Herbst 2023 führte LaserSoft dieses Verfahren beim Update der Scansoftware SilverFast Archive Suite 9 ein. Es heißt ExpressScan und ersetzt den bisherigen Stapelscan. Mit ExpressScan werden mehrere Bilder gleichzeitig gescannt. Das ist nicht nur schneller, sondern schont auch den Mechanismus der beweglichen Scanzeile, die nicht mehr für jedes einzelne Foto hin und zurück bewegt werden muss, sondern mit einem Vorgang mehrere erfasst.
Klappt das wirklich? Ich probierte es mit zwei älteren Flachbettscannern von Epson aus, die über Durchlichteinheiten für Filme verfügen. Mein großer DIN A3 Scanner, ein Epson Expression 10000XL, wurde erstmals 2004 auf der Website des Herstellers vorgestellt. 2006 folgte die Markteinführung des kleinere Epson Perfection V750 Pro für maximal DIN A4.
Flachbettscanner: Epson Perfection V750 Pro und Epson Expression 10000XL
Beide Geräte unterscheiden sich kaum von ihren Nachfolgern. Für DIN A3 gibt es heute den Expression 13000XL mit der gleichen Höchstauflösung wie beim 10000XL. Beide verwenden exakt dieselben Filmhalter und sehen einander zum Verwechseln ähnlich. Statt FireWire und USB hat der jüngere nur noch USB und bei ihm entfällt die Aufwärmzeit.
Das gleiche gilt auch für den Epson Perfection V750 Pro. Sein Nachfolger V850 Pro hat LEDs und andere Filmhalter. Längst hätte man diese speziell zum Scannen von Filmen konzipierten Flachbettscanner mit einem Autofokus versehen können, um ihre maximale theoretische Auflösung zuverlässig in der Praxis nutzen zu können. Jedoch sind nur die großen DIN A3 Scanner damit ausgestattet. Im Gegenzug haben diese aber keinen Infrarotkanal, mit dem nur die kleineren, nahezu baugleichen Epson Perfections V700, V750 und V850 punkten können. Für diese Scanner gibt es Filmhalter für mehrere Filmstreifen mit jeweils bis zu sechs Dias oder Negative im Format 24 × 36 mm. Die kleineren DIN A4 Scanner können in einem Rutsch 24 Vorlagen dieses Typs scannen. Die großen schaffen zweimal so viele.
Mehr als doppelt so schnell
Der erste Versuch erfolgte mit dem Epson Expression 10000XL an einem neun Jahre alten Laptop von Dell mit einer Intel i7 CPU der sechsten Generation, 16 GB RAM, SSD und Windows 10. Gescannt wurden zwölf alte große Glasdias mit 600 dpi. SilverFast 8.8 brauchte dafür über 25 Minuten und SilverFast 9.1 mit ExpressScan nur noch 9 Minuten. Die Zeitersparnis ist wirklich beeindruckend.
Vier Reihen mit jeweils drei Glasdias. SilverFast ExpressScan scannt aller drei Bilder in einer Reihe gleichzeitig.
Gespannt war ich auf die Scandauer mit dem Epson Perfection V750 Pro beim Scannen von mehreren Streifen Kleinbildfilm. Der angeschlossene PC mit einer Intel i7 7700k CPU, 16 GB RAM, SSD und Windows 10 hatte schon acht Jahre auf dem Buckel. Für den Test wurden vier Filmstreifen mit jeweils fünf Farbnegativen eingelegt. Nach der Vorschau identifizierte die Software alle Fotos korrekt und erstellte Rahmen für die nötigen Ausschnitte. Mit 3200 dpi und ohne Schmutzretusche digitalisierte der Epson Perfection V750 die Negative in 14,40 Minuten. Mit iSDR dauert es 26,20 Minuten.
Zum Vergleich mit früheren Scanzeiten hatte ich keine ältere SilverFast Version für diesen Scanner und nutzte deshalb VueScan, eine alternative Software, welche die einzelnen Bilder ebenfalls automatisch erkennt und der Reihe nach scannt. Für 3200 dpi und RAW RGBi (64 Bit) brauchte VueScan 63 Minuten. Das eingestellte Dateiformat sparte dabei sogar Zeit, weil die Tonwertkorrekturen und Schmutzretusche vor dem Speichern des Rohformats gar nicht durchgeführt wurden. Sonst hätte das Scannen länger gedauert.
Die Zeitersparnis durch ExpressScan gegenüber der früheren Methodik ist beträchtlich. Die langsame Arbeitsweise des Epson Perfection V750 hatte mich bislang davon abgehalten, ihn gerne zum Digitalisieren von Dias und Negativen zu nutzen, aber mit den viel kürzeren Scanzeiten durch ExpressScan ist er viel attraktiver geworden. Ein 35mm Film mit schwarzweißen Negativen, bei denen die infrarotgestützte Staub und Defekterkennung grundsätzlich nicht funktioniert, wird damit schneller gescannt als wenn man sie abfotografiert und die Dateien dem Computer invertieren muss. Außerdem erspart man sich den Aufbau der Technik mit Reprosäule, Filmhalter und Leuchtquelle. Erst beim Abfotografieren mehrerer 35mm Schwarzweißfilme ist das Scannen mit der Kameras schneller.
Klappt auch mit älterer Technik
Man muss keine neue Hardware kaufen, um die Vorteile von ExpressScan zu nutzen. Das positive Ergebnis wirft die Frage auf, warum es so lange dauerte, diese Methode einzuführen. Aber besser spät als nie.
Für starke Computer könnte man eine Schippe drauflegen und in einem Zug die gesamte Fläche scannen. Bei Auflösungen von mehreren 1000 dpi ist die Datei, aus der mehrere Bilder ausgeschnitten werden, ziemlich groß und dürfte noch viele aktuelle Computer überfordern. Aber als Option für High-End Geräte könnte SilverFast diese Möglichkeit hinzufügen. Das wäre eine konsequente Weiterentwicklung.
Fazit
SilverFast ExpressScan ist durch die starke Verkürzung der Scandauer vor allem beim Scannen von Bildern auf mehreren Filmstreifen wirklich sehr gut.
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