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Vergleich: Vergrößerungsobjektive zum Abfotografieren von Filmen

1     Scanner und Kameras - Vergleich 24x36mm Farbnegativ
2     Scanner und Kameras - Vergleich mit USAF 1951 Resolution Target
3     Vergrößerungsobjektive - Vergleich mit USAF Resolution Target

2020 © Thomas Gade

Vergrößerungsobjektive




Von links nach rechts: Rodenstock Apo-Rodenstock 4/80,   Rodenstock Apo-Rodenstock D 1: 4 f=75mm M1:1,   Schneider-Kreuznach Componon-S 4/80

Schneider-Kreuznach und Rodenstock sind bedeutende Objektivhersteller, die unter anderem Spitzenoptiken für Vergrößerungsgeräte und Reprokameras produzierten. Die Apo-Rodagon Objektive von Rodenstock und die Componon-S Objektive von Schneider-Kreuznach zählen zu den besten ihrer Klasse.

Diese Objektive eignen sich zum Fotografieren von Dias und Negativen. Brennweiten von rund 80 mm gewährleisten einen angenehmen Abstand zur Vorlage und wurden einst zum Vergrößern von 6x6 Mittelformatfotos gebaut. Ihr Bildkreis reicht daher auf jeden Fall aus, um einen APS-C Sensor oder das Vollformat gut zu bedienen.

Solche Objektive kann man sowohl für Makroaufnahmen als auch zum Fotografieren ferner Objekte einsetzen. Die Adaptierung an eine Kamera erfolgt durch Balgengeräte oder Makroschnecken.

Der Test soll zeigen, wie gut die drei Kandidaten zum Abfotografieren von Dias oder Negativen im Format 24 × 36 mm geeignet sind.


Simple und gute Möglichkeit zum Abfotografieren von Filmen

Auflösung messen mit USAF 1951 Testmotiv

Die Auflösung von Filmscanner wird mithilfe des USAF 1951 Balkendiagramms gemessen. Konzentrisch sind acht Gruppen mit jeweils sechs kleiner werdenden Balkenreihen angeordnet. Dieses Motiv kann auch zum Ermitteln der Auflösung von Kamera/Optik Kombinationen verwendet werden.

Als Kamera wurde eine Pentax K-70 mit APS-C Sensor mit 24 Megapixel eingesetzt.



USAF-Testchart. Zum Ermitteln der Auflösungsfähigkeit einer Optik ist hier vor allem die kleine Balkengruppe in der Mitte wichtig.


Bei diesem Bildausschnitt ist der winzige Ausschnitt von ca. 1x1 mm Größe mit einem roten Rahmen dargestellt.

Vergleich der Auflösung

Die folgenden Bilder zeigen jeweils 200x200 Pixel große Ausschnitte aus dem gesamten Bild. Die Ergebnisse wurden nicht geschärft.

Schneider-Kreuznach
Componon-S 4/80
Rodenstock
Apo-Rodagon 4/80
Rodenstock
Apo-Rodagon D M1:1 4/75mm

Bildmitte


Blende 4

Blende 4

Blende 4

Blende 5,6

Blende 5,6

Blende 5,6

Blende 8

Blende 8

Blende 8
 
Pixel-Shift ist eine Funktion zur Verbesserung der Auflösung, die von einigen DSLRs von Pentax angeboten wird. Dafür werden automatisch vier Aufnamen nacheinander mit geringfügigem Versatz des Sensors gemacht. Aus den vier Fotos errechnet die Kamera eine Bilddatei mit besserer Äuflösung ohne Steigerung der Pixelmenge.

Blende 5,6 und Pixel-Shift
Bildecke
Um den relevanten Ausschnitt mit den kleinsten Balkengruppen des Testmotivs in die Bildecke zu bekommen, wurde der Filmträger mit dem gerahmten Dia entsprechend verschoben.


Blende 4

Blende 4

Blende 4

Blende 5,6

Blende 5,6

Blende 5,6

Blende 8

Blende 8

Blende 8

Die beiden Objektive von Rodenstock sind beim Abbildungsmaßstab (1:2) etwas besser als das Schneider-Kreuznach Componon-S. Das Rodenstock Apo-Rodagon D M1:1 4/75mm ist mit Blende 5,6 am stärksten.

Das Schneider-Kreuznach Componon-S hat mit Blende 5,6 in der Bildmitte eine sehr gute Auflösung, allerdings ist sie in den Bildecken deutlich schwächer. Erst mit Blende 8 ist die Qualität in der Ecke viel besser, lässt aber im Zentrum bereits ein wenig nach.

3250 dpi schaffen alle am 24 MP APS-C Sensor

Eine Auflösung der ersten Balkenlinie in der Gruppe 6 schaffen alle Objektive mit Blende 8 von der Mitte bis zum Bildrand. Das entspricht einer Auflösung von 3251 dpi analog zu den Angaben von Filmscannern. Damit sind sie alle gut geeignet, um mit APS-C Kameras Kleinbidfilme mit 24x36mm Vorlagen zu digitalisieren. Das Rodenstock Apo-Rodagon D M1:1 4/75mm schafft sogar eine Gruppe mehr, was ca. 3650 dpi entspricht.

4600 dpi mit Pixel-Shift am 24 MP APS-C Sensor

Die Pixel-Shift Funktion der Pentax K-70 verbessert die Auflösung und ermöglicht mit dem Rodenstock Apo-Rodagon D M1:1 4/75mm das Trennen der Balken der vierten Linie in der Gruppe 6 zu trennen. Das entspricht ca. 4600 dpi, ein exzellenter Wert für diese Optik am APS-C Sensor. Was mag beim Test am Vollformatsensor mit Pixel-Shift ergeben?

Leistung im Fernbereich


80mm Vergrößerung an einer Makroschnecke an einer Pentax K-70 DSLR.
So kann das Objektiv auch für Fernaufnahmen verwendet werden.

Macht das eigentlich Sinn? Schließlich werden 80 mm Brennweite durch gute Standardzooms abgedeckt oder man hat eine ähnliche Festbrennweite bereits als normales Fotoobjektiv mit Autofokus. Vergrößerungs- und Reproobjektive sind jedoch für geringste Verzeichnung korrigiert. Eine kissen- oder tonnenförmige Deformierung, wie beim Zoom, ist praktisch nicht feststellbar und die übrige Abbildungsqualität ist leicht abgeblendet auch sehr gut.

Ein zweites Testmotiv in rund 50 Meter Entfernung wurde mit dem Schneider-Kreuznach Componon-S 4/80 und Rodenstock Apo-Rodagon 4/80 fotografiert. Das Rodenstock Apo-Rodagon D M1:1 4/75mm konnte nicht einbezogen werden, weil weder mein Balgengerät noch meine Makroschnecken eine Scharfstellen dieses Motivs ermöglichten.



Im Zentrum bilden beide Objektive ab Blende 5,6 hervorragend ab. Unterschiede werden jedoch am Bildrand erkennbar. Zum Vergleich wird ein kleiner Ausschnitt mit einem Teil eines Balkon am linken Bildrand betrachtet.

Das Schneider Kreuznach Componon-S ist für diesen Abstand besser korrigiert als das Rodenstock Apo-Rodagon 4/80mm. Abgeblendet auf 8 holt das Rodenstock das Objektiv von Schneider-Kreuznach ein. Die Abbildungsqualität mit Blende 8 ist mit beiden Objektiven sehr gut.

Schneider-Kreuznach
Componon-S 4/80
Rodenstock
Apo-Rodagon 4/80

Blende 4

Blende 4

Blende 5,6

Blende 5,6

Blende 8

Blende 8

Anders als im Makrobereich ist bei Fernaufnahmen das Schneider-Kreuznach Componon-S bereits mit offener Blende leistungsstark. Die Schärfe und Detailauflösung nimmt bis Blende 8 allerdings noch zu.

Das Rodenstock Apo-Rodagon 4/80 ist für Fernaufnahme nicht ganz so gut korrigiert und zeigt am Rand mit Blende 4 eine deutlichere Unschärfe, die jedoch bei Blende 8 verschwindet.

Die Bildqualität aller drei Objektive verbessert sich durch leichtes Abblenden auf 5,6 oder 8. Danach verringert sich die Auflösung durch Beugungseffekte an der Blende.

Mit Blende 8 sind alle drei Objektive sehr gut zum Abfotografieren von 24 x 36 mm Vorlagen auf einen APS-C Sensor geeignet. Das Rodenstock Apo-Rodagon D 75mm ist am besten mit Blende 5,6 und übertrifft damit seine Kontrahenten. Ob das Quäntchen mehr an Auflösung in der Praxis tatsächlich zu sehen ist, hängt von den Vorlagen ab und ob die mit Blende 5,6 geringe Schärfentiefe ausreicht, um sie insgesamt optimal abzubilden.

Bewertung

Gute Vergrößerungsobjektive sind zum Abfotografieren von Dias oder Negativen sehr gut geeignet. Die Ergebnisse von 24 x 36 mm großen Vorlagen übertrifft auf jeden Fall die bestmögliche Qualität meiner Flachbettscanner von Epson, die speziell zum Scannen von Filmen gebaut wurden. Auch mein Nikon Coolscan 4000 kann bei leicht gewölbten Filmen in den Bildecken durch seine extrem geringe Schärfentiefe nicht mit dem abfotografierten Bild mithalten.

Da viele herkömmliche Fotolabore schon seit langem eingemottet sind und ebenso Reprokameras, sind diese Objektive im guten Zustand auf dem Gebrauchtmarkt mitunter zu erstaunlich günstigen Preisen erhältlich. Beim Componon-S 4/80 und dem Apo Rodagon 4/80 sind mit Glück Preise ab 70 € möglich, realistisch sind jedoch eher 100 €. Für das APO beim Rodagon 4/80 steigen die Preise. Für das Apo-Rodagon D 75mm, ein Spezialist für Vergrößerungsmaßstäbe um 1:1, muss man mit rund 250 € rechnen.

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