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Digiscoping mit dem Smartphone

2016 © Thomas Gade

Mit dem Spektiv fotografieren

1. Digiscoping / Digiskopie   6. Digitale Kompaktkamera Vergleich
2. Digiscoping Brennweite   7. Pentax Camera Adapter PF-CA35
3. Spektiv + Smartphone   8. Kowa TSN-PA7 Adapter
4. Spektiv + DSLR   9. Praxis
5. Digitale Kompaktkamera am Spektiv 10. Digiscoping versus Foto mit Teleskop

Smartphones haben andere Kameras an vielen Stellen verdrängt, weil man sie immer dabei hat. Die Bildqualität ihres integrierten Aufnahmemoduls ist längst auf einem erstaunlich hohen Niveau, das frühere pessimistische Vorstellungen über kleine Sensoren und ihre Möglichkeiten verdrängt hat. Das gilt zumindest bei guten Lichtverhältnissen.

Die dünne Bauweise eines Smartphones bietet beim Bau ihrer Kameras keinen Spielraum für Zoomobjektive. Gezoomt wird stets zulasten der Auflösung. Die kleinbildäquivalente Brennweite bewegt sich beim Smartphone um etwa 28 mm. Das entspricht einem Weitwinkelobjektiv. Einen zweifachen digitalen Zoom auf etwa 50 mm Brennweite (kleinbildäquivalent) vertragen die Bilder aus Smartphones noch einigermaßen ohne große Qualitätseinbußen, aber darüber hinaus lässt sie deutlich nach.

Das ist nicht unbedingt zu bemerken bei Fotos für soziale Netzwerke. Solche Bilder werden ohnehin verkleinert und beim Profilbild für Facebook oder Bildern in WhatsApp ist der digitale Zoom oft gar nicht sichtbar.


Smartphone am Kowa Prominar TSN 883. Hier erfolgte die Verbindung mit dem Kowa TSN-PA7 Anschluss durch einen Selbstbauadapter mit T2 Gewinde. Kowa hat eigene gute Smartphone-Adapter zum Aufstecken auf Okulare für rund 60 € im Programm.

Spektiv + Smartphone

Smartphones werden gerne zum Fotografieren und Filmen genutzt. Das geht sogar mit Spektiven. Man muss nur das Objektiv des Smartphones einige Millimeter hinter das Okular halten. Die richtige Position findet man schnell heraus.

Hat man das Spektiv für die Beobachtung mit dem Auge scharfgestellt, stimmt die Einstellung auch für das Smartphone, weil sein Autofokus eventuelle Korrekturen vornimmt.
Allerdings müssen Spektiv und Smartphone zueinander passen. Nicht jedes Smartphone ist genauso gut geeignet und ebenso unterscheidet sich die Tauglichkeit der Spektive quasi als Vorsatzoptiken.

Dies ist vor allem daran erkennbar, wie stark man zoomen muss, um aus dem kreisrunden Bild einen formatfallenden Ausschnitt einzustellen. Da Smartphones vor ihrer Hauptkamera Weitwinkelobjektive haben und keine Normalbrennweite (etwa 50 mm kleinbildäquivalent) muss man rund 2x zoomen, um den Ausschnitt korrekt einzustellen. Liegt man etwas darunter, ist es besser. Je weiter man darüber liegt, desto geringer ist die Auflösung des Bildes. Betrachten wir das bei verschiedenen Kombinationen etwas genauer.

Korrekten Bildausschnitt einstellen

Legt man das Smartphone an das Okular, zeigt das Display ein kreisrundes Bild, wie man es auch mit dem Auge sieht. Aber wir möchten kein kreisrundes Bild aufnehmen, sondern einen rechteckigen Ausschnitt, bei dem die runden Ecken gerade eben aus dem Bildfeld verschwunden sind. Dies ist nur mit dem Zoom des Smartphones realisierbar. Mit einem Samsung Galaxy S5 haben wir an verschiedenen Spektiven Zoomfaktoren zwischen 1,6 bis 2,1 einstellen müssen. Mit dem Samsung Galaxy S7 erstreckte sich der Bereich von 1,5x bis 2,1x.



Da Smartphones keinen optischen Zoom haben, sondern einen digitalen, geht er zulasten der Auflösung, weil im Prinzip nur ein Ausschnitt aufgenommen wird, der auf eine größere Pixelanzahl hochgerechnet wird - reine Kosmetik. Je stärker mit dem Smartphone digital gezoomt wird, desto niedriger ist somit die tatsächliche Auflösung. Beim Kowa TSN 883 war mit 1,5x der niedrigste digitale Zoom einzustellen. Knapp dahinter lag das Zeiss Conquest Gavia 85 mit 1,6x und etwas geringerer Verzeichnung. Das Vanguard Endeavor HD 82A benötigte bereits einen über 2-fachen digitalen Zoom, der die Bildqualität deutlich reduzierte.


Storch im Horst. Samsung Galaxy S5 an einem Kowa Prominar TSN 883. Super!


Samsung Galaxy S5 am Kowa Prominar TSN 883


Der digitale Zoom mindert vor allem die Auflösung von Einzelfotos und weniger die von Filmen in Full-HD, bei denen die Frames etwa 2 Million Pixel haben. Passen die Optiken des Smartphones und des Spektiv gut zusammen, kann man hervorragend mit ihnen filmen. Wegen der großen effektiven Brennweite ist zum Filmen ein standfestes, stabiles Stativ mit einem guten Videokopf nötig. Hier sollte man keinesfalls sparen, um die Möglichkeiten des Digiscopings optimal auszuschöpfen.

Bequeme Bildkontrolle auf großem Display

Ein weiterer Vorteil des Smartphones besteht darin, dass auf seinem Display vieles ganz gut zu beobachten ist und man nicht unbedingt die Kamera abnehmen muss, um einen Blick auf das Motiv zu werfen.
Das ist ein nicht unerheblicher Pluspunkt wenn andere vorbeikommen, um mal nachzusehen, was man da macht. Das passiert in der Naturfotografie an den einschlägigen Hotspots eigentlich immer. Man vergleicht die Ausrüstungen. Das gehört dazu.

Kowa Prominar TSN-883 mit Samsung Galaxy S5 Smartphone



Klein und handlich. Das Smartphone am Spektiv

Autofokus funktioniert

Das vom großen Spektivobjektiv gesammelte Licht wird beim Digiscoping mit dem Smartphone auf den winzigen Sensor konzentriert. Daher kommt dort reichlich Licht an. Infolgedessen sind die Belichtungszeiten mit Smartphones am Spektiv verhältnismäßig kurz und der Autofokus funktioniert sehr gut. Der AF-Bereich ist erstaunlich groß, so dass die Schärfe sogar beim Schwenken im weiten Rahmen nachgestellt wird. Dies macht das Fotografieren mit Smartphones sehr komfortabel.

Adapter

Man kann versuchen, ein Smartphone freihändig an ein Okular zu halten und mag dabei so das ein oder andere brauchbare Bild erhalten, aber nur durch eine stabile Adaptierung an genau der richtigen Stelle erspart man sich den Frust durch eine fummelige Arbeitsweise mit unbefriedigenden Ergebnissen.

Wie befestigt man ein Smartphone am Spektiv? Im Prinzip ist das relativ leicht. Man braucht eine Halterung für das Smartphone, die wiederum mit einer Hülse versehen ist, die stramm auf das Okular gesteckt wird, ohne es dabei zu beschädigen. Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Modelle. Entweder ist der Adapter maßgeschneidert für ein bestimmtes Smartphone und Spektiv oder er ist für verschiedene Smartphonegrößen und Spektive verstellbar.

Eine ganz wichtige Forderung muss erfüllt sein. Der Wechsel zwischen visueller Benutzung des Spektivs und fotografischer muss rasch und einfach realisierbar sein. Schließlich möchte man ja zur Naturbeobachtung auch durchgucken. Irgendwelche Klemmsysteme, die stets aufs Neue justiert werden müssen, sind nervtötend.


Optimale Adapter sind leicht und passgenau. Aber Universaladapter sind durch mehrere verstellbare Elemente instabil, schwerer und größer. Zudem lassen sie sich oftmals nicht sicher und korrekt am Okular des Spektivs befestigen.

Kowa hat sehr gute Smartphoneadapter zum Aufstecken für knapp 60 € für nahezu alle gängigen Ferngläser und Spektive. Swarovski hat nur entsprechende Adapter für iPhones, die rund 160 € kosten - sehr teuer, meinen wir.

Aktuell ist das Smartphone das trendigste Aufnahmegerät am Spektiv. Die Entwickler von Adaptern stehen momentan vor einer Herausforderung, weil zunehmend zwei nebeneinanderliegende Kameramodule in Smartphonekameras verbaut werden, um Qualitätseinbußen durch den digitalen Zoom mithilfe unterschiedlicher Brennweiten entgegenzutreten. Beim Apple iPhone 7 findet man diese Bauart. Hier muss sichergestellt sein, dass das richtige Kameramodul in das Okular blickt.


Links: Kowa Smartphone Adapter. Gut, weil paßgenau und leicht
Rechts: Lens2scope Butterfly oder DA-1 Butterfly Adapter - Instabiler und schwerer durch verstellbare Teile

Marktübersicht Smartphone - Digiscoping Adapter

Das Angebot ist viel zu umfangreich für eine umfassende Darstellung. Deshalb stehen in der Tabelle exemplarisch nur einige Smartphone Adapter.

TS Smartphone SPA-T2 DA-1 Butterfly Novagrade Standard Kite Kowa Swarovski
39 € 80 € 180 € 10 € 59 € 140 - 180 €
Einstellbar für verschiedene Smartphones Einstellbar für verschiedene Smartphones Einstellbar für verschiedene Smartphones Klemmadapter mit Stativanschluss für Digiscoping Adapter paßgenau für viele Modelle iPhones
Mit T2 Anschluss! Gut Relativ schwer und verstellt sich leicht. Zu teuer Gute Idee, wenn man bereits einen universellen Digiscoping Adapter besitzt sehr gut sehr gut, aber teuer, leider nur für iPhones

Für erste Experimente reichen auch billige Direktimporte aus China für rund 10 €. Siehe eBay mit Eingabe: 'Universal Smartphone Adapter für Teleskop, Spektiv'

Tipp: Bau eines Smartphone-Adapters mit T2 Anschluss

Ein Halter für Smartphones lässt sich leicht basteln. Dafür benötigt man eine Schutzschale für die Rückseite des Smartphones. Sie soll aus Alu sein und hat einen flachen Boden, also nicht gerundet. Bei eBay gibt es maßgeschneiderte für rund 10 € (cover alu + Name des Smartphones eingeben) Daran klebt man eine auf das Okular aufsteckbare Hülse oder einen T2 Adapter mit Epoxyharz (Uhu plus endfest)

Mehrere Objektive am Smartphone




Immer mehr Smartphones werden heute mit mehreren Objektiven für die Hauptkamera ausgestattet. In Wirklichkeit sind es mehrere nebeneinanderliegende kleine Kameras mit unterschiedlichen Sensoren und Objektiven. Aus ihren Bildern errechnet das Smartphone das einzelne Foto. Damit möchte man die Bildqualität beim Zoomen verbessern.

Das wirft natürlich die Frage auf, ob man damit noch am Spektiv fotografieren kann. Wir haben es mit mehreren Modellen ausprobiert und es funktionierte. Dazu muss das Objektiv des Hauptmoduls in das Okular des Spektiv blicken. Solange das Smartphone nicht meckert und die Arbeit verweigert, weil es merkt, dass die anderen Objektive verdeckt sind oder etwas anderes sehen, kann man es verwenden. Das ist mit jedem Typ individuell auszuprobieren.

Falls das neueste Smartphone nicht mehr mitmacht, nimmt man eben ein älteres, das dann im Grunde genommen nur noch als Kamera am Spektiv verwendet wird.

Fazit

Ein modernes Smartphone mit guter Kamera eignet sich sehr gut zum Digiscoping. Wegen des digitalen Zooms kann man nicht die volle Auflösung nutzen, aber ansonsten ist die Bildqualität sehr gut und das Handling mit etwas Übung sehr einfach. Äußerst angenehm ist der erstaunliche Spielraum des Autofokus und seine hohe Geschwindigkeit, die man mitunter nicht mal an der DSLR mit einem proprietären Teleobjektiv mit langer Brennweite so kennt. Filmt man mit dem Smartphone, ist die Bildqualität überraschend gut.

Dafür braucht man ein gutes Spektiv. Ein Billigangebot vom Kaffeehändler oder Discounter ist dafür nicht geeignet. Spaß macht das nur mit einer guten Adaptierung, die man eventuell selber basteln muss.


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