photoinfos.com

KOWA Prominar TSN-883

Spektiv mit Fluorit Linse / Spotting Scope / Review

Seite 1 Seite 2
Kowa Prominar TSN-883 Review Mit dem Kowa Spektiv fotografieren / Digiscoping


2016 © Thomas Gade


Kowa Prominar TSN 883 - Lichtstarkes Spektiv / Fernrohr mit apochromatischem Objektiv

Technische Daten


Hersteller KOWA
Bezeichnung KOWA Prominar TSN-883
Objektiv Fluorit - Apo
Öffnung 88 mm
Brennweite 500 mm
Scharfstellbereich 5 m bis Unendlich
Okulare verschiedene
Gewicht Spektiv 1.5 kg + Zoomokular 11WZ 370 g
Preis (Mai 2016) Spektiv:
UVP 2.299,- € / Amazon: 2.062,19 €

Zoomokular 11WZ 25-60x:
UVP 699,- € / Amazon: 689,- €
Garantie 10 Jahre


Dieses High-End Spektiv ist mit 1,5 KG erstaunlich leicht und dennoch robust. Möglich ist dies durch ein Magnesium-Gehäuse. Es ist wasserdicht und zum Vermeiden des inneren Beschlagens der Linsen mit Stickstoff gefüllt. Kowa gewährt zehn Jahre Garantie. Okulare und eine Tasche werden separat verkauft.

Zum Scharfstellen gibt es einen Dual-Speed Fokussierer. Mit zwei Umdrehungen am Grobtrieb durchfährt man den gesamten Scharfstellbereich. Mit dem Feintrieb kann man die Schärfe noch präziser einstellen, was besonders für fotografische Verwendungen interessant ist.

Visuelle Bildqualität

Spektive sind vor allem zum Durchgucken gemacht. Für Naturfreunde ist das lichtstarke Kowa TSN-883 mit seinem großen apochromatischen Objektiv und geringem Gewichtes sehr attraktiv. Unser TSN-883 ist mit dem 25-60x Okular ausgestattet.

Astronomie - Mond und Sterne

Wir beobachten nachts den Mond und den Planeten Jupiter mit dem Kowa Prominar TSN-883. Kontrastreiche Mondkrater mit scharfen Abgrenzungen zwischen dunkelsten Schatten und gleißenden sonnenbeleuchteten Partien zeigen üblicherweise selbst bei gut korrigierten Objektiven einen Anflug von bläulichen Kanten. Doch das Kowa TSN-883 meistert diese Hürde mit Bravour. Auch bei einer Vergrößerung von 60x ist das Bild exzellent.

Auf dem Planeten Jupiter sind vom städtischen Balkon mitten in Berlin auf Anhieb zwei Farbbänder erkennbar und seine Monde sind tatsächlich nadelfeine Punkte. Da bekommt man Lust, noch stärker zu vergrößern, doch dafür fehlt uns das Okular und dann wäre auch eine astronomische Montierung mit Nachführung angebracht, denn die Himmelsobjekte sausen durch ihre scheinbare Sternbewegung viel zu schnell durch das Bild.

Von Kowa erfahren wir, dass es Zubehör für stärkere Vergrößerungen gibt. Dazu zählt der Extender TSN-EX16, der die Vergrößerung um den Faktor 1,6 steigert. Laut Kowa kann man sogar zwei Extender kombinieren. Zudem gibt es einen 1,25" Adapter für Astrookulare. Aufgrund dieser Info entnehmen wir versuchsweise das Zoomokular und halten vorsichtig der Reihe nach einige Astrookulare in den Tubus vor dem Umkehrprisma.

Die 1,25" Steckhülsen der Astrookulare passen hinein und mit eudiaskopischen Baader Okularen,  UWA Okularen von Sky-Watcher sowie verschiedenen Orthos von Celestron kommen wir in den Fokus. Dabei fallen zwei Dinge auf. Erstens zeigt das Zoomokular von Kowa ein größeres Bildfeld als die meisten genannten Astrookulare. Lediglich die UWA von Sky-Watcher können mithalten. Zweitens sind selbst mit der Kombination aus einer 2x Barlowlinse mit dem eudiaskopischen 7,5mm Baader keine Farbsäume an kontrastreichen Kanten erkennbar. Beim Testen ist das Spektiv auf die Spitze eines kleinen Turmes vor blauem Himmelshintergrund eingestellt. Solche Motive kann man nur mit exzellent korrigierten Objektiven ohne Farbsäume sehen. Verwendet man Astrookulare am Kowa TSN-883, sollten moderne Okulare mit großem Gesichtsfeld eingesetzt werden und keine alten, wie einige der oben genannten.


Storch im Horst. Kowa Prominar TSN-883, 25-60x Okular, Smartphone Samsung Galaxy S5 Mini
Verblüffend hohe Bildqualität



Naturbeobachtung

Der brandenburgische Ort Linum ist bekannt als Storchendorf und Rastplatz der Kraniche. In Linum gibt es eine Kirche, die seit vielen Jahren von der inzwischen hochbetagten Ordensschwester Anneliese betreut wird. Wenn die Naturfreunde am Wochenende in den Ort einfallen, steht Schwester Anneliese in Ordenstracht mit Häubchen am Straßenrand und schwenkt ihre großen Kirchenschlüssel, um Vorbeigehende zu einem Besuch ihrer Kirche einzuladen.

Momentan sind die Störche da. Sie sollen als Testobjekte für das Kowa Spektiv herhalten. Auf der Kirche und auf einem Haus auf der anderen Straßenseite befindet sich jeweils ein besetzter Horst. Ich montiere das Kowa TSN-883 auf ein Linhof Stativ mit Sirui VH-10 Fluidkopf und ich richte es auf einen Horst. Schwester Anneliese kommt dazu: „Ich glaube, Sie kommen zu spät, ab Mittag dreht uns der Storch den Rücken zu und lebhaft wird es erst, wenn der Partner mit Futter zurückkommt und der andere davon fliegt."

Neugierig betrachtet sie das Spektiv. “Darf ich mal durchschauen?" Sie ist klein, deswegen werden die Stativbeine ein Stück eingefahren und das Spektiv wird erneut auf den Storch gerichtet. Sie blickt in das Okular, guckt genau hin und beschreibt den Vogel. Dann sagt sie anerkennend: "Das ist ein sehr scharfes Fernrohr."

Inzwischen haben sich eine Dame und ein Herr dazu gesellt, die ebenfalls durch das Spektiv blicken. Sie sind erstaunt über das brillante und scharfe Bild. Die Spitzentechnik auf dem soliden Stativ überzeugt. Dann adaptiere ich ein Smartphone an das Okular und wir sehen den Storch auf dem Display. Der Herr wird sichtlich nervös und erkundigt sich nach dem Preis. "3000 €", antworte ich und hätte es auf der Stelle verkaufen können, signalisieren seine Blicke.

Schwester Anneliese nutzt die Gelegenheit, um das Paar an den Ellenbogen in ihre Kirche zu (ent-) führen, kommt aber später zurück, um weiter zu beobachten. Kein Wunder, denn die Bildqualität ist sehr gut. An den Kanten der Zweige des Horstes und des Gefieders des Storches vor dem blauen Himmel gibt es keine Farbsäume. Das Bild ist knackscharf und brillant.


Kraniche in flimmernder Luft - Rund 800 Meter entfernt

Außerhalb des Ortes, auf einer der großen Feuchtwiesen des Rhinluchs, wie diese Landschaft heißt, sieht man in der Ferne eine Schar Kraniche. Das Spektiv wird auf die scheuen Vögel gerichtet und überbrückt die Distanz mühelos. An dem warmen Tag flimmert die Luft beträchtlich. Das Auge kommt damit zurecht, aber gute Fotos sind unter diesen Umständen nicht zu erwarten.


Kowa Prominar TSN-883 mit Smartphone als Kamera

Fotografie mit dem Kowa Spektiv

Das Fernrohr von Kowa ist in erster Linie ein Gerät zum visuellen Beobachten, aber man kann es auch gut zum Fotografieren verwenden.

Weiterlesen: Wie man Kameras richtig an das Kowa Spektiv adaptiert

© Thomas Gade   Unsere Texte und Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung ist nur mit schriftlicher Erlaubnis des Verfassers gestattet und stets honorarpflichtig. / © Our articles and images are copyrighted.