Adapter für Vorsatzobjektive für Smartphones
2018 © Thomas GadeSmartphones ohne Objektivadapter
Die optischen Eigenschaften einer Smartphone Kamera können durch Vorsatzlinsen oder Objektive erweitert werden. Aber wie schließt man sie an?Von Haus aus haben Smartphones keine Anschlüsse für Vorsatzoptiken. Daher werden diese mit Klemmen (Clip) oder Hüllen (photo case) mit Schraub-, Magnet- oder Bajonettanschluss am Smartphone befestigt.
Clip / Klemme mit Objektivanschluss
SIRUI Clip
Diverse Anbieter, wie SIRUI, setzen zum Befestigen ihrer Vorsatzobjektive auf eine Klemme (Clip) mit starker Feder und zwei Andruckflächen sowie ein Bajonett oder Gewinde zur Befestigung der Vorsätze.
Der Vorteil eines Clips: Er kann flexibel an verschiedene Smartphones, aber auch Tablets, Notebooks und schmale Desktop-Displays geklemmt werden. Mit viel Kraft kann man den SIRUI Clip so weit auseinander drücken, dass bis zu ca. 15 mm dazwischen passen. Vorsicht, bei maximaler Öffnung ist der Anpressdruck sehr hoch!
Nachteilig ist jedoch, dass der Clip bei jeder Anbringung genau vor das Smartphoneobjektiv zu positionieren ist. Beim Blick durch eine vergütete Vorsatzoptik sieht man das dahinterliegende Smartphoneobjektiv und kann die Klemme entsprechend verschieben. Im Dunkeln ist das jedoch sehr schwierig.
Die Andruckflächen eines Clips müssen peinlich sauber gehalten werden, damit keine festen Fremdkörper am Gummi haften, wie Sandkörner, die das Smartphone verkratzen können. Auf jeden Fall sollte das Display des Smartphones mit einer guten Schutzfolie überzogen sein, um das Risiko von Schäden durch die starke Klemme gering zu halten.
Für Smartphones mit hervorstehender Kamera, wie die P20 Modelle von Huawei, sind Clips nicht optimal, weil der objektivseitige Arm des Clips keine ebene Fläche vorfindet.
SIRUI 18-WA Weitwinkel Vorsatzobjektiv mit Clip an einem Samsung J5 Smartphone. Ein Andruckfläche presst auf das Displayglas.
Huawei P20 lite. Eine hochstehende Kamera behindert das Anbringen eines Clips, der eine ebene Fläche als Auflagefläche benötigt.
An der hochstehenden Kamera verkantet die Klemme. Eine passende Schutzhülle mit Aussparung für die Kamera verhindert dies.
Moment Photo Cases
Eine ganz genaue Zentrierung und Planparallelität ist mit dem Clip oft kaum möglich. Alternativ gibt es maßgeschneiderte Hüllen für Smartphones wie die moment photo cases mit Bajonett für Vorsatzobjektive. Solche Hüllen für ca. 30 € sind stets nur für genau einen konkreten Smartphonetyp passgenau. Andere passen nicht hinein, bzw. befände sich die Öffnung für ihr Objektiv nicht an der richtigen Stelle.
Die praktische Hülle schützt einerseits das Smartphone vor mechanischen Belastungen und hat andererseits ein Bajonett für Vorsatzobjektive von Moment. Laut verschiedenen Youtube-Rezensionen sind SIRUI Vorsatzobjektive damit kompatibel und bieten eine bessere Qualität als die Optiken von Moment. Das An- und Abmachen eines Objektivs ist komfortabel und auf den überstehenden Clip, der zunächst in die richtige Position manövriert werden muss, kann verzichtet werden. Leider sind diese speziellen Photo-Hüllen nur für eine kleine Auswahl Smartphones zu haben, vor allem für iPhones.
Auf einem hohen Niveau sind die Cases von Bitplay. Die aktuelle Hülle SNAP! 8 ist kompatibel mit den iPhones 7 / 7 Plus / 8 / 8 plus. Sie hat einen ergonomischen Griff wie eine gewöhnliche Kamera und sogar einen Auslöser, sodass ein damit ausgestattetes iPhone ihr auch im Handling sehr ähnelt. An diese Hülle kann eine Kollektion Vorsatzoptiken angeschlossen werden. Für das iPhone X gibt es die Hülle SNAP! X mit separaten Anschlüsse vor jedem Objektiv der Dual-Lens-Camera, um die fotografischen Möglichkeiten voll auszuschöpfen.
Der Nachteil dieser maßgeschneiderten Hüllen ist auch Bitplay aufgefallen. Die Optiken können nur mit wenigen Smartphones verwendet werden. Daher gibt es inzwischen auch einen Clip im Sortiment, der vor allem für unterschiedliche iPhones oder andere Smartphones geeignet ist, bei denen das Kameraobjektiv nah am Rand des Gehäuses verbaut ist.
Zeiss Halterungen für ExoLens
Zeiss Bracket für das ExoLens System. Foto: Zeiss
Zeiss hat für seine hochwertigen ExoLens® PRO Weitwinkel- und Televorsatzoptiken drei verschiedene passgenaue Halterungen aus Aluminium im Angebot. Sie heißen Edge, Bracket und Case und sind jeweils für bestimmte Smartphones auf Maß angefertigt. Die Halterungen Edge und Bracket haben einen Zubehörschuh und Bracket verfügt sogar über ein Stativgewinde. Case ist eine spezielle Schutzhülle, die das Smartphone von mechanischen Belastungen schützt. Die ExoLens Pro Optiken von Zeiss werden an die Halterungen geschraubt. Zudem gibt es auch Adapter für die Montage an Spektive. Gemessen an den heutigen Möglichkeiten bietet das ExoLens System sowohl mechanisch als auch optisch eine sehr hohe Qualität, jedoch bislang nur für eine bescheidene Auswahl Smartpones.
Nachteil bei ExoLens / Zeiss: Die teuren Halterungen passen jeweils nur auf wenige Smartphones. Sie müssen ohne Schutzhülle verwendet werden. Geht man davon aus, dass viele Smartphone-Benutzer ihre Geräte nach 2-3 Jahren wechseln, ist dann auch der Austausch der Halterungen nötig.
Die Website exolens.com meldete, dass die Entwicklung der ExoLens Produkte eingestellt wurde. Er werden also keine neuen Halterungen mehr gebaut. Ob Zeiss weiterhin Objektive produziert und alternative Halter anbietet, ist unklar. (Stand August 2018)
Zeiss Bracket Halterung für das ExoLens System und Adapter für Ferngläser und Spektive. Foto: Zeiss
Samsung Galaxy S7 Lens Cover
Samsung bot für seine beiden S7 Modelle (normal / edge) maßgeschneiderte Schutzhüllen im Set mit jeweils zwei Vorsatzobjektiven an. Die Schutzhülle (lens cover) ist hochwertig verarbeitet und robust. Sie bietet einen guten Schutz vor mechanischen Belastungen und
kann ständig am Smartphone verbleiben.
Sie hat vor der Hauptkamera ein Gewinde zum Anschrauben des Tele- oder Weitwinkelvorsatzes. Gönnt man dem Smartphone zusätzlich noch eine gute Schutzfolie für das Display, ist das eine hervorragende Lösung. Die Qualität der Optiken ist gut. Bedauerlicherweise hat Samsung für seine Nachfolgegeräte dieses Angebot nicht fortgesetzt.
Perfekt: Samsung Schutzhülle mit integriertem Objektivanschluss für Galaxy S7 Smartphones.
Magnethalterungen
Statt einer Adaptierung durch ein Gewinde oder Bajonett gibt es auch Magnetverbindungen, die für leichte Vorsatzoptiken geeignet sind. Sie sind aus der Mode gekommen, denn aktuell finden wir kein Set mit Magnetverbindung.Schutzhülle oft nicht mit Adaptern kombinierbar
Die Halter Bracket und Edge von Zeiss / ExoLens können nicht mit Schutzhüllen verwendet werden, weil sie dann nicht mehr auf das Smartphone passen. Für den Clip gilt das nicht immer. Wenn die Kamera des Smartphones keine Erhebung auf der Rückseite bildet, ist eine Schutzhülle schädlich, weil sie einen größereren Abstand zwischen der Vorsatzoptik und dem Objektiv des Smartphones bewirkt. Dadurch entstehen Abbildungsfehler.Steht die Kamera jedoch etwas darüber, kommt sie ev. auf dieselbe Ebene wie die Rückseite der Schutzhülle. Dann bietet diese einerseits eine größere und bessere Andruckfläche für den Clip, wodurch ein Verkanten der Vorsatzoptik verhindert wird und zugleich stimmt der Abstand zwischen ihr und dem Smartphoneobjektiv. Dies setzt voraus, dass die Schutzhülle etwa so dick ist, wie die Kamera aus der Rückseite des Smartphones empor ragt. Dafür muss man die passende erst suchen.
Wer auf die Schutzhülle nicht verzichten möchte, die mit Vorsatzlinsen nicht kompatibel ist, wird zum Schutz des Smartphones wohl auf die optischen Erweiterungen verzichten.
Bewertung
Gute Vorsatzobjektive sind sinnvolle Erweiterungen für Smartphones, um einerseits einen größeren Bildwinkel zu erfassen oder eine stärkere Tele Wirkung auf optischem Wege zu erzielen, die entweder gar nicht oder im geringeren Maße zulasten der Bildauflösung erfolgt.
Problematisch ist jedoch die Adaptierung der zusätzlichen Optiken an das Smartphone. Eine Klemme mag für gelegentliche Anwendungen taugen, aber nur eine gute Schutzhülle mit Anschlussmöglichkeit für Vorsätze ist wirklich befriedigend und auf Dauer praxistauglich.
Die Hersteller der Optiken sind bei der Vielzahl der Smartphones und den kurzen Produktzyklen gar nicht in der Lage, solche Schutzhüllen für die große Angebotspalette zu produzieren. Man könnte dies Fremdherstellern überlassen wenn die Anschlüsse der Optiken herstellerübergreifend genormt werden. Gäbe es Schutzhüllen, an die man Optiken von Zeiss, Moment, SIRUI, Apexel und andere beliebig anschließen kann, weil sie alle dasselbe Bajonett haben, würde sich auch ihre Produktion in hoher Qualität und ihr Vertrieb lohnen.
Die Industrie sollte einen gemeinsamen Objektivanschluss entwickeln, der letztlich allen zugute kommt, weil gute Schutzhüllen, die dauerhaft am Smartphone verbleiben, mit Objektivanschluss die erheblichen Nachteile einer Klemme beseitigen.
Andererseits hätten die Objektivhersteller dann auch verlässlichere Werte für die Entwicklung ihrer Optiken und zusätzlich profitieren auch die Smartphone-Hersteller davon, wenn sie sich diesem Standard anschließen und ihre Geräte auch kompatibel dazu bauen.
Die Nachteile des digitalen Zoomens lassen sich teilweise ausschalten oder reduzieren. Der Zubehörmarkt würde den Anstrich von improvisierten Lösungen verlieren.
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